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Was man in der Schalker Arena nachts erleben kann

Was man in der Schalker Arena nachts erleben kann

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Foto: Christoph Wojtyczka
  • Tourguide Michael Wieczorek ist auf Schalke nur unter dem Namen „Helmchen“ bekannt
  • Auf der Nachtführung durch die Arena bekommen die Teilnehmer interessante Einblicke
  • Es geht in die Kabine, in den Schalker Spielertunnel, ins Schalker Museum und in den VIP-Bereich

Gelsenkirchen. 

Es ist kalt draußen an diesem Abend. Eisige Windböen machen das Wetter noch ungemütlicher. Deshalb gibt’s drinnen erst einmal einen Schnaps. Zum Warmwerden. Allerdings nicht in der Stammkneipe um die Ecke, sondern in der Veltins-Arena – zu Beginn der Nachtführung durch das Heiligtum des FC Schalke 04.

Man merkt sofort: Das wird keine normale Führung durch die Arena. Seit drei Jahren bietet der Verein diese Nachtführungen schon in der dunklen Jahreszeit an. Die Resonanz zeigt: mit Erfolg: „Der Unterschied zu einer normalen Arena-Führung ist der, dass wir einfach mehr Zeit haben. Ich kann viel besser auf die Gruppe eingehen“, sagt Tour-Führer Michael Wieczorek.

Helm statt Kappe

Dass die Nachtführung so besonders ist, liegt auch an ihm. Auf Schalke kennt man Michael Wieczorek nur als „Helmchen“. „Als die Arena gebaut wurde, gab es diese Baustellenhelme zu kaufen. Zu einem Heimspiel hatte ich meine Kappe vergessen. Da habe ich mir den Helm gekauft, seitdem trage ich den bei jedem Spiel“, erzählt er.

Der Dauerkartenbesitzer begleitet seinen Verein auch zu jedem Auswärtsspiel, er ist Schalker durch und durch. Das merkt man schon, bevor die Nachtführung beginnt. Als er die Info bekommt, dass noch vier Personen fehlen, korrigiert er: „Noch null vier!“ Schließlich geht es dann mit 23 Leuten los, natürlich um 19.04 Uhr. „Wir halten die Teilnehmeranzahl möglichst bei 25 Personen. Bei so einer Gruppengröße kann man die Führung persönlicher machen. Bei einer größeren Gruppe nimmt die Qualität ab“, erklärt „Helmchen“.

Auch Bayern- und BVB-Fans dabei

Bei der Nachtführung sind auch ein Bayern-Fan und ein Dortmund-Fan dabei. „Das hat mit Fußball zwar nichts zu tun, aber das schaffen wir schon“, scherzt Michael Wieczorek. Und beginnt, über den Mythos Schalke zu erzählen.

Die Tour startet im Museum. Neben der Meisterprämie von 1934, die in heutigen Zeiten mehr als ungewöhnlich klingt, geht es in dieser Saison natürlich speziell auch um ein Thema: das 20-jährige Jubiläum der Eurofighter, die 1997 überraschend den Uefa-Cup gewannen. Und „Helmchen“ erzählt, dass selbst die Qualifikation für den Cup eine Saison zuvor alles andere als selbstverständlich war: „Das letzte Mal, dass Schalke vor 1997 im Europapokal gespielt hat, war im November 1977 gegen Magdeburg – ja, das war damals noch Ausland.“ Als er von diesem Spiel erzählt, erinnern sich auch einige Tourteilnehmer wieder an das Spiel: „Ja stimmt, da hat es geregnet wie Sau. Mein Auto stand im Schlamm, das mussten wir schieben“, erzählt einer.

Mit der Tour geht es in der Arena weiter. Nachdem „Helmchen“ erklärt, wie das Regenwasser vom Dach der Arena in die umliegenden Teiche geleitet wird, die aber „eigentlich nur dafür da sind, dass Mama mit dem Kinderwagen drumherum fahren kann, während Papa Fußball guckt“, gibt es im Haupteingang dann eine Pause – inklusive Bier.

Andächtige Ruhe in der Kabine

Als die Gruppe im Presseraum ankommt, erzählt „Helmchen“ vom tränenreichen Abschied des Schalker Eigengewächses Manuel Neuer im Jahr 2011. „Hier hätte er unsterblich werden können“, sagt er und fragt den Bayern-Fan: „Oder weißt du, wer bei der Meisterschaft der Bayern 1984 im Tor stand?“ Nach kurzer Bedenkzeit löst „Helmchen“ auf: „Die Frage war ein bisschen gemein, 1984 ist Stuttgart Meister geworden.“

Als es dann in die Kabinen geht, wird es auf einmal ruhig, fast schon andächtig. Diese Ruhe löst sich aber spätestens auf, als „Helmchen“ entgegen aller Gerüchte erzählt: „Auch in der Gästekabine gibt es warmes Wasser.“ „Das hätte man sich aber auch sparen können“, ergänzt ein Fan lachend.

Nach weiteren Stationen im Innenraum und im „LaOla-Club“ ist die Nachtführung nach fast zweieinhalb Stunden dann vorbei. Für „Helmchen“ gibt es viel Lob und Applaus, die Teilnehmer sind begeistert.

Auch „Helmchen“ ist begeistert: „Es macht einfach sehr viel Spaß, ich könnte noch eine Stunde erzählen“, sagt er und geht nach draußen in die Kälte – Feierabend.