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Bochum: „Letzte Generation“ legt Verkehr in der City lahm – und das ist nur der Anfang!

Die „Letzte Generation“ hat am Freitagabend den Nordring in Bochum lahmgelegt. Die Klima-Kleber haben noch mehr vor.

© Letzte Generation Bochum

Letzte Generation: Was ihre Ziele sind und wer dahinter steckt

Das Festkleben auf Straßen, beschädigte Luxusläden oder ein beschmiertes Brandenburger Tor. Von den Aktionen der "Letzten Generation" hat sicher jeder schon einmal gehört. Doch wer sind die Leute dahinter und was sind ihre Ziele?

Die „Letzte Generation“ hat am Freitagabend (10. November) mit einer Protestaktion den Verkehr auf dem Nordring in Bochum lahmgelegt. Ein Sprecher der Polizei bestätigte auf Nachfrage von DER WESTEN einen Klima-Kleber-Einsatz am Nordring, Ecke Kortumstraße.

Vier Aktivisten blockierten dort die Straße, mindestens einer klebte sich mit Sekundenkleber am Asphalt fest. Es kam nach Angaben der Polizei zu leichten Verkehrsbeeinträchtigungen. Die Einsatzkräfte konnten die Aktivisten in der Zwischenzeit von der Straße entfernen. Sie rufen allerdings schon zur nächsten Großaktion auf!

Bochum: „Letzte Generation“ ruft zu Massenblockade auf

Mit der Aktion wollte die „Letzte Generation“ nach eigenen Angaben an neun Menschen um den Träger des alternativen Nobelpreises Ken Saro Wiwer erinnern. Die Gruppe wurde vor Jahrzehnten in einem Show-Prozess in Nigeria hingerichtet, „nur weil sie friedlich gegen fossile Zerstörung protestiert haben“, erklären die Aktivisten. „Heute vor genau 28 Jahren sind neun Ogoni-Aktivisten auf Betreiben von Shell hingerichtet worden, die sich friedlich versammelt hatten, um gegen die Umweltzerstörung durch Shell in Nigeria zu protestieren. Dieser Menschen gedenken wir mit unserem Protest“, sagt die Wuppertaler Aktivistin Tina Rieck (34).


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Unterstützt wurden die Klimakleber in Bochum von Mitgliedern von „Extinction Rebellion“. Im Zuge des Protests fordert die „Letzte Generation“ zu einer Massenblockade der Straße des 17. Juni in Berlin auf. Der Protest solle am 25. November um 12 Uhr stattfinden.


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Zum Hintergrund der Aktion in Bochum: Menschenrechtsorganisationen hatten der Royal-Dutch-Shell-Gruppe seinerzeit nicht nur die Öl-Verseuchung großer Landstriche der Volksgruppe Ogoni vorgeworfen, sondern auch eine Mitschuld an der Hinrichtung der Gruppe. Demnach soll das Unternehmen dem damaligen Alleinherrscher General Sani Abacha aufgefordert haben, sich um das „Problem“ der Aktivisten um Ken Saro Wiwer zu kümmern. Die Hinrichtung der Aktivisten wurde damals international geächtet und Nigeria zwischenzeitlich sogar aus dem Commonwealth of Nations ausgeschlossen. Shell einigte sich im Jahr 2009 mit den Hinterbliebenen der Toten auf eine Zahlung von 15,5 Millionen US-Dollar, um nicht vor einem US-Bezirksgericht wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt zu werden.

Die „Letzte Generation“ kämpft mit ihren Protesten ihrerseits gegen die Zerstörung der Umwelt und für die Einhaltung der Klimaziele. Aktivist Philipp Nawrath (28) fordert: „Wir brauchen jetzt sofort den notfallmäßigen Ausstieg aus den fossilen Energien, denn wir erleben gerade eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes. Dafür sind wir hier auf der Straße und wir werden so lange und mit immer mehr Menschen wiederkommen, bis die Bundesregierung endlich tut, was uns vor einer schrecklichen Zukunft schützt.“