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Traditionsverein Westfalia Herne steht vor der Insolvenz

Traditionsverein Westfalia Herne steht vor der Insolvenz

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Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool

Herne. Quelle, Hertie, Opel – die Tradition stirbt und das Revier trauert. Die Weltwirtschaftskrise schlägt gnadenlos zu und radiert alteingesessene Unternehmen aus. Das gleiche Schicksal droht nun auch Westfalia Herne.

Der Traditions-Klub steht kurz vor dem finanziellen Kollaps. „Stimmt, eine derart dramatische Lage habe ich noch nie erlebt“, kann es Horst Haneke noch nicht fassen, dass sein Verein vor dem Aus steht. Der „Boss“ des SCW weiß zwar, wie er der Mannschaft noch die Gehälter des Vormonats überweisen soll, doch danach ist wahrscheinlich Schluss.

Westfalia Herne steht vor der Insolvenz. Foto: Gero Helm
Westfalia Herne steht vor der Insolvenz. Foto: Gero Helm
Foto: Gero Helm / WAZ FotoPool

Die „Schloss-Herren“ haben dann alle Reserven aufgebraucht, sodass das Heimspiel gegen den VfB Speldorf das letzte sein könnte. Die Funktionäre überlegen, das Team vom laufenden Spielbetrieb abzumelden, weil die Kosten nicht mehr zu tragen sind.

Die Ursache dafür liegt auf der Hand. Denn die Zuschauerzahlen sind um rund 60 Prozent eingebrochen. „Der DFB macht die Basis kaputt“, schimpft Haneke über die Anstoßzeiten in der Bundesliga, die den Amateuren den Nährboden entziehen. Schließlich sind beim besten Besuch gegen die Sportfreunde Siegen nach Vereinsangaben gerade einmal 371 Fans ins „Schloss Strünkede“ gekommen. Angesichts eines kalkulierten Besucher-Durchschnitts von rund 700 Anhängern fehlen dem Verein durch ausbleibende Eintrittsgelder sowie das fehlende Catering somit pro Heimspiel etwa 4.000 Euro. Zusammen mit nicht eingetroffenen Sponsorenzusagen entsteht eine Lücke, die selbst Hauptsponsor Jürgen Stieneke nicht mehr schließen kann.

Rund 25.000 Euro fährt Herne pro Monat an Minus ein. „Wir sind machtlos“, zuckt Haneke nur noch mit den Schultern. Denn das Konto ist bereits dicht. Die „Sparkasse Herne“ hat es vor einer Woche gesperrt. „Das war grundlos“, ärgert sich der Chef. „Wir haben uns im Überziehungs-Limit bewegt. Durch zwei selbstschuldnerische Bürgen ist der Kredit auch abgedeckt gewesen. Deshalb kann ich diese Reaktion des Geldinstitutes nicht verstehen, weil uns jetzt auch Sponsorengelder, die auf dem Konto bereits eingegangen sind, nicht mehr zur Verfügung stehen.“

Konsequenz: Wenn die Westfalia nicht bis Ende des Monats neue Gönner findet, droht dem ehemaligen Bundesligisten die Insolvenz. Nach RS-Informationen liegen Rettungspläne bereit. Demnach sollen Spieler-Patenschaften übernommen werden. Übersetzt: Ein Geldgeber zahlt dem Akteur sein Salär. „Es muss einfach schnellstens Kohle her“, sucht Haneke händeringend nach neuen Euro-Quellen. Und falls der Westfalia nicht bis Ende Oktober geholfen wird, wird wohl kein Weg an der Insolvenz vorbeiführen. Und damit stirbt ein weiteres Stück Tradition. (RevierSport)