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Neil Robertson neuer Snooker-Weltmeister

Neil Robertson neuer Snooker-Weltmeister

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Sheffield. 

Der neue Weltmeister im Snooker kommt überraschend aus Australien. Neil Robertson bezwang im Finale in Sheffield den Champion von 2006 Graeme Dott aus Schottland mit 18:13.

Als die pinke Kugel im Loch gelandet und der Handkuss in Richtung Zuschauerränge unterwegs war, landete der Triumphator in den Armen seiner Mutter: In seinem zweiten Karriereanlauf hatte der 28 Jahre alte Neil Robertson im Crucible Theatre im englischen Sheffield gerade Geschichte geschrieben. Der „Thunder aus Down Under“ trug sich nach einem knapp elfstündigen Finale gegen den ehemaligen Champion Graeme Dott aus Schottland als erster Spieler vom Fünften Kontinent in die Siegerliste der modernen Snooker-WM ein.

„Es ist ein großartiges Gefühl nach diesem kräfteaufreibenden Spiel“, sagte der frisch gekürte Weltmeister, nachdem er von seiner Mutter Alison beinahe erdrückt worden wäre. „Und wenn dieser Titel nicht irgendetwas für den Snooker-Sport in Australien tut, will ich mich nicht länger Australier nennen“, scherzte Robertson in der Stunde seines bislang größten Triumphes.

Eine neue Leichtigkeit des Seins

Neil Robertson ist der erste Weltmeister seit 1980, der nicht aus Großbritannien oder Irland stammt. Vor 30 Jahren hatte der Kanadier Cliff Thorborn den Titel gewonnen. Nun musste Graeme Dott die Überlegenheit des „Aussies“ aus Melbourne schmerzlich erfahren, hatte in dem Finale „Best of 35“ keine Chance und verlor mit 13:18 Frames.

Neil Robertson verkörperte am Tisch eine neue Leichtigkeit des Seins. Dabei stand der Anfang seiner Karriere unter keinem guten Stern. Mit 16 Jahren wurde er Profi und stieg rasch in die Top 16 der Weltrangliste auf. Doch Heimweh und durchschnittliche Auftritte brachten seine Laufbahn ins Stottern. Die Folge: Robertson kehrte dem Profisport wieder den Rücken und dachte in der Heimat über seine weitere Karriere nach. Er blieb am Tisch, dominierte die australische Snooker-Szene und träumte weiter von den großen Turnieren der Welt.

Es blieb nicht beim Traum. Robertson qualifizierte sich mit 21 Jahren wieder für die Profi-Tour. Die Zeit des Nachdenkens hatte sich gelohnt. Ihm gelang der Durchbruch und so feierte er von 2006 bis 2009 vier Siege bei wichtigen Turnieren.

Für Robertson, der seine blonden Haare häufig unter einer Mütze versteckt, ist die Verbundenheit zu Australien der Schlüssel zum Erfolg. Es sei zwar „die härteste Entscheidung meines Lebens“ gewesen, Familie und Freunde zu verlassen, doch sie sei unerlässlich gewesen, um den Angriff auf die Nummer eins der Weltrangliste zu unternehmen. Der Erfolg in Sheffield hievte ihn schon mal auf Platz zwei, doch der im Achtelfinale gescheiterte Titelverteidiger John Higgins (Schottland) muss stärker denn je um seine Vorherrschaft bangen.

381.000 Dollar

„Ich bin immer hartnäckig geblieben. Ich bin mit 500 Pfund in der Hosentasche rüber nach Cambridge gekommen und musste mir sogar eine Weste bei einem anderen australischen Spieler leihen, das Geld für eine eigene konnte ich nicht aufbringen“, sagte Robertson. Diese Zeiten sind vorbei. Allein der Siegerscheck nach dem Triumph in Sheffield wurde auf 381.000 Dollar ausgestellt. (sid)