Veröffentlicht inBochum

Doppelmord von Herne: Wird die Mutter von Christopher W. (†22) um Spendengelder betrogen?

Doppelmord von Herne: Wird die Mutter von Christopher W. (†22) um Spendengelder betrogen?

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Michaela W., Mutter des getöteten Christopher (22†) aus Herne hält ein Handy in die Kamera, auf der ein Bild der Spendensammlerin Susanna S. zu sehen ist. Sie soll Spenden gesammelt und sie dann nicht an Michaela W. weitergegeben haben. Foto: Jürgen von Polier
  • Michaela W. hat bei dem Doppelmord von Herne ihren Sohn Christopher (†22) verloren
  • Nun soll eine Frau aus Herne Spendengelder in ihrem Namen gesammelt und sie nicht an die trauernde Mutter weitergegeben haben

Herne. 

Es ist eine unfassbare Geschichte, mit der sich Michaela W., Mutter des ermordeten Christopher W. (†22), an die Redaktion von DER WESTEN gewandt hat.

Im Gespräch erzählt sie unserem Reporter, dass kurz nach dem schrecklichen Tod ihres Sohnes eine Frau namens Susanna S. aus Herne begonnen hätte, für die trauernde Mutter Spenden zu sammeln. 1800 Euro sollen dabei zusammengekommen sein. Doch dieser Betrag ist nie bei Michaela W. angekommen.

Aber warum hat die Hernerin überhaupt gesammelt? „Sie hat gesagt, ihr Lebensgefährte Michael K. sei der Polizist, der mein Kind am Tatort gefunden hat. Der Anblick habe ihn so fertig gemacht, dass er Magengeschwüre entwickelt hätte und sich sogar einer Not-Operation habe unterziehen müssen“. Deshalb habe Susanna S. in einem Reitverein, einer Schule und einem Fußballverein Spenden gesammelt.

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Doch Nachfragen unserer Redaktion bei der Polizei Bochum ergeben: Ein Polizist mit dem Namen Michael K. war gar nicht am Tatort in Herne, als Christophers Leiche gefunden wurde. In ganz Nordrhein-Westfalen existiert kein Polizist mit dem vollen Namen, der unserer Redaktion bekannt ist.

Michael K. ist unbestätigten Informationen zufolge kein Polizist, sondern soll von Hartz IV leben. Mittlerweile behauptet Susanna S. dass nicht ihr Lebensgefährte, sondern ihr Sohn der besagte Polizist gewesen sei. Einen Namen dürfe sie aber aus Sicherheitsgründen nicht nennen, sagt sie auf Anfrage von DER WESTEN.

Christophers Mutter wirkt müde von den Strapazen

Während des Gesprächs mit unserem Reporter sitzt Michaela W. in der Wohnung einer Freundin in Herne. Oft kämpft sie mit den Tränen, beruhigt sich dann zeitweise wieder. Sie wirkt sehr müde von den Strapazen der vergangenen Monate. Um den Hals trägt sie einen Anhänger mit dem Konterfei ihres Sohnes Christopher.

„Mir geht es nicht mal mehr um das Geld“, sagt sie. „Ich will einfach nur nicht, dass der Tod meines Sohnes so missbraucht wird. Ich wünsche keiner Mutter, dass sie das durchmachen muss, was wir gerade durchstehen. Und dann kommt da eine Frau und macht so etwas.“

Viele Gründe für die fehlende Übergabe des Geldes

Immer wieder habe sich Spendensammlerin Susanna S. herausgeredet, wenn sie auf die Spenden angesprochen wurde, sagt Michaela W. „Sie hat gesagt, sie wolle uns zum Essen einladen und dann die Spenden übergeben, kam dann aber nicht. Sie hat auch nie abgesagt.“ Stattdessen hätte sie mal behauptet, im Krankenhaus Bergmannsheil zu liegen. Mal sei ihre Mutter und auch ihr Kind krank geworden, mal habe es einen Stau auf der Autobahn gegeben.

All diese Aussagen sollen Freunde von Michaela W. geprüft haben, teils durch gezielte Nachfrage im Bekanntenkreis, teils im Krankenhaus Bergmannsheil. Jedes Mal hätte die Nachfrage ergeben, dass die Aussagen der Frau nicht gestimmt hätten. Auch der angebliche Stau auf der Autobahn nicht, was mit Hilfe einer Stau-Übersicht im Internet nachvollzogen wurde.

Die Spenden existierten wohl, wurden aber angeblich zurückgegeben

Als unser Reporter Susanna S. anruft, um auch ihre Sicht der Dinge zu hören, antwortet sie, dass tatsächlich etwa 1800 Euro bei ihrer Sammelaktion zusammengekommen seien. Gesammelt habe sie laut eigener Aussage im privaten Bekanntenkreis. In einem Reitverein ihres Sohnes und in einem Fußballverein. Auch in einer Bochumer Schule soll gesammelt worden sein. Die Namen der beteiligten Vereine will sie aber nicht nennen. „Das Geld ist komplett an meine Leute zurückgezahlt worden“, wie Susanna S. behauptet. Und sie schiebt nach: „Was Geld betrifft, bin ich eine korrekte Person.“

Aber wurde das Geld tatsächlich zurückgezahlt? Unklar. Chat-Verläufe von Michaela W. und Spendensammlerin Susanna legen jedenfalls nahe, dass noch vor einigen Tagen der Plan bestand, das Geld an Michaela W. zu übergeben. Warum also jetzt nicht mehr?

Dazu sagt Susanna auf Anfrage, dass Bekannte von Michaela mehrfach über selbige gelästert hätten. Deshalb hätte Spendensammlerin Susanna sich dazu entschieden, das Geld an ihre Freunde zurückzuzahlen und es nicht an Michaela W. zu übergeben. Was der Inhalt dieser angeblichen Lästereien gewesen sein soll, will Susanna nicht sagen.

Michaela W. will jetzt rechtliche Schritte gegen Susanna S. einleiten. Sie sagt: „Es gibt da draußen Menschen, die aus Nächstenliebe gespendet haben. Und selbst wenn es nur zwei Euro sind, haben die Menschen doch ein Recht darauf, zu erfahren, wo das Geld ist.“