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Emmrich ist der Neue – DTB-Team führt 2:0 gegen Brasilien

Emmrich ist der Neue – DTB-Team führt 2:0 gegen Brasilien

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Foto: dpa
Gestatten? Martin Emmrich! Der Sohn des besten Tennis-Spielers der DDR spielt am Samstag im Davis-Cup in der Relegation gegen Brasilien im Doppel. Nach dem ersten Tag führt die deutsche Mannschaft mit 2:0.

Ulm. 

Scheinwerferstrahlen kreisten, sie begleiteten das Team in die Arena. Vornweg der Chef, Carsten Arriens, danach die Einzelspieler Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer, dann die Debütanten, der lange Daniel Brands und schließlich Martin Emmrich. Vor zwölf Tagen während der US Open in New York hatte er erfahren, dass er an diesem Samstag in Ulm gemeinsam mit Brands Doppel im Davis-Cup gegen Brasilien spielen wird, und seither wandelt Emmrich auf Wolke sieben.

Vor genau einem Jahr hatte er als fünfter Mann schon mal ein paar Tage im Kreise der Mannschaft verbracht, aber hätte ihm seinerzeit jemand gesagt, dass er diesmal tatsächlich spielen wird – er hätte es nicht geglaubt. Damals gehörte er zu den besten deutschen Doppelspielern, inzwischen ist er der beste, gemessen an seiner Position in der Weltrangliste (aktuell Nr. 35).

Emmrichs Geschichte ist aber nicht nur deswegen interessant – es gab schon einmal einen Tennisspieler dieses Namens. Thomas Emmrich aus Magdeburg galt zwischen 1970 und Ende der Achtziger Jahre mit weitem Abstand als bester Tennisspieler der DDR, nicht nur im Doppel, sondern auch im Einzel. Er gewann Dutzende von Meistertiteln und hätte die Klasse gehabt, sich als Profi durchzusetzen. Wenn man ihn denn gelassen hätte.

Aber da Tennis damals nicht zu den olympischen Disziplinen gehörte, die Staatsführung demzufolge keinen Sinn in einer Förderung sah, konnte Emmrich die Entwicklung des Profitennis nur als Zuschauer des Westfernsehens aus der Ferne verfolgen. Für Martin, den 1984 geborenen Sohn, war der Weg dagegen frei. Der sagt, der Davis-Cup sei zuhause immer ein Thema gewesen. „Mein Vater durfte ja selbst nie spielen – gut, dass das einer aus der Familie nachholen kann. Die Träume, die er immer hatte, darf jetzt der Sohn haben.“

Als Martins Karriere vor einiger Zeit ins Stocken geraten war, hatte ihm der Vater geraten, sich aufs Doppel zu konzentrieren. Ein guter Tipp. Der Senior war auch daher einer der ersten Gratulanten, nachdem der Junior in New York von der Nominierung erfahren hatte, aber was nun bei dessen Premiere passiert, kann er nicht live verfolgen. Thomas Emmrich spielt in dieser Woche bei den Senioren-WM in Pörtschach am Wörthersee. „Ganz gut so, dass er nicht hier sein kann“, sagt er Sohn. Im ersten Moment denkt man, das sei wieder einer seiner frechen Kommentare, aber er schiebt die Erklärung nach: „Bitte nicht falsch verstehen. Natürlich würde ich mich freuen, aber er hat immer was zu meckern.“

Für die Brasilianer kein Thema

Er selbst wird nun also knapp 24 Jahre nach der Wiedervereinigung als erster in der DDR geborener Spieler für Deutschland im Davis-Cup spielen. Der Ossi. Nein, keine ollen Kamellen an dieser Stelle. Aber so wird er nicht nur von den eigenen Leuten im Team genannt, sondern auch von diversen Kollegen, die selbst aus Ländern des ehemaligen Ostblocks stammen. Martin Emmrich findet das lustig, immer noch. Für die Brasilianer ist das ohnehin kein Thema; aus deren Sicht fängt der Osten an der Westküste des Atlantiks an.