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Pirat in Dortmund vor Gericht: Ihm werden grausame Taten vorgeworfen

Pirat in Dortmund vor Gericht: Ihm werden grausame Taten vorgeworfen

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Somalische Piraten kaperten auch das deutsche Containerschiff „Hansa Stavanger“. Gegen eine Zahlung von 2,7 Millionen Dollar kamen die 24 Crew-Mitglieder 2009 frei. Foto: imago stock&people

Dortmund. 

Der Tanker unter griechischer Flagge ist mit Rohöl im Gesamtwert von 130 Millionen Dollar unterwegs. Plötzlich eröffnen Piraten südöstlich des Omans das Feuer. Mit AK-47-Sturmgewehren feuern sie von ihren Schnellbooten in Richtung Kommandobrücke – zum Glück wird niemand verletzt.

An diesem 10. Mai 2012 überwinden die somalischen Piraten die Sicherungsvorkehrungen des Öltankers und nehmen das Schiff in ihre Gewalt. Vermutlich einer von ihnen: Mohamed Hassan S., 41 Jahre alt, aus Somalia und mittlerweile wohnhaft in Hamm. Dem Mann wird erpresserischer Menschenraub vorgeworfen, am Mittwoch startet der Prozess am Landgericht Dortmund.

Landgericht Dortmund: Somalier soll Öltanker gekapert haben

In der Anklageschrift heißt es, dass das Schiff nach dem Überfall an die nordöstliche Küste Somalias gebracht worden war. Über zehn Monate halten die 50 Piraten die 26 Crew-Mitglieder fest. Während der Lösegeldverhandlung drohen die Piraten immer wieder damit, eine der Geisel umzubringen und ein Video der Tat im Internet hochzuladen.

„Zwei durch Los gezogene Crewmitglieder sollen gezwungen worden sein, ihre Familien anzurufen und zu erklären, dass man sie binnen einer Woche erschießen werde, falls kein Lösegeld gezahlt werden würde“, erklärt Gerichtssprecher Thomas Jungkamp das Vorgehen der Piraten. Zur einer Exekution kam es allerdings nicht.

Nach langem Hin und Her zahlt die Reederei 13 Millionen Dollar Lösegeld. Am 10. März, ein Jahr später, verlassen die Piraten das Schiff.

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Angeklagter soll Koch gewesen sein

Dem Angeklagten wird nun vorgeworfen, dass er – bewaffnet mit einem AK-47-Sturmgewehr – zwischenzeitig die Geiseln bewacht haben soll. Als Koch soll er darüberhinaus für die Versorgung aller Crew-Mitglieder verantwortlich gewesen sein. Weiter soll er in den Plan involviert gewesen sein und später einen Teil des Lösegelds erhalten haben. Welche Summe er einstrich, ist unklar.

Der Bürgerkrieg in Somalia sorgte zwischen 2000 bis 2011 für einen rechtsfreien Raum. Da die Übergangsregierung kaum Möglichkeiten hatte, um gegen die Piraten vorzugehen, übernahmen das Marinen anderer Staaten.

Zwei abgelehnte Asylanträge

Wie der „Westfälische Anzeiger“ berichtet, habe der 41-Jährige zuvor an einer Art Kiosk Süßigkeiten verkauft. Durch den Überfall sei er wohl nicht reich geworden.

Über Italien war er nach Deutschland und schließlich nach Hamm gekommen. Zweimal stellte er Asylanträge, die abgelehnt wurden, wobei das Verfahren nach erfolgten Gerichtsentscheidungen noch nicht endgültig abgeschlossen ist.

In den Fokus der deutschen Ermittler geriet er nach seiner Einreise im Jahr 2018. Zwei weitere Komplizen hatten bei einem Prozess im rheinland-pfälzischen Zweibrücken seinen Namen ins Spiel gebracht. Spezialisten von FBI und NCIS hatten ihre Fingerabdrücke auf der „MT Smyrni“ nachweisen können.

Schon mehrfach sind in Deutschland Piraten aus Somalia wegen erpresserischen Menschenraub verurteilt worden. Das Landgericht Hamburg verhängte gegen zehn Piraten im Jahr 2012 Strafen zwischen zwei und sieben Jahren.