Veröffentlicht inSport

Schalke-Talent Philipp Hofmann ist auf dem Sprung zu den Profis

Schalke-Talent Philipp Hofmann auf dem Sprung zu den Profis

dominikernstphilipphofmann.jpg
Foto: imago
Im Internat des FC Schalke 04 bereitet sich Philipp Hofmann auf sein Dasein als Profi-Fußballer vor. In der Europa League bei Maccabi Haifa stand das 19-jährige Sturmtalent bereits im königsblauen Kader.

Gelsenkirchen. 

Bier? Philipp Hofmann lacht. Und grinst. „Nein, nein. Wir trinken keinen Alkohol“, sagt er eilig. Aber nicht nur in diesem Punkt wird sich diese Vierer-Runde unterscheiden von den zig anderen, die heute (21.05 Uhr / live Kabel1 und im DerWesten-Ticker) das Viertelfinal-Rückspiel des FC Schalke 04 in der Europa League bei Athletic Bilbao vor dem Fernsehgerät verfolgen. Und mitzittern.

Allein dieser Ort, er verpflichtet. Denn Hofmann schaut die Partie nicht in irgendeiner verqualmten Kneipe oder in der Jugendbude eines Kumpels. Nein, der 19-Jährige wird sich in einer Wohnung auf ein Sofa fläzen, um die ihn viele, viele Menschen beneiden, die in irgendeiner Art und Weise mit den Königsblauen sympathisieren. Hofmann, der junge Mann aus Wenholthausen im Hochsauerland, schaut auf das Trainingsgelände des FC Schalke 04, wenn er aus dem Fenster blickt, sieht in wenigen hundert Metern die Arena und kann das Büro von Manager Horst Heldt erreichen, ­ohne nass zu werden.

Kein Luxus im Internat

Er wohnt in jenem Gebäude, das die Geschäftsstelle des Fußball-Bundesligisten beherbergt, für den er aktuell noch in der A-Jugend und in der Regionalliga-U23 kickt, bevor er im Sommer zu den Profis wechselt. Jede Minute, jede Sekunde des Tages spürt Hofmann den Atem seines Klubs. Ein Traum – werden Nachwuchskicker denken. Der Sauerländer sagt: „Ich wollte erst gar nicht hierhin ziehen.“

Aber der Aufwand wurde nach seinem Wechsel 2009 aus der Jugendabteilung des SC Neheim zum FC Schalke 04 einfach zu groß. „Ich bin drei Stunden mit dem Zug unterwegs gewesen und musste in Dortmund umsteigen“, erzählt der Stürmer. Also bewarb er sich um einen der Internatsplätze – und zog wenig später nach Gelsenkirchen. Dorthin, wo das Schalker Herz schlägt. Dorthin, wo vor ihm Jungs wie Nationalspieler Mesut Özil groß geworden sind. Wer allerdings glaubt, die Stars von morgen schwelgten im ­Luxus und jeder Wunsch würden ihnen von den Lippen abgelesen, der irrt.

Es riecht im Treppenhaus. Nach Rasen, nach den verschwitzten Trainingsklamotten, die in der scheinbar achtlos an die Ecke gestellten Sporttasche auf ihre Befreiung warten. Und von unten zieht der typische Waschkeller-Duft hoch. Kabinen-Idyll.

Wie eine Ersatzmutter

Eine Etage höher und eine Tür später riecht es nicht mehr. Es duftet. Nach Nudeln, nach frischem Salat. Der Holztisch im Gemeinschaftsraum mit angeschlossener Fernseh-Sofa-Rumlümmel-Ecke ist penibel gedeckt. Und weil vereinsfremde Gäste um die Mittagszeit hier selten sind, löst sich Daniela Matuschak von ihren Essens-Vorbereitungen.

Sie ist die „Mutter der Kompanie“, sie kümmert sich von morgens bis abends um Hofmann und seine Mitbewohner. Aber auch um Jungs wie bis vor kurzem Julian Draxler, die zwischen dem Schulunterricht in der nahegelegenen Gesamtschule Berger Feld und den Trainingseinheiten hier ihre Zeit vertreiben.

Matuschak wacht über Ordnung und Sauberkeit. Sie kann streng sein, meistens aber versprüht sie Frohsinn. Über Philipp Hofmann sagt sie: „Das ist ein ganz Lieber.“ Er gibt das Kompliment zurück: „Dani ist fast wie eine Ersatzmutter.“

Umzug nach Buer

Eine, unter deren Obhut sich der Junioren-Nationalspieler allerdings nicht mehr lange befinden wird. Denn sein Zimmer, spartanisch eingerichtet, ohne die vielleicht zu erwartenden Poster oder Wimpel an den Wänden, muss Philipp Hofmann im Sommer verlassen, wenn er Berufsfußballer wird. Die Playstation, das vergrößerte Bild mit ihm als kleinem Knirps an der Seitenlinie des Parkstadions während einer Bundesliga-Partie seines Vaters Dirk und die ­wenigen anderen Sachen – sie ziehen mit um in eine Wohnung in Gelsenkirchen-Buer. „Ich habe erst überlegt, mir eine Wohnung in Düsseldorf zu suchen“, erzählt Hofmann. „Aber das kam nicht allzu gut an“, lacht er. „Besonders bei meinem Vater nicht.“

Denn vorerst ist sein Vertrag bis 2014 datiert und die Konkurrenz im Sturm groß. „Man weiß ja nie wie es läuft“, sagt der Sauerländer zurückhaltend. Das gelte übrigens auch für den heutigen Donnerstagabend. „Nach dem 5:2 in Mailand vor einem Jahr, schließe ich gar nichts aus“, sagt Hofmann, der in der Vorrunde bei Maccabi Haifa bereits Europa-League-Stimmung schnuppern durfte. Etwas zu Knabbern werden sie sich vor dem Fernsehgerät heute gönnen. „Wir schauen wie jeder andere auch.“

Na ja, fast.