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„Ich schneide euch die Kehle durch!“ Dortmunder Krankenschwester packt aus – So krass geht es in unseren Krankenhäusern zu

„Ich schneide euch die Kehle durch!“ Dortmunder Krankenschwester packt aus – So krass geht es in unseren Krankenhäusern zu

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Foto: imago/Jochen Tack /Ingo Otto Montage: DER WESTEN
  • Beschimpfungen, Beleidigungen, Übergriffe: Eine ehemalige Krankenschwester erzält
  • Fliegende Tragen und Morddrohungen sind Alltag
  • „Würde ich heute noch dort arbeiten, hätte ich den kleinen Waffenschein!“

Dortmund. 

Eigentlich wollen sie nur helfen, aber immer häufiger werden sie selbst zur Zielscheibe!

Krankenschwestern und Ärzte sehen sich immer öfter mit Übergriffen, Beleidigungen und aggressiven Patienten konfrontiert.

Krankenschwester aus Dortmund erzählt: So krass ist der Alltag in unseren Krankenhäusern

Eine ehemalige Mitarbeiterin einer Dortmunder Klinik packt gegenüber DER WESTEN anonym aus. Die Frau, die von 2014 bis 2016 im Patientenbegleitdienst in Dortmund arbeitete, bemängelt fehlenden Respekt und eine zunehmende Ich-Bezogenheit der Patienten: „Einer kommt wegen eines Mückenstichs ins Krankenhaus. Ein Anderer brüllte mich an, weil seine Mutter Nasenbluten hat. Und nebenan kämpfen wir im Schockraum um das Leben eines LKW-Fahrers. Jeder ist sich selbst nur noch der Nächste.“

Patient rastet aus und droht mit Mord – Umstehende filmen

An einen Vorfall erinnert sich die Essenerin noch besonders gut: „Ein alkoholisierter Patient hatte einen Schnitt am Daumen. Er hat keinen Verband bekommen, weil er genäht wurde und Luft dran sollte“, erzählt sie.

„Das wollte er nicht verstehen und ist ausgerastet, hat unsere Sekretärin angegriffen. Ich stand dazwischen und er drohte: Ich war schon im Krieg und habe Frauen und Kinder getötet. Ich schneide euch die Kehle durch!“ Das war noch nicht alles: „Gestandene Männer standen daneben und filmten anstatt zu helfen.“

„Würde ich heute noch dort arbeiten, hätte ich einen kleinen Waffenschein!“

2016 hörte die Pflegerin, die anonym bleiben will, in der Klinik in Dortmund auf: „Wenn ich noch dort arbeiten würde, hätte ich heute einen kleinen Waffenschein!“

Trotz Sicherheitsdienst gab es ein Alarmsystem unter den Pflegern, berichtet sie: „Wir hatten einen Pieper, der losging, wenn etwas passierte. Dann mussten alle in die Notaufnahme.“ Sie erinnert sich an einen weiteren Vorfall: „Ein Drogensüchtiger ist ausgerastet, hat mit einer Trage um sich geworfen. Ein Kollege hat sich dann auf ihn geworfen, um ihn zu bändigen.“

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Diskussionen in sozialen Netzwerken

Auch in den sozialen Medien sorgt das Thema für Aufregung und wird kontrovers diskutiert: „In allen Bereichen unseres täglichen Lebens hört man davon – gegenüber der Polizei, der Feuerwehr, Rettungskräften, gegenüber Lehrern, Erziehern. Einfach überall. Kein Respekt, keine Manieren, keine Empathie. Man fragt sich, wohin das noch führen wird“, postete eine Facebook-Nutzerin.

Ein anderer hat einen Vorschlag: „Es könnte so einfach sein. Wer mit einem Wehwehchen kommt, muss die Kosten selbst tragen und wer aggressiv ist, hat sein Recht auf Behandlung in diesem Krankenhaus verwirkt.“

Aber auch die Pfleger sind nicht frei von Schuld, berichtet eine Nutzerin: „Ich bin selbst examinierte Krankenschwester und sage ganz klar: es sind nicht immer nur die Patienten, die sich so asozial verhalten. Es gibt auch genug Pflegepersonal, das gegenüber den Patienten so ist. BEIDE Seiten wurden einfach von dem Gesundheitssystem im Stich gelassen…“

Auch Klinikum Bergmannsheil in Bochum kämpft mit gefährlichem Trend

Die Vorfälle gegen Mitarbeiter des Klinikums in Dortmund sind dabei kein Einzelfall: „Respektlosigkeiten, Beschimpfungen und auch körperliche Übergriffe kommen in der Notaufnahme leider immer wieder vor. Bereits seit Jahren registrieren wir diesen Trend“, bestätigt auch Robin Jopp vom Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum.

Die Krankenschwester aus Essen arbeitet mittlerweile nicht mehr in der Unfallaufnahme – stattdessen als Pflegerin mit Demenz-Kranken: „Hier beleidigen mich höchstens 90-Jährige demente Omas – darüber kann ich lachen. Das andere war nicht zum Lachen.“