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Martin Schmitt hat immer auch die Herzen berührt

Martin Schmitt hat immer auch die Herzen berührt

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Auf Wiedersehen: Skispringer Martin Schmitt hört auf. Foto: imago
Im Nachhinein ließe sich sagen, Martin Schmitt habe sich eine quälend lange Zeit mit seinem Rücktritt gelassen. Aber es wäre eine kleinkarierte Betrachtung. Jetzt, da er seine Karriere beendete, gebührt ihm größtmöglicher Respekt. Ein Kommentar.

Willingen. 

Zu guter Letzt bekommt er noch einmal das Publikum, das er verdient hat. Obwohl er auf der großen Bühne selbst nicht mehr agiert, sind Martin Schmitt am Wochenende in Willingen die Ovationen der erwarteten 30 000 Zuschauer sicher. Mögen manche Kritiker auch das Hinauszögern seines Karriere-Endes als quälend langen Abschied empfunden haben – in der Stunde, da Schmitt gesagt hat, es sei Zeit zu gehen, überwiegt der Respekt vor einem der Großen des Sports.

Schmitt ist ein eher schüchtern wirkender junger Mann geblieben

Ohnehin ist es in der Regel eine Anmaßung, einem verdienten Sportler, der nicht mehr an seine großen Leistungen anzuknüpfen vermag, öffentlich den Rücktritt nahe zu legen oder ihm gar vorschreiben zu wollen, wann er aufzuhören habe. Martin Schmitt war, soweit dies aus der Distanz zu beurteilen ist, auch in der Phase nachlassender Erfolge mit sich im Reinen. Dass er nicht mehr um den Sieg mitspringen konnte, hatte er im Stile eines wahren Sportsmannes akzeptiert.

Mehr noch: Schmitt ist in all den Jahren der geblieben, als den ihn die Sportwelt bei seinem phänomenalen Aufstieg zwischen 1997 und 2002 kennengelernt hat: ein sympathischer, eher schüchtern wirkender junger Mann, der selbst zu Zeiten, da er von Teenies wie ein Popstar angehimmelt wurde, nie abgehoben ist – außer auf der Schanze, versteht sich. Und dem der mediale Hype, den er und der nach einer Burn-out-Erkrankung bereits 2005 zurückgetretene Sven Hannawald ausgelöst hatten, stets unangenehm schien.

Wenn man so will, hat das deutsche Skispringen, das den Rückenwind jener erfolgreichen Zeiten nicht nutzen konnte, wieder einmal sein Gesicht verloren. Anders als Martin Schmitt. Der Team-Olympiasieger von 2002 hat nicht nur die Medaillenzähler der Nation erfreut, sondern bis heute auch immer die Herzen der Fans berührt. Mehr kann ein Sportler nicht erreichen.