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Prostituierte in Dortmunder Nordstadt treffen Freier im Hausflur

Anwohner klagen – Prostituierte treffen Freier im Hausflur

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Foto: Knut Vahlensieck
Nordmarkt 5, Nordstadt in Dortmund – der Strom ist abgestellt, gebrauchte Kondome liegen im Hausflur. Seit der Straßenstrich abgeschafft wurde, ist das Haus zum Treffpunkt von Prostituierten und ihren Freiern verkommen. Eine Bewohnerin berichtet.

Dortmund. 

Gebrauchte Kondome liegen im Hausflur. Der Strom ist abgestellt. Die Klingel funktioniert nicht. Im Hof stapeln sich Windeln, Plastiktüten, alte Möbel. „Ich weiß nicht, wie Menschen so leben können“, sagt Eliane Wrobel kopfschüttelnd über ihre Nachbarn, die ihren Müll einfach aus dem Fenster werfen. Mittlerweile lebt die 38-Jährige allerdings selbst mitten im Chaos.

Vor zwei Jahren zog Wrobel in das Haus am Nordmarkt 5. Als alles noch in Ordnung war. „Seitdem der Straßenstrich geschlossen ist, sind die Prostituierten hier“, hat Wrobel beobachtet. Zunächst noch vor dem Haus. Mittlerweile im Haus. „Vor einem halben Jahr ist die Haustür kaputt gegangen“, erinnert sich Wrobel. Danach habe die Klingel nicht mehr funktioniert. Ebenso wenig die Lichter im Flur. Die Mieter hätten die Türe aufgelassen, weil sonst nicht mal die Post ins Haus gekommen wäre. „Jetzt kommen Drogensüchtige hier rein und Frauen mit ihren Freiern.“

DEW hat Strom gekappt

Den Allgemeinstrom hatte DEW21 Ende September gekappt. Weil der Vermieter von Wrobel keine Nebenkosten mehr gezahlt hat. Das weiß die gebürtige Brasilianerin jetzt. „Acht Monate lang hat er sich das Geld in die Tasche gesteckt“, ist Wrobel empört. Dagegen wehrt sich die 38-Jährige allerdings auch erst jetzt. „Er ist doch eigentlich ein netter Mensch“, sagt sie. Er habe immer versprochen, dass er alles regele.

Als im Winter die Heizung kalt blieb, die bereits vor Monaten immer wieder ausfiel, stellte der Vermieter ihr einen Heizlüfter in die Wohnung. Ende Dezember hatte DEW die Gasversorgung gesperrt. „Nachdem wir immer wieder versucht hatten, mit dem Eigentümer Kontakt aufzunehmen“, sagt DEW-Sprecherin Gabi Dobovisek. Vergeblich. Erst als DEW damit droht, die Wasser- und Energieversorgung zum Februar einzustellen, sind Wrobel und ihre Nachbarn auf dem Baum.

Nach einem gemeinsamen Termin bei DEW gibt es erstmal Entwarnung: „Der Eigentümer hat uns zugesichert, dass er einen Teil der Schulden zahlt“, sagt Dobovisek. Die Mieter sollen in Zukunft direkt an DEW zahlen. Das Gas ist wieder aufgedreht.

Probleme unter den Vermietern

Das Problem: Wrobels Vermieter ist nicht der einzige Eigentümer. Zwei weitere sind im Grundbuch eingetragen. Und untereinander gab es offenbar Probleme. Auf Nachfrage erklärt der Vermieter von Wrobel: „Ich bin selbst reingefallen.“ Der andere Eigentümer schulde ihm Geld. Er habe nicht alles alleine zahlen wollen, also habe er die Zahlungen an DEW eingestellt. „Ich will davon los“, sagt er. Sprich: Er sei gerade dabei, seine restlichen Wohnungen zu verkaufen.

Eliane Wrobel nutzt das nicht. „Ich würde gerne hier wohnen bleiben“, sagt sie. Rainer Stücker vom Mieterverein weiß: „Es ist sehr schwierig ein Eigentumswohnungsobjekt in Schieflage wieder in Ordnung zu bringen.“ Vor allem weil ein Problem eine kostspielige Sanierung erforderlich macht: Die Wohnung von Wrobel ist voll Schimmel.