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Debatte über Delfinhaltung im Duisburger Zoo geht weiter

Debatte über Delfinhaltung im Duisburger Zoo geht weiter

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Foto: WAZFotoPool
Der Streit um die Haltung der Delfine im Zoo am Duisburger Kaiserberg hält weiter an. Der SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner unterstützt Achim Winkler. Der Zoo-Chef wirft den Gegnern Stimmungsmache mit falschen Informationen vor.

Duisburg. 

Horst Bell ist 78 Jahre alt, seine Enkelin Susanne Stabbert ist 25. Generationsübergreifend waren sie sich beim Besuch im Duisburger Zoo einig, dass die Delfin-Haltung in Ordnung geht. Horst Bell wünscht sich, „dass es so bleibt, denn die Delfine gehören zum Duisburger Zoo. Ich glaube nicht, dass es ihnen in der freien Wildbahn besser gehen würde“. Das sieht seine Enkelin genauso: „In der freien Wildbahn geraten sie oft in Fischerei-Netze.“ Solange die Tiere genug Platz haben hätten, stehe sie zu der Haltung der Delfine im Zoo.

Andrea Bensing aus Duissern sieht das ganz anders. In einem Brief an den Landtagsabgeordneten Frank Börner (SPD), der in der letzten Woche eine Reihe von SPD-Mitgliedern – zu der auch Susanne Stabbert und Horst Bell gehörten – zu einem Informationsbesuch bei Zoo-Direktor Winkler führte, schreibt sie: „Ich selbst bin Tierfreundin und daher schäme ich mich heute dafür, dass (in) Duisburg neben Nürnberg noch das einzige Delfinarium in Deutschland ist.“ Andrea Bensing stellt sich auf die Seite von Jürgen Ortmüller vom Wal- und Delfinschutz-Forum, der erklärter Gegner der Haltung von Delfinen in Zoos ist und beim Duisburger Direktor des Tierparks, Achim Winkler, den Blutdruck in ungeahnte Höhen schnellen lässt. Er schreibt sich auf die Fahne, dass der Münsteraner Zoo die Delfin-Haltung aufgegeben hat.

Winkler wirft Ortmüller vor, mit falschen Informationen Stimmung zu machen. So behaupte er immer wieder, dass Delfine in freier Wildbahn über 100 Kilometer weit schwimmen und 100 Meter tief tauchen würden. Ein bekannter Vorwurf, den nicht nur Winkler bestreitet: Die in Duisburg gehaltenen Delfine zählten zu einer Gattung, die in Küstennähe lebe und mehr die Enge von Riffen mag.

Kritiker beklagen zu kleine Käfige 

Ortmüller bekam vom Oberlandesgericht (OLG) Hamm zugestanden, dass das Hagener „Wal- und Delfinschutz-Forum“ (WDSF) das Recht habe, die Delfinhaltung auch weiterhin als kommerzielle Ausbeutung zu kritisieren. Aussagen des WDSF wie „Delfine leben in viel zu kleinen Käfigen“, „leiden in Gefangenschaft unter Stress“ und „unter katastrophalen Bedingungen“ sind nach dem Urteil zulässig und genießen den Schutz der Meinungsfreiheit.

Zoo-Chef Winkler gibt zu, dass man bei der Delfinhaltung früherer Jahre Fehler gemacht habe, aber man habe gelernt. Zum Beispiel, dass Delfin-Kälber in den ersten Wochen nach der Geburt kein Immun-System haben. Seit man dies weiß, werde der Nachwuchs zunächst in Quarantäne gehalten, die Todesrate sank. „Dass wir uns in Duisburg anpassen, sieht man ja auch daran, dass wir baulich gesehen jetzt eigentlich schon das dritte Delfinarium haben.“ In die Neubauten seien die neuen Erkenntnisse immer eingeflossen. Neun Delfine leben darin, sieben sind auch hier geboren. Dass Jungtiere sterben, komme auch in der freien Wildbahn vor.

Frage der Delfin-Haltung entzweit die Gemüter

Als nicht artgerecht findet der Bochumer Wissenschaftler Christian Schulz nach Medienberichten die Haltung der Delfine im Duisburger Zoo. Er geht dabei nicht so pauschal vor wie die Tierschutzorganisation Peta, sagt aber: „In kleinen Wasserbecken wie etwa im Duisburger Zoo haben die intelligenten Meeressäuger nichts zu suchen. Die Becken müssen mindestens über eine Bahnlänge von 850 bis 900 Metern verfügen, damit die Tiere wenigstens eine Minute geradeaus schwimmen können. Das ist in Duisburg nicht der Fall.“

Ob das die Meinung von Horst Bell und seiner Enkelin ändern wird, ist fraglich. „Ich glaube, wenn sie nicht artgerecht gehalten würden, gäbe es keinen Nachwuchs bei den Duisburger Delfinen“, ist Horst Bell überzeugt. Auch Andrea Besing wird bei ihrer Meinung sicher bleiben. Was sie dem Landtagsabgeordneten Frank Börner vorwirft, ist Einseitigkeit: Anstatt sich auch mit den Argumenten der Gegner auseinanderzusetzen, ignoriere er Gesprächsangebote.

In der Tat ist Börners Haltung ganz nah bei Horst Bell und seiner Enkelin: „Ich wünsche mir, dass die Delfine hier bleiben. Sie gehören zum Duisburg Zoo und ich glaube nicht, dass es ihnen in freier Wildbahn besser gehen würde als hier.“