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Dortmund: Rechtsextreme „Graue Wölfe“ halten Veranstaltung ab – unfassbar, wie Stadt reagiert

Die türkisch-rechtsextremistischen „Grauen Wölfe“ haben mitten in Dortmund eine Veranstaltung abgehalten. Die Stadt reagiert unfassbar.

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Der Saal ist gut gefüllt, es werden Flaggen der Türkei, Aserbaidschan und die sogenannten „Wolfsflaggen“ auf rotem und türkisblauem Grund geschwenkt. Männer, Frauen, sogar Kinder zeigen den berüchtigten „Wolfsgruß“ – das Begrüßungs- und Erkennungszeichen der rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“. Diese Bilder stammen nicht aus der anatolischen Provinz, sondern mitten aus dem Ruhrgebiet: am 27. Dezember 2022 in den Fredenbaumhallen in Dortmund!

Dabei werden die „Grauen Wölfe“ sogar vom Verfassungsschutz beobachtet, der in ihnen eine mögliche Gefahr für die Stabilität der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland sieht. Unfassbar, wie die Stadt Dortmund unter Führung von Oberbürgermeister Thomas Westphal (55, SPD) reagiert, als DER WESTEN sie mit den Fotos konfrontiert!

Dortmund: „Graue Wölfe“ halten Veranstaltung ab – Stadt reagiert unfassbar

Laut dem Verfassungsschutz sind die „Grauen Wölfe“ mit rund 11.000 Anhängern die stärkste rechtsextremistische Bewegung Deutschlands. Viele Mord- und Gewalttaten in der Türkei, aber auch in Europa und Deutschland werden den „Grauen Wölfe“ zugerechnet. Die Bewegung gilt als antisemitisch, rassistisch und insbesondere gegen Kurden, Aleviten und Armeniern als gewalttätig. Selbst in Deutschland werden diese Bevölkerungsgruppen als „Feinde des Türkentums“ angegriffen.

Nicht ohne Grund ist die Bewegung in Frankreich und Österreich verboten, auch der Bundestag hat 2020 einen Prüfantrag für ein Verbot der „Grauen Wölfe“ verabschiedet. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat den „Grauen Wölfen“ sogar eine eigene Publikation mit dem Titel „Türkischer Rechtsextremismus – Die Ülkücü-Bewegung“ gewidmet.

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Die Veranstaltung der „Grauen Wölfe“ fand in den Fredenbaumhallen in Dortmund statt. Foto: Privat

Stadt reagiert unfassbar auf Fotos

Konfrontiert mit den Fotos, reagiert die SPD-geführte Stadt unfassbar. Auf DER WESTEN-Anfrage, ob die Abhaltung solcher Veranstaltungen der Stadt bekannt sei, antwortet ein Sprecher lapidar: „Ja, die Stadt hat Kenntnis davon, dass gelegentlich Veranstaltungen dieser Art in privat geführten Hallen stattfinden und hat so weit es geht einen Blick auf die Szene.“

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Selbst Kinder werden dazu animiert, den berüchtigten „Wolfsgruß“ zu zeigen. Foto: Privat

Eine rechtsextreme Bewegung, die von Verfassungsschutz beobachtet wird, sich mitten in Dortmund feiert, selbst Kinder dazu animiert, den „Wolfsgruß“ zu zeigen – und die Stadt hat „Kenntnis davon“ und „so weit es geht einen Blick auf die Szene“? Für Türkei-Experte und Politikwissenschaftler Burak Copur (45) ein Unding. Er geht mit der Stadt und Oberbürgermeister Westphal hart ins Gericht, sagt zu DER WESTEN: „Einem politischen Skandal entgeht man als Stadtspitze nicht dadurch, dass man eine aus einem einzigen Satz bestehende nichtssagende dilettantische Antwort liefert und den Kopf in den Sand steckt. Sondern man zeigt eine offensive Haltung und Handlung gegenüber dem Rechtsextremismus jeglicher Couleur.“

Türkei-Experte geht hart mit politischer Führung Dortmunds ins Gericht

Copur weiter: „Viele Kommunen wie beispielsweise München haben eine Handreichung entwickelt, wie man mit solchen öffentlichen oder privaten Vermietungen an Rechtsextremisten umgehen sollte. Der damalige OB Christian Ude hat gezielt einzelne Gewerbetreibende angeschrieben und sie über entsprechende rechtsextremistische Gruppen informiert. Der Betreiber sagte daraufhin die Veranstaltung ab.“


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Er fordert eine solche Handreichung auch für Extremismus unter Migranten, kritisiert die Dortmunder Stadtführung weiter: „Dortmund hingegen begnügt sich offensichtlich mit dem Werfen von Nebelkerzen, um von der eigenen Untätigkeit und dem Versagen abzulenken.“ Der private Hallenbetreiber, der für die Vermietung der Räumlichkeiten an die „Grauen Wölfe“ verantwortlich ist, hat auf DER WESTEN-Anfrage nicht reagiert.