Darf ich mich kurz vorstellen? Mein Name ist Alexander Keßel. Als gebürtiger Gelsenkirchener wundert es wohl kaum, dass ich Fan des großen FC Schalke 04 bin. Doch dahinter steckt noch mehr: In unserer Familie ist der königsblaue Virus ins Erbgut eingeschrieben.
Biografie 0.4
Mein Ur-Großonkel Johann Keßel (damals 15) gründete mit ein paar Freunden am 4. Mai 1904 den Verein „Westfalia Schalke“, aus dem später Schalke 04 hervorging.
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Auch mein Opa Ulrich Engelhardt war vor dem zweiten Weltkrieg auf Schalke als Jugendspieler aktiv. Nach Krieg und seiner Ausbildung hielt er weiter Kontakt zu Spielern der ersten Mannschaft.
Über Erwin Forstkamp staubte Opa jede Saison umsonst eine Dauerkarte ab.
Weniger Talent – viel Leidenschaft
Mittlerweile spielt keiner aus der Familie mehr für die Königsblauen. Unser Talent liegt eher im Support. Fest steht: Wer in die Familie geboren wird, ist Schalker. Ende keiner Diskussion. Bis jetzt.
New Generation
Mein Bruder Stefan und seine Frau Sarah erwarten einen Sohn. Das ist zweifelsfrei die schönste Nachricht des Jahres.
Es war bereits alles geklärt:Wer gratuliert im Krankenhaus, wer fährt zur Geschäftsstelle, um den Jungen im Verein anzumelden. Doch dann der Einwand meiner Schwägerin:
„Warum geht ihr eigentlich so selbstverständlich davon aus, dass der Junge Schalker wird?“
Es droht ein Grabenkampf
Plötzlich die Erkenntnis: Sarahs lieber Vater geht zum HSV, ihr Bruder supportet Werder. Aber es kommt noch Schlimmer: Es gibt ernsthaft Borussen-Fans in der Familie. Ihr Opa, ihr Cousin. Unfassbar.
Bisher können wir nur erahnen, welche Geschütze diese Unverbesserlichen auffahren werden.
Welches Derby?
Am Samstag Abend steht nun das 149. Revierderby an. Beim letzten Aufeinandertreffen im April verschenkte der BVB mit einer B-Elf den Sieg.
Thomas Tuchel schonte seine Leistungsträger für das Euro-League-Rückspiel gegen den FC Liverpool. Somit verkam das Spiel zu einer Randnotiz.
Ähnlich ist es für mich mit dem nächsten Derby. Die volle Konzentration ist auf den Grabenkampf in der Familie gerichtet. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Vernunft. Unsere Familie ist königsblau und muss es bleiben.
Plädoyer an meinen ungeborenen Neffen
Junge, du hast alle Freiheiten. Du kannst wirklich alles machen. Werde Astronaut, mach einen Gabelstapler-Führerschein, werde Ballett-Tänzer oder spiele Bass.
Du musst dich auch nicht für Fußball interessieren. Nur wenn du es tust: Geh nicht zum BVB! Das halt ich nicht aus.
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