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Rojek bietet Schalke Gespräche an

Rojek bietet Schalke Gespräche an

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Foto: WAZ FotoPool

Gelsenkirchen. 

Schalkes abgesetzter Fan-Beauftragter Rolf Rojek ist enttäuscht – der Schalker Fan-Club-Verband ist auch Rojeks Lebenswerk. Trotz der Enttäuschung bietet er dem Verein Gespräche an.

In der Fan-Kneipe „Auf Schalke“ an der Kurt-Schumacher-Straße pocht das blau-weiße Herz. Heftig, laut, mitunter auch ungestüm. Aber vor allen Dingen: Unsterblich. Wer es schriftlich braucht, der kann es von einem Plakat ablesen, das in der Kneipe hängt: „Spieler, Trainer, Vorstände kommen und gehen – nur wir Fans sind immer da“, steht da zu lesen. Noch Fragen?

Rolf Dittrich, eine Art Kommunikations-Koordinator von Trainer Felix Magath, ist in der Kneipe noch nicht gesichtet worden, kennt das Plakat wohl auch nicht. Vielleicht hätte er dann nicht letzte Woche Rolf Rojek, den langjährigen Fanbeauftragten der Königsblauen, nur angerufen und ihn telefonisch von seinem Amt entbunden. Enttäuscht darüber? „Nun ja“, meint der Vorsitzende des Schalker Fan-Club Verbandes, am Montagmorgen eher vorsichtig, „jeder geht damit anders um, ich nehme es einfach hin. Mein Stil ist das nicht, ich hätte es persönlich gemacht.“

Aber klar wurmt es ihn, dass muss er gar nicht erwähnen. Denn der Schalker Fan-Club-Verband ist auch mit Rojeks Lebenswerk, der dafür mit dem Bundesverdienstkreuz und dem „Bul le mérite“, einer vom „Bund Deutscher Kri­minalbeamter“ vergebenen Auszeichnung, dekoriert ­wurde.

In nüchternem Zahlenwerk sieht das Ganze so aus: Als sich der Fan-Club Verband am 12. August 1978 gründete – am Abend des Jahrestages kam Dittrichs Anruf – schlossen sich 12 Fanklubs mit damals 200 Mitgliedern zusammen. Als Rolf Rojek drei Jahre später in die Vorstandsarbeit einstieg, war man bereits auf 44 Fanklubs und 600 Mitglieder angewachsen. Stand heute: 1500 Fanklubs mit rund 95 000 blau-weißen Seelen. Eine von ihnen: Rolf Rojek. „Ich sehe mich als einen von ihnen, nur einer musste den Oberfan geben“, wehrt er die (teils anonymen) Vorwürfe ab, er habe längst den Bezug zur Basis verloren. Seine ­Einstellung noch heute: „Im Fußball darf es keine Macht geben, es geht nicht um Magath, Dittrich oder Rojek – es geht einzig und allein um Schalke 04.“

Und natürlich um die Arbeit des Fan-Club Verbandes, der betont, offene Anlaufstelle für alle Schalker Fans zu sein, nicht umsonst habe man rund 20 000 Einzelmitglieder, die ihren Jahres-Beitrag von sechs Euro entrichten.

24 hauptbeschäftigte Mitarbeiter

Was natürlich als Wirtschaftsgrundlage für einen so riesigen Verband mit 24 hauptbeschäftigten Mitarbeitern (darunter drei Azubis) nicht ausreicht. Aus Kostengründen ist der Verband längst aus der Stadt weggezogen, im Schatten der Arena hat man in der Trainingshalle Büroräume und ein Clubheim beim Verein angemietet. Finanziert werde das Ganze auch über den Fanartikel- und Eintrittskartenverkauf (als Franchise-Nehmer mit eigenem Fanshop). Und nicht zu vergessen die lange Liste von Sponsoren (mit Gazprom an der Spitze), die die Basisarbeit des Verbandes offensichtlich zu schätzen wissen. „Wir leisten, so denke ich, einen großen Beitrag in der Stadt zur Jugendarbeit und haben uns eins auf die Fahnen geschrieben: Wir sind gegen jede Form von Ausländerfeindlichkeit“, betont Rojek. Und auch zu den einzelnen Fangruppierungen wie die Ultras oder Supporters hält man engen Kontakt, wobei jeder sein Eigenleben habe.

Im übrigen: Die Zusammenarbeit mit Schalke 04 klappte in der Vergangenheit immer vorzüglich, nicht von ungefähr sei man vor 17 Jahren der erste Verein in Deutschland gewesen, der einen Vertreter in den Aufsichtsrat bekam. Und der heißt heute noch: Rolf Rojek. Über all die Jahre wäre man mit sehr unterschiedlichen Charakteren klar gekommen, ob sie nun Hans-Joachim Fenne oder Udo Lattek hießen. „Nur“, betont Rolf Rojek, „man muss miteinander reden, und wir sind nach wie vor bereit, uns an einen Tisch zu setzen“, so sein Angebot an den neuen Schalker Führungsstab.

Wie nun die riesige Fanschar auf die Absetzung ihres Fan-Beauftragten reagiere, das mag auch deren Vorsitzender nicht zu prognostizieren. Viel wird weiterhin vom Erfolg der Mannschaft abhängen. „Wenn wir heute in Aalen verlieren sollten, ist bestimmt auch der Rojek schuld“, meint er mit einem Lächeln. Wobei dem Oberfan wohl das Herz bluten würde.