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Holger Gehrke im Interview: „Wollte nie Fußballer werden“

Holger Gehrke im Interview: „Wollte nie Fußballer werden“

Heute trainiert Holger Gehrke die Keeper beim 1. FC Köln. Foto: imago, In der Saison 1996/1997 lief Gehrke selbst als Torwart auf - für den MSV Duisburg. Foto: imago
Heute trainiert Holger Gehrke die Keeper beim 1. FC Köln. Foto: imago, In der Saison 1996/1997 lief Gehrke selbst als Torwart auf - für den MSV Duisburg. Foto: imago Foto: Foto: imago sportfotodienst

Er hat für Schalke und den MSV Duisburg gespielt, ist inzwischen Torwarttrainer beim 1. FC Köln und wird heute 48 Jahre alt: Im Interview spricht Holger Gehrke über seine Karriere, die eigentlich ganz anders geplant war, und den Unterschied zwischen „Zebras“ und „Knappen“.

Herr Gehrke, Sie werden am heutigen Freitag 48 Jahre alt. Unternehmen Sie an Ihrem Geburtstag etwas Spezielles?

Holger Gehrke: Nein, ich habe nichts geplant. Und in dem Alter braucht man auch nicht mehr groß zu feiern (lacht).

Ich gehe ja nun mittlerweile stramm auf die 50 zu, obwohl ich das selber manchmal nicht glauben kann. Nein, eine große Party wird es nicht geben, vielleicht eine kleine Grill-Feier.

Wenn man sich die Stationen Ihrer Karriere anschaut: Sie kommen aus Berlin, haben in Saarbrücken, Karlsruhe und im Ruhrgebiet gespielt. Mittlerweile sind Sie Torwarttrainer in Köln. Kann man da irgendwo wirklich heimisch werden?

Gehrke: Wenn man sich diese Liste so anschaut, dann denkt man, ich bin ein richtiger Wandervogel. Aber andererseits – allein in Berlin habe ich neun Jahre Station gemacht. Ich habe das allerdings immer positiv gesehen. Gerade durch die vielen Wechsel erweitert man seinen Horizont – als Fußballer und als Mensch. Man lernt immer wieder ein neues Umfeld kennen, neue Menschen, neue Freunde, das ist spannend. Und wenn man ein paar Jahre an einem Ort verbracht hat, denkt man unwillkürlich, ob jetzt nicht mal eine neue Herausforderung kommt.

Was wäre denn eine neue Herausforderung für Sie?

Gehrke: Ich bin glücklich in Köln, über neue Herausforderungen mache ich mir erstmal keine Gedanken. Das hat meine Karriere ohnehin immer ausgemacht: Dass ich mir keine Ziele gesteckt habe. Eigentlich wollte ich ja auch gar kein Fußball-Profi werden.

Sondern?

Gehrke: Sportlehrer wollte ich werden, ich hatte ja auch mit einem Studium begonnen. Die Karriere im Fußball hat bei mir sehr spät begonnen. Ich habe noch mit 20 Jahren in der Kreisliga A auf roter Asche gespielt. Torwart wollte ich übrigens auch nicht werden.

Nicht?

Gehrke: Nein. Ich habe lange in der Abwehr, im Mittelfeld und auch im Sturm gespielt. Aber ich war einfach draußen zu langsam. Als ich 17 war, musste ich dann ins Tor. Als Keeper hatte ich vorher schon mal ausgeholfen, da waren alle glücklich mit meiner Leistung. Ich selber war aber anfangs gar nicht so glücklich.

Und doch standen Sie in der ersten und zweiten Bundesliga zwischen 1984 und 1999 über 200 Mal im Tor, unter anderem für den FC Schalke 04 und den MSV Duisburg. Was ist Ihrer Erfahrung nach der größte Unterschied zwischen den „Knappen“ und den „Zebras“?

Gehrke: In meiner Zeit war der Unterschied zwischen den beiden Vereinen noch nicht so gravierend wie heute, auch wenn man schon damals gesehen hat, dass Schalke ein schlafender Riese war.

Jetzt ist es natürlich offensichtlich – Schalke spielt Champions League, Duisburg in der Zweiten Liga. Im Revier ist eine Hierarchie entstanden, in der sich Schalke und der BVB besonders hervorgetan haben. Beide Clubs haben große Stadien, viele Fans und tolle finanzielle Möglichkeiten. Aber ich finde, auch der MSV gehört in die Bundesliga. Ich wünsche den Zebras den Aufstieg, gehe auch noch ins Stadion. Am Montag zum Beispiel war ich beim Unentschieden gegen Rostock dabei. War eine schöne Zeit damals in Duisburg.

In den Statistiken wird ja auch immer wieder betont, dass Sie den größten Erfolg Ihrer Karriere mit dem MSV hatten – das Erreichen des DFB-Pokal-Finales.

Gehrke: Ja, ich habe das auch gelesen und finde es witzig. Ich könnte mich natürlich mit fremden Federn schmücken, aber beim DFB-Pokal-Finale war ich längst aussortiert.

Thomas Gill stand damals zwischen den Pfosten.

Gehrke: Richtig, diesen Erfolg darf ich also gar nicht für mich verbuchen.

Sie sind heute Torwarttrainer beim 1. FC Köln, nachdem Sie unter anderem als Co-Trainer auf Schalke und bei Hertha BSC Berlin angestellt waren.

Gehrke: Ja, ich arbeite gerne bei Traditionsvereinen, die Fan-Kultur haben. Wenn Emotionen im Spiel sind, macht es erst richtig Spaß.

Den Auftakt gegen Wolfsburg hat Köln am letzten Spieltag verloren. Warum gewinnt Ihr Team am Sonntag im nächsten Spiel gegen Eintracht Frankfurt?

Gehrke: Weil wir aus unseren Fehlern gelernt haben und über 90 Minuten die Form zeigen werden, die wir gegen Wolfsburg nur eine Halbzeit lang abrufen konnten. Außerdem haben wir unsere Fans im Rücken.

Herr Gehrke, Ihnen einen schönen Geburtstag.