Tausende Schüler strömten am Mittwoch zur Berufsbildungsmesse in den Ruhr-Congress. Viele Aussteller präsentierten sich mit praktischen Vorführungen.
Bochum.
„Ich bin Handwerker. Ich kann das!“ steht in großen Lettern auf dem T-Shirt von Egdar Pferner. Der Obermeister der Friseur-Innung steht auf einer Bühne im Ruhr-Congress und versucht mit dem vollblütigen Temperament eines Animateurs so viele Schüler wie möglich für seinen Beruf zu begeistern, indem er sie an Puppen selbst frisieren lässt. Denn das ist eine Hauptaufgabe der „8. Berufsbildungsmesse“: Die Jugendlichen so konkret und lebendig wie möglich an einer Lehrstelle schnuppern lassen.
„Wir wollen den jungen Menschen erklären, was es heißt, eine Ausbildung zu durchleben, wie die Prüfung abläuft und auch die Freude an unserem Beruf vermitteln“, sagt Pferner. Auch andere der 67 Aussteller aus allen Berufszweigen wissen, dass das bloße Verteilen von Handzetteln und Broschüren keine Jugendlichen neugierig macht, und stellen praktische Übungen aus der Ausbildung vor wie zum Beispiel das Bearbeiten von Metall und das Herstellen eines Flaschenöffners.
Mehr Orientierungshilfe
12.000 bis 13.000 Menschen werden an den beiden Veranstaltungstagen (9. und 10.) erwartet. Und tatsächlich drängelten sich gestern Vormittag zahlreiche Schülergruppen vor allem aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen durch den Ruhr-Congress, überwiegend im Alter von 13 bis 16 Jahren.
Bereits im Foyer wartet Uwe Bösedar vom Ausbildungsbetrieb Feuerwehr und Rettungsdienst auf sie. „Ich bin diesmal wirklich begeistert, denn die Schüler sind viel motivierter und interessierter als sonst“, erklärt Bösedar freudig. Sie schienen sich schon im Vorfeld Gedanken gemacht zu haben und bekämen von den Schulen diesmal mehr Orientierungshilfe. Ohne jede Scheu würden Fragen gestellt wie: „Was mache ich, wenn meine Mutter zu Hause zusammenbricht?“ Anhand eines Übungstorsos konnten die Besucher den Einsatz eines Defibrillators ausprobieren.
Hautnahes Gespür entwickeln für den unmittelbaren Umgang mit Materialien
Ein paar Schritte weiter war ein „Berufsparcour“ aufgebaut. Dort konnten die Jugendlichen schrauben, verpacken, Haare flechten und dabei ein hautnahes Gespür entwickeln für den unmittelbaren Umgang mit Materialien und Werkzeugen: Was liegt mir, was liegt mir nicht? In dem „Schnupperpraktikum“ wurden die praktischen Voraussetzungen diverser Berufsbilder nähergebracht und die Hemmschwelle genommen, einzelne Aussteller ansprechen zu müssen.
Auch die Bundeswehr war mit einem Stand präsent. Sie stellte Ausbildungsberufe aus ihrem IT-Bereich und ihrem zentralen Sanitätsdienst vor: Arzthelfer, medizinische Angestellte und Rettungsassistenten zum Beispiel. Der Stand wurde von mehr als zehn Polizeibeamten geschützt, weil es, wie jedes Jahr, vor dem Gebäude und auch direkt vor dem Stand Proteste gegen die Werbung dieses Arbeitgebers gab („Kein Werben fürs Sterben“). Neben den Ausstellern hatten sich auch die IHK und die Arbeitsagentur für die Messe ins Zeug gelegt. Zum Beispiel führten 50 Berufsberater in der VIP-Lounge des VfL-Stadions reihenweise Vier-Augen-Gespräche mit Jugendlichen, die noch nicht wissen, was sie später einmal machen wollen.