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Am liebsten ungewaschen

Am liebsten ungewaschen

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Foto: WAZ

Bochum. Blick zurück: Bernd Kreienbaum sammelt Trikots, die VfL-Spieler getragen haben. 90 hat er schon. Zum Beispiel das von Werner Balte aus dem Pokal-Halbfinale gegen Bayern München 1968

Mit seiner Sammlung könnte Bernd Kreienbaum (47) theoretisch die halbe Bundesliga einkleiden. Was allerdings schon alleine aus dem Grund nicht funktionieren würde, weil dann der VfL Bochum ständig gegen den VfL Bochum spielen würde. Bernd Kreienbaum hat einen ganzen Schrank voll mit VfL-Trikots. Und was für welche: Das verwaschene Stück, das ein Werner Balte 1968 beim 2:1 im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayern München durchgeschwitzt hat, zum Beispiel.

Nie, never, auf gar keinen Fall würde sich Kreienbaum davon trennen. Und das liegt nicht nur daran, dass dieses sagenhafte Halbfinale das erste Spiel war, das er live im Stadion miterlebt hat. Zumindest soweit er sich erinnern kann. Damals war er neun und hätte nie daran gedacht, einen Teil dieses Halbfinals eines Tages an einem Bügel bei sich zu Hause hängen zu haben. Zwischen 120 anderen Trikots, von denen die allermeisten VfL-Trikots sind – 90 davon Originale, also von einem Spieler getragen.Als Junge ist er häufiger zum VfL gegangen. Mit dem Papa. Und mit einer Fahne – selbstgenäht, ´mal geschenkt bekommen. Fanshops oder Fanartikel gab es damals so gut wie gar nicht und somit war der kleine Bernd mit seiner großen Fahne schon ganz weit vorne.

Sein erstes Trikot bekam er, als er 15 war, von seinem Vater. Ein Schalke-Trikot, was daran liegt, dass Bernd Kreienbaum „zweisprachig“ aufgewachsen ist. An einem Wochenende ging´s zum VfL, am nächsten nach Schalke. Immerhin war sich die Familie in ihrer Farbenlehre einig: Blau-Weiß musste es schon sein.

Die eigentliche Trikotgeschichte begann erst etliche Stadionbesuche später, Mitte der 90er. Damals hat der Hordeler das getan, was er heutzutage nicht mehr tun würde: Er hat sich ein Trikot im Fanshop gekauft. „Ich brauchte das für das Fußballspielen mit der Clique.“ Dann kamen irgendwann die private Trikotsammlung eines Freundes und die Ausstellung „Der Ball ist rund“. „Ich war begeistert. Wenn man älter wird, interessiert man sich ja auch für die Geschichte seines Vereins.“

Die kann Bernd Kreienbaum über seine Trikotsammlung leicht verfolgen. Da gibt es ein Osborne-Trikot (erster VfL-Trikotsponsor), das ihm Hartmut Fromm selbst geschenkt hat. Oder zwei A2-Nationaltrikots von Rolf Blau. Da gibt es ein lila-launiges Ex-Hemdchen von Darius Wosz, oder auch ein silbriges, von dem Kreienbaum kaum glauben konnte, dass Wosz darin gespielt hat. Der Sammler hat es bei Ebay ersteigert – wie rund 50 andere Trikots auch. Aber dem Silberling folgte die Bemerkung des Verkäufers: „Es ist ein Wosz-Trikot, ich muss es wissen, denn ich habe selbst gegen ihn gespielt.“ Der Verkäufer war Lars Schiersand von Holstein Kiel.Kreienbaum, der als Geschäftsführer der Vollkornbäckerei Hutzel arbeitet, ist keiner dieser typischen Fanartikeljäger. Deshalb quatscht er auch nicht einfach Spieler an. Meistens kommt er übers Internet oder über Kontakte an die Trikots, die er am liebsten ungewaschen mag. Aber klar: VfL-Zeugwart Andreas Pahl würde er schon sehr gerne treffen. Vielleicht könnte der noch das eine oder andere gute Stück organisieren. Gerne schön durchgeschwitzt.

Alles so schön bunt hier. Obwohl – diese beiden Exemplare gehören nicht gerade zu Bernd Kreienbaums Lieblingstrikots. Sie stammen aus den 90er Jahren. Das hellere Trikot (links) hat Maurizio Gaudino getragen.

Fotos: WAZ, Karl Gatzmanga