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Wattenscheid 09 versinkt im Gehalts-Chaos: „Das ist doch nicht mehr normal“

Wattenscheid 09 versinkt im Gehalts-Chaos: „Das ist doch nicht mehr normal“

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Foto: Thorsten Tillmann
  • Verein hat die Gehälter von Dezember noch immer nicht gezahlt
  • Spieler gehen auf die Barrikaden
  • Trainer Toku muss schon Rechnungen für die Spieler bezahlen

Wattenscheid. 

Die SG Wattenscheid 09 kommt einfach nicht zur Ruhe. Die Spieler warten immer noch auf ihre Dezember-Gehälter.

Stand Montagabend, 6. Februar 2017, hat der Kader des Regionalligisten nur 50 Prozent der Dezember-Gehälter überwiesen bekommen. Bei zwei Spielern ist noch nichts auf den Konten eingetroffen. Der Mannschaft um Leistungsträger Daniel Keita-Ruel reißt so langsam der Geduldsfaden.

Kein Vertrauen mehr in die Vereinsführung

Keita und Co. haben den Glauben in die Versprechungen der Vereinsführung um die erste Vorsitzende Gabriele Vit verloren. „Wir haben auf Deutsch gesagt die Schnauze voll!“, sagt der 27-jährige Keita stellvertretend für seine Teamkollegen.

„Immer wieder werden wir mit leeren Versprechungen stillgehalten. Doch damit ist jetzt Schluss. Wir Spieler können es einfach nicht verstehen, dass der Verein einen neuen Sponsor vorstellt und die Protagonisten sich abfeiern und ablichten lassen und wir auf unser Geld warten. Das geht doch nicht. Der Verein soll das halten, was er uns Schwarz auf Weiß versichert hat.“

Aufsichtsrat ist „guter Dinge“

Den Frust des Angreifers kann Hartmut Fahnenstich nachvollziehen. „Das ist ein Riesen-Drama. Den Jungs steht das Geld zu. Ich hoffe, dass der Verein das schnell in den Griff bekommt. Mehr kann ich nicht sagen, da bin ich der falsche Ansprechpartner“, sagt der Sportliche Leiter.

Die richtige Ansprechpartnerin wäre die Vorstandsvorsitzende Vit. Diese war bislang nicht zu erreichen – anders Reinhard Mokanski, Aufsichtsratsmitglied des Klubs von der Lohrheide. „Ich kann den Ärger und Frust der Spieler verstehen und bin guter Dinge, dass die Spieler bis Ende der Woche ihre Gehälter für Dezember komplett überwiesen bekommen“, betont Mokanski auf Nachfrage.

Zugesicherte Spende nicht erhalten

Doch am 15. Februar steht schon der nächste Zahltag an. Dann ist das Januar-Gehalt fällig. Dass dieses pünktlich überwiesen wird, kann Mokanski nicht versprechen. Dass sich die SG Wattenscheid aktuell in dieser misslichen Lage befindet, erklärt Mokanski unter anderem damit, dass ein ehemaliger hoher Funktionär des Klubs den 09ern eine vertraglich zugesicherte Spende in Höhe von einem hohen fünfstelligen Betrag nicht gezahlt hat.

Mokanski: „Und wir haben diesem Mann noch im Dezember eine hohe Summe überwiesen. Leider waren wir zu gutgläubig. Wir haben die vereinbarte Spende nicht erhalten.“

„Der Verein sollte sich schämen“

Das wird die Spieler nur wenig interessieren. Am Montag begrüßte Trainer Farat Toku gerade einmal zehn Akteure bei der Einheit. Eine Grippewelle geht im Kader herum. Aber viel Lust dürften die Spieler aktuell nicht haben, ihren Aufgaben beim Arbeitgeber nachzugehen. Vor allem Keita-Ruel ist nur noch wegen einer Person im Verein.

„Ohne Farat Toku wäre ich nicht mehr hier. Er tut und macht. Er ist für alles verantwortlich und hält den Laden zusammen, weil er die Mannschaft liebt. Er kümmert sich darum, dass Spieler zum Training kommen können, obwohl sie keine Kohle für einen vollen Tank haben, bezahlt Rechnungen und kümmert sich um das Essen zwischen den Trainingseinheiten. Das ist doch nicht mehr normal. Der Verein sollte sich für solche Dinge schämen“, wird Keita-Ruel deutlich.

Trainer und Manager sammelten Lebensmittel für die Spieler

In der jüngeren Vergangenheit gab es eine Aktion, die das ganze Gehalts-Chaos in Wattenscheid beschreibt. Wir fanden jetzt heraus, was im Dezember 2015 bei den schon notorisch klammen Wattenscheidern passierte.

Weil der Verein einmal mehr keine Gehälter zahlen konnte, mussten Manager Fahnenstich und Trainer Toku aktiv werden, um einigen Spielern ein frohes Weihnachtsfest zu ermöglichen. Ein Armutszeugnis für den ehemaligen Bundesligisten.

Sogar ein Sponsor musste Essen spenden

Das Duo begab sich in den Lebensmittel-Laden von Sponsor „REWE Mokanski“, um die Spieler mit Essen zu beglücken.

„Ja, das ist so. Wir vom Aufsichtsrat machen alles, dass der Laden läuft“, bestätigt Mokanski die Aktion. Milch, Cornflakes, Vollkornbrot, Ravioli und andere Produkte wurden vom Sponsor kostenlos gestellt, um diese Lebensmittel an die Spieler zu verteilen, damit sie an den Feiertagen etwas im Kühlschrank hatten. Unglaublich, aber wahr!

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