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Schalke-Torwart Lars Unnerstall ist kein Adler

Schalke-Torwart Lars Unnerstall ist kein Adler

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Das erste Gegentor in Hamburg geht wohl auf seine Kappe: Schalke-Torhüter Lars Unnerstall. Foto: imago
Nationaltorwart René Adler hätte im vergangenen Jahr ein Schalker werden können. Doch Schalke setzt auf Lars Unnerstall. Das Tor zum 0:1 bei der 1:3-Niederlage in Hamburg löste wieder Diskussionen bei den Königsblauen aus.

Hamburg. 

Mucksmäuschenstill war es nicht, aber schon so leise, dass in der Imtech-Arena eine sehr, sehr merkwürdige Stimmung herrschte. Während der ersten zwölf Minuten der Partie bewahrten die Fans des Hamburger SV und des FC Schalke 04 Ruhe, sie protestierten so gegen das geplante Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Aber die einen spürten da schon, dass es was werden könnte. Und die anderen hatten die erste Krise des Abends – wenn auch noch ohne Gegentor. „Die ersten zwölf Minuten haben wir komplett verpennt. Da waren wir gar nicht auf dem Spielfeld“, sagte Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes am späten Dienstagabend nach dem 1:3.

Verwirrt waren in diesen zwölf Minuten aber nicht nur die Königsblauen, sondern auch Hamburgs Trainer Thorsten Fink. „Ich wusste gar nicht, was los war“, sagte er. „Ich bin dann auf der Bank aufgeklärt worden. Erst dachte ich, es sei ein Protest gewesen, weil wir in Düsseldorf so schlecht gespielt haben.“ Und mit 0:2 am Freitagabend verloren haben. Allerdings löste sich die Verwirrung des 45-Jährigen wesentlich schneller als die der Schalker. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, eigentlich unser bestes in dieser Saison“, sagte der HSV-Coach, dessen Team erstmals in dieser Saison ohne Rafael van der Vaart getroffen hatte. „Wir haben den Willen gezeigt, das Spiel zu gewinnen. Und wir haben auch die richtige Taktik gefunden.“ Nämlich eine Raute. „Das war wichtig, um die Schalker ein bisschen zu locken“, erklärte Dennis Aogo, der im Hamburger Mittelfeld zum Einsatz gekommen war. „Ich glaube schon, dass wir heute ein außergewöhnlich gutes Spiel gemacht haben.“

Adler hat zunächst Langeweile

Überhaupt nicht verwirrt war in den ersten zwölf Minuten René Adler – und auch später nicht. Zunächst aber hatte der Hamburger Schlussmann vor allem eines: Langeweile. Und er hätte sich zum Schweigen während des Stimmungsboykotts der Fans auch getrost vor den linken oder den rechten Pfosten hocken können.

Rums! In der 52. Minute schoss dann Maximilian Beister sein erstes Bundesliga-Tor und das 1:0, das wieder Diskussionen auslöste. Hätte René Adler diesen Treffer verhindert, den Lars Unnerstall mit dem Hinweis darauf, es sei doch ein Flatterball gewesen, zugelassen hatte? Wahrscheinlich, weil es ein Ball aus der Kategorie war, den ein herausragender Torwart halten sollte. Einer wie eben René Adler, der im HSV-Kasten großartige Paraden gegen Benedikt Höwedes, den folgenden Nachschuss von Jefferson Farfán, Klaas-Jan Huntelaar, der seinen Elfmeter gar nicht so schlecht geschossen hatte, und auch Christian Fuchs zeigte. So hielt der 27-Jährige seine Mannschaft bravourös auf Kurs.

Der zehnmalige Nationaltorwart, den einige Experten sogar für kompletter halten als Deutschlands Nummer eins, Manuel Neuer, hätte am Dienstagabend auch im anderen Tor stehen können. Er wollte sogar im vergangenen September – auch, weil er eine Liebe zur Veltins-Arena und nicht nur zur Schauspielerin Lilli Hollunder pflegt, sondern auch wegen seiner unbestrittenen Sympathien für die Königsblauen. Am 25. Februar 2007 hatte er im Trikot von Bayer 04 Leverkusen sein erstes Bundesliga-Spiel bestritten und beim 1:0-Erfolg eine überragende Leistung gezeigt. Note 1.

Magere Bilanz

Allerdings verzichtete Schalkes Manager Horst Heldt im vergangenen Jahr darauf, die Kontakte zu René Adler zu intensivieren. Erstens, weil der gebürtige Leipziger nach seiner Patellasehnen-Operation, die ihn schließlich zu einer achtmonatigen Pause zwang, eine Risiko-Verpflichtung gewesen wäre; und zweitens, weil René Adler mit seinem Gehalt wohl nicht so richtig in den Schalker Sparkurs gepasst hätte.

Schließlich gab es für die Verlierer vom Dienstagabend dann aber sogar noch ein Kompliment. „Schalke ist eine hervorragende Mannschaft, die auch in der Champions League für Furore sorgt“, sagte Thorsten Fink. Allerdings liest sich die jüngste Bilanz alles andere als hervorragend: 2:3 bei der TSG 1899 Hoffenheim, 2:1 gegen Werder Bremen, 0:2 bei Bayer 04 Leverkusen, 1:1 gegen Eintracht Frankfurt und dieses 1:3. „Was wir in den vergangenen Wochen in der Bundesliga gezeigt haben“, sagte auch Tranquillo Barnetta, „ist nicht unser Anspruch.“

Und gerade in den ersten zwölf Minuten war auch der Eindruck entstanden, den Schalkern fehle nicht nur geistige, sondern auch körperliche Frische. „Vielleicht liegt es daran, dass wir einen Tag weniger Pause hatten als der HSV“, sagte Huub Stevens. „Aber das darf keine Entschuldigung sein. Ich finde, dass es ein Profi hinkriegen muss, dreimal in der Woche zu spielen.“