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Ruhrgebiet, sieh' Deine Helden in Dortmund!

Ruhrgebiet, sieh' Deine Helden in Dortmund!

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Foto: WR/Franz Luthe

Dortmund. Ruhrgebiet, sieh‘ deine Helden: Per Staffelstabübergabe ist Dortmund an diesem Wochenende zum „Local Hero” der Kulturhauptstadt gekürt worden. Und was ein echter Held ist, der muss auch etwas vorzeigen können: In diesem Fall einen Blick in den U-Turm.

Die Bauarbeiter stehen übereinander auf den Gerüsten, als posierten sie für ein Foto für all die neugierigen Besucher, die sich im „U” eingefunden haben. Dabei wollen sie nur eine stählerne Stange nach oben durchreichen, hoch an der Vertikalen, die der Clou des Umbaus durch das Architekturbüro Gerber ist: Sieben Etagen werden die Kulturneugierigen hoch- und runter schauen können. „Das ist spektakulär”, sagt eine Besucherin beim Blick auf das Rohgerüst. In Etappen ziehen Medienkunst, Hochschulen, kulturelle Bildung und das Museum am Ostwall in diesem Jahr ein in die Stätte der Union-Brauerei.

Das alles aber wirkt an diesem Wahlsonntag im Mai noch wie ferne Zukunftsmusik: Die Neugierigen schauen auf frisch verlegten Estrich, Staub, Kabel, rohe Wände. Am fortgeschrittensten ist die dritte Etage, auf der der Hartware MedienKunstVerein schon ab Freitag dieser Woche die allererste Ausstellung des „U”s zeigen will: „Agents & Provocateurs” befasst sich mit subversiven Strategien der Kunst in einst sozialistisch regierten Ländern Osteuropas. „Der zeitliche Druck ist enorm”, sagt der technische Leiter Uwe Gorski.

300 bis 500 Handwerker arbeiten seit Monaten auch am Wochenende durch, um den extrem ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Denn das „U” als einstiger Gär- und Brauturm ist ins Gerede gekommen – wegen Zeitverzögerungen und stetig steigender Kosten. „Das ist eines der schwierigsten Projekte, das wir je realisiert haben – Alt- und Neubau zugleich”, sagt Architekt Eckhard Gerber, der trotzdem optimistisch ist, den Terminplan einzuhalten.

Soll heißen: Eine Teileröffnung der unteren drei Etagen – von Gründungsdirektor Dr. Andreas Broeckmann als „Prolog” bezeichnet – gibt es am 28. Mai mit Besuch des NRW-Ministerpräsidenten, Installationen von Regisseur Adolf Winkelmann, Medienkunst und Hochschulausstellungen. Das gesamte Gebäude wird aber erst am 8. Oktober fertig – zelebriert mit einer großen Kinoausstellung des Centre Georges Pompidou in Paris, die das Museum Ostwall präsentiert. Vier Hauptaufgaben sieht Gründungsdirektor Broeckmann danach für den Turm: Präsentation und Förderung von Kunst, Forschung sowie Unterstützung der Kreativwirtschaft – mit kultureller Bildung als Schlüssel. Fritz Pleitgen, Geschäftsführer Ruhr.2010, der sich von Anfang an für den Umbau eingesetzt hat, sieht in dem Turm gar „ein Wahrzeichen der Metropole Ruhr”.

Das allerdings setzt voraus, dass die Finanzierung der jährlichen Betriebskosten gesichert ist: Die nämlich stiegen von ursprünglich kalkulierten 3,76 Millionen Euro auf je vier 2011 und 2012 und 4,37 Millionen Euro ab 2013.

Doch auch jenseits des Leuchtturmprojekts zeigt Dortmund sich in dieser Woche heldenhaft: Das „Klangvokal”-Musikfestival eröffnet am 11. Mai, während „scene–ungarn” mit Konzerten und Ausstellungen schon läuft. Zehn junge Bühnen NRWs treten zum Wettstreit bei „westwind”, dem Kinder- und Jugendtheaterfestival an. Und der 8. Deutsche Chorwettbewerb kommt erstmals in das Ruhrgebiet – mit 5000 Sängerinnen und Sängern und über 50 Konzerten im Gepäck.

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