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Raúl genießt das Feiern mit den Schalke-Fans

Raúl genießt das Feiern mit den Schalke-Fans

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Der spanische Ausnahme-Fußballer Raúl González Blanco spricht im Interview über das Pokalfinale am Samstag gegen den MSV Duisburg, sein Leben in Deutschland – und einen berührenden Moment in seiner noch jungen Schalke-Karriere.

Gelsenkirchen. 

Der spanischer Ausnahme-Fußballer Raúl González Blanco spricht im Interview über das Pokalfinale am Samstag gegen den MSV Duisburg, sein Leben in Deutschland – und einen berührenden Moment.

Wer ihm den roten Teppich ausrollt, muss damit rechnen, dass er ihn umkurvt. Raúl González Blanco und seine Frau Mamen Sanz, Tochter des früheren Real-Madrid-Präsidenten Lorenzo Sanz und ehemaliges Model, könnten die spanischen Beckhams sein, doch sie wollen mit ihren fünf Kindern (vier Jungen und ein Mädchen) so normal wie möglich leben. Große Auftritte mag Schalkes Ausnahme-Fußballer nur auf dem Rasen. Am Samstag kann der 33-Jährige, der mit Real Madrid dreimal die Champions League und sechsmal die spanische Meisterschaft gewonnen hat, zum ersten Mal nationaler Pokalsieger werden.

Frage: Hand aufs Herz: Wie oft haben Sie vor allem am Anfang der Saison gedacht: Wo bin ich denn hier gelandet?
Raúl: Gar nicht. Ich hatte sehr viel Lust darauf, all diese neuen Erfahrungen zu machen, es hat sich alles gut entwickelt. Wenn wir am Samstag den Pokal gewinnen, dann war es eine positive Saison.

Frage: Für jemanden, der 16 Jahre für Real Madrid gespielt hat, muss Schalke doch ein Abenteuer gewesen sein.
Okay, aber es war mir klar, dass es etwas ganz anderes sein würde. Und die Atmosphäre hier ist in Ordnung.

Frage: Viele Schalke-Fans sagen: Der emotionale Höhepunkt dieser Saison sei der Moment gewesen, als Sie nach dem Heimsieg gegen Inter Mailand zu ihnen in die Kurve kamen und hautnah mit ihnen gefeiert haben.
Ja, das war auch für mich ein sehr spezieller Moment. Das war sehr berührend. Genau das wollen wir ja erreichen: Dass die Leute in unserer Arena Spaß haben. Unsere Fans sind ein ganz besonderes Publikum.

Frage: Sie kannten diese Art der Fan-Nähe aus Spanien gar nicht.
Das stimmt, dort verabschiedet man sich einfach, man winkt und grüßt. Hier ist die Feier eines Erfolges ein Ritual, das ausgiebig zelebriert wird.

Frage: Kurios ist auch, dass Sie in Ihrer ersten Saison auf Schalke die Chance bekommen, den nationalen Pokal zu gewinnen – das haben Sie trotz der vielen Erfolge in Spanien nie geschafft.

Ja, ich bin sehr froh darüber, dieses Finale spielen zu können. Aber es wird schwierig werden. Der MSV Duisburg ist zwar ein Zweitligist, aber in nur einem Spiel ist er nicht chancenlos.

Frage: Wie unterscheidet sich Ihr Leben in Deutschland von dem in Ihrer Heimat?
Der Alltag ist gar nicht so großartig anders. Ich bringe meine Kinder zur Schule, ich trainiere, und anschließend verbringe ich die Zeit mit meiner Familie.

Frage: Als Fußballer hat man auch im Ausland einen klaren Rahmen: Training, Spiele, Reisen. Aber auf einem anderen Blatt steht, ob sich auch Frau und Kinder wohlfühlen.
Unsere ganze Familie hat sich in Düsseldorf sehr gut eingelebt, wir sind sehr zufrieden. Die Stadt ist gemütlich, auch, weil sie kleiner ist als Madrid.

Frage: Im Gegensatz zu manchen anderen prominenten Fußballern suchen Sie nicht das Rampenlicht, es drängt Sie nicht auf jeden roten Teppich.
Ich möchte einfach nur meine Passion ausleben. Manchmal muss man sich in die Öffentlichkeit begeben, aber das ist für mich nicht das Wichtigste. Ich sehe mich als Sportler.

Frage: Mit Ihren Kindern waren Sie beim Eishockey. Ein Erlebnis?
Ja, das war etwas Besonderes, wir waren beim Halbfinale Düsseldorf gegen Berlin. Wir hatten so etwas vorher noch nie gesehen.

Frage: Und was aus der Heimat vermissen Sie hier?
Nichts. Es ist alles okay.

Frage: Aber Sie sind doch ein Anhänger des Stierkampfes. Den gibt es in Deutschland nicht.
Auch kein Problem. Den schaue ich mir halt im Fernsehen an.

Frage: Und im Trainingslager lesen Sie ein Buch, während sich junge Spieler die Zeit an der Play-Station vertreiben?
So sind Fußballer eben. Als ich mit 17 zu den Profis bei Real Madrid kam, waren die älteren Spieler auch anders als ich. Wichtig ist immer nur, für ein gemeinsames Ziel zu arbeiten.

Frage: Ist Ihnen Ihre Bescheidenheit schon vom Elternhaus vermittelt worden? Sie verzichten auf Star-Allüren.
Sterne gibt es nur am Himmel. Ich bin in einer ganz normalen Arbeiterfamilie aufgewachsen. Ich habe gelernt, dass alles nur über Arbeit geht.

Frage: Ihr Vater war leidenschaftlicher Atletico-Fan. Und Sie sind eines der größten Idole von Real geworden.
(lacht) Ja, er hat dann auch das Trikot gewechselt.

Frage: Der Wirt Ihrer Lieblingsgaststätte in Madrid hat verraten, dass Sie für ein erfrischendes Bier jeden guten spanischen Rotwein stehen lassen. Dann sind Sie hier ja genau richtig.
Ja, es ist perfekt. Besonders gern mag ich ein Weizenbier. Lecker, lecker.

Frage: Und nach einem Pokalsieg dürften es dann auch mal zwei Weizenbiere sein . . .
Ja, oder drei. Sagen wir es mal so: Wenn wir gewinnen, werden es auf jeden Fall mehrere werden.