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Freude und Sorgen beim Richtfest fürs Justizzentrum Bochum

Freude und Sorgen beim Richtfest fürs Justizzentrum Bochum

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Foto: Fischer
Vor vielen Gästen wurde Richtfest im neuen Justizzentrum gefeiert. Minister Kutschaty nannte das Bauprojekt einen Gewinn für Stadt, Land und Justiz.

Bochum. 

Es gab manchen Widerstand, manchen Ärger um diese Baustelle, die zu der größten in der ganzen Stadt seit vielen Jahren zählt. Doch am Montag wurde nun nach knapp zweieinhalbjähriger Bauzeit Richtfest gefeiert.

„Der Rohbau steht für ein imposantes Justizzentrum“, rief Helmut Heitkamp vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW den vielen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Justiz und Verwaltung zu. Seine Freude, endlich die Hälfte dieses Mammut-Projektes geschafft zu haben, war ihm deutlich anzumerken. Das Justizzentrum, sagte Minister Thomas Kutschaty, werde „für alle – die Stadt, das Land und die Justiz – ein Gewinn“ sein. Vom Ostring aus sind die einzelnen Gebäude des Justizzentrums noch kaum zu sehen. Planen verdecken die Sicht. Doch dahinter verbergen sich die Rohbauten der künftigen Staatsanwaltschaft, des Land-, Amts- und Arbeitsgerichts sowie der Sozialen Dienste. 750 Bedienstete und 330 Referendare sollen dort bald arbeiten.

Mehrere Probleme angeschnitten

In fast allen Reden zum Richtfest wurden allerdings auch mehrere Probleme angeschnitten. Es fing an mit dem teils emotional geführten Protest gegen den Abriss des Ostring-Gymnasiums, das für den Neubau hatte weichen müssen. Am Ende fand man einen kleinen Kompromiss, indem man die historische Fassade der Schule in den Neubau integrierte. Damit, so Kutschaty, habe „die Landesregierung eine gute Entscheidung“ getroffen.

Sorgen hatten auch deutliche Bauverzögerungen und eine Erweiterung des Kostenrahmens bereitet. Durch Insolvenzen einiger der 40 beteiligten Firmen, Umplanungen und Vergabebeschwerden von Baufirmen war der zu Baubeginn vorgesehene Fertigstellungstermin Ende 2015 um ein Jahr nach hinten geschoben worden. Wie Heitkamp vom BLB der WAZ am Rande des Richtfestes sagte, habe allein eine Beschwerde um den Einbau der Fenster für eine zehnmonatige Zwangspause in diesem Gewerke gesorgt. Insgesamt habe es sogar fünf Vergabebeschwerden gegeben – eine ungewöhnlich hohe Anzahl.

„Eine äußerst anspruchsvolle Baustelle“

Allerdings seien sämtliche Beschwerden von höheren Stellen abgewiesen worden. Sein Kollege Dr. Martin Chaumet, Geschäftsführer des BLB in NRW, sagte: „Ich hoffe sehr, dass wir nicht noch mehr solche Verzögerungen hinnehmen müssen, auf die wir keinen Einfluss haben.“ Das Projekt sei „eine äußerst anspruchsvolle Baustelle“.

Für Irritationen hatten auch die Kosten gesorgt. Beim Spatenstich im November 2012 war noch von rund 100 Millionen Euro die Rede. Wie der BLB aber gestern auf Nachfrage mitteilte, waren damit nur Bau- und Planungskosten gemeint. Hinzu kommen nun aber noch 38 Millionen für gestiegene Bauzeitzinsen und ein erhöhtes Risikovorsorgebudget. Das hieße nicht, dass von diesem Geld am Ende auch Gebrauch gemacht werde. Es diene lediglich als Sicherheit für zum Beispiel den Fall, dass eine Baufirma insolvent gehe und damit der Bauablauf erneut erheblich gestört und finanziell belastet würde.