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Umstrittene Methoden, unumstrittener Erfolg

Umstrittene Methoden, unumstrittener Erfolg

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Foto: imago sportfotodienst

Blauer Himmel, grüne Palmen: Wenn Gerhard Hetz aus dem Fenster schaut, erblickt er Idylle pur. Am Strand von Mexiko betreibt Hetz mit seiner Familie ein Hotel. Heute wird der erfolgreiche Schwimmer und Trainer, der in Bochum, Köln und Bonn arbeitete, 66 Jahre alt.

In seiner aktiven Zeit gewann er Silber und Bronze bei den Olympischen Spielen. Außerdem schwamm er zweimal Weltrekord und holte zudem elf Europa- und 43 deutsche Rekorde. 1962 wurde er zum „Sportler des Jahres“ gewählt.

Auch als Coach war er erfolgreich: Seine Schützlinge holten bei international bedeutenden Meisterschaften insgesamt 31 Medaillen. Unumstritten – Gerhard Hetz ist einer der ganz großen deutschen Schwimmer und Trainer.

Sie nannten ihn „den Schleifer“

Umso umstrittener hingegen seine Methoden: Der „Schleifer“ wurde er genannt, kein Zweiter ließ so hohe Umfänge trainieren wie er, keiner trieb seine Schützlinge so kompromisslos zum Krafttraining. Gerhard Hetz sei ein guter Trainer, aber ein sehr schlechter Psychologe, soll der ehemalige DSV-Schwimmwart Hermann Henze, einstiger Macher und Vorsitzender der Schwimm- und Sportfreunde Bonn, über Hetz gesagt haben.

Denn Hetz, der längst nicht mit jedem zusammen arbeiten und sich vor allem nicht von Funktionären abhängig machen wollte, war anspruchsvoll wie kein anderer. Seinen Schülern verlangte er alles ab, ihn interessierte immer nur die absolute Spitze.

Und die erreichte er auch: Hetz machte Blau-Weiß Bochum und die SSF Bonn zu Vorzeige-Schwimmvereinen, in Bonn und später bei SV Rhenania Köln errang er mit seinen Schützlingen 31 internationale Medaillen. Seine herausragenden Athleten waren dabei Werner Lampe mit Olympia-Bronze über 200 Meter (1972 in München) und Rainer Henkel, der 1986 in Madrid Doppelweltmeister über 400 Meter und 1.500 Meter Freistil wurde.

Niederlage bei „Operation Olympiagold“

Kurz darauf folgte jedoch die größte Niederlage in Hetz’ Karriere als Coach: 1988 scheiterte der gebürtige Oberfranke in Seoul mit Henkel bei der „Operation Olympiagold“: Alle warteten damals darauf, dass Henkel bei den Olympischen Spielen den Sieg holen würde. Doch als es um die Medaillen ging, kämpfte Henkel chancenlos gegen eine Grippe und wurde im olympischen Finale nur Sechster.

Dass er noch einmal ins Trainergeschäft einsteigt, davon ist nicht auszugehen. Der Nachrichtenagentur sid sagte Hetz: „Ich habe im Leben zwar begriffen, dass man niemals nie sagen soll, aber dieses Kapitel scheint mir doch abgeschlossen zu sein.“