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Lionel Messi hat den WM-Titel nicht verdient – oder etwa doch? Ein Pro- und Contra-Kommentar

Er gilt als der größte Fußballer unserer Zeit: Lionel Messi. Viermal gewann er die Champions League, zehnmal wurde er spanischer Meister, einmal französischer Meister, erstaunliche siebenmal wurde er zum Weltfußballer gekürt. Einzig ein wichtiger Titel fehlt noch in seiner persönlichen Vita: Der WM-Pokal. Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft würde Messi in die Sphären eines Diego […]

Lionel Messi
© IMAGO / ActionPictures

Das sind die Top-Stars der WM in Katar

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar treffen die weltbesten Kicker aufeinander. Für einige Stars dürfte es jedoch die letzte WM sein. Wir zeigen dir die Top-Stars der WM in der Wüste.

Er gilt als der größte Fußballer unserer Zeit: Lionel Messi. Viermal gewann er die Champions League, zehnmal wurde er spanischer Meister, einmal französischer Meister, erstaunliche siebenmal wurde er zum Weltfußballer gekürt. Einzig ein wichtiger Titel fehlt noch in seiner persönlichen Vita: Der WM-Pokal.

Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft würde Messi in die Sphären eines Diego Maradona, Pele oder Franz Beckenbauer aufsteigen. Doch hat der 35-Jährige das verdient? Die Meinungen sind gespalten. Auch in dieser Redaktion.

Messi hat den Titel nicht verdient – von Dominik Göttker

Zugegeben: Lionel Messi ist rein sportlich gesehen ein toller Fußballer. Er ist wendig, trickreich, kann ein Spiel mit einem millimetergenauen Pass allein entscheiden. Das hat der 35-Jährige auch bei dieser WM gezeigt. Man muss sich nur an das Halbfinale gegen Kroatien zurückerinnern. Wie Messi vor dem 3:0 den Leipziger Joško Gvardiol auf dem Bierdeckel austanzt – Wahnsinn!

Das ist die eine Seite des Lionel Messi. Doch „La Pulga“ („Der Floh“) hat auch eine andere. Und die zeigte er im Viertelfinale gegen die Niederlande. Nur äußerst knapp konnten sich die Argentinier gegen die Elftal durchsetzen. Ein großartiges Match, über das am Ende aber kaum noch jemand sprach. Denn die Argentinier hatten wieder das getan, wofür sie seit Jahren berühmt und mehr noch berüchtigt sind: Sie provozierten.

Ein Thema, das auch deutsche Fans zur Genüge kennen. Nach dem Viertelfinal-Drama, bei dem die deutsche Nationalmannschaft sich erst im Elfmeterschießen gegen Argentinien durchsetzen konnte, brannten bei den Südamerikanern die Sicherungen durch. Per Mertesacker wurde von gleich mehreren Argentiniern brutal attackiert. Es kam zum Tumult. Am Ende wurde mit Torsten Frings einer der besten Spieler des Turniers für das Halbfinale gesperrt.

Lionel Messi
Lionel Messi hat dem WM-Titel nicht verdient. Foto: IMAGO / ActionPictures

Gegen die Niederlande bei dieser WM nun das gleiche Spiel. Mit teils völlig überzogener Härte versuchten die Argentinier die Holländer aus dem Tritt zu bringen. Mittelfeldspieler Paredes schoss sogar den Ball mutwillig auf die gegnerische Bank. Das alles hatte nur einen Zweck. Hass schüren und den Gegner aus dem Konzept bringen.

Messi hätte hier Größe zeigen können. Seine Mitspieler beruhigen können. Doch das tat er nicht. Im Gegenteil. Der 35-Jährige verhöhnte gar noch die Niederländer nach der Niederlage im Elfmeterschießen, beleidigte später in der Mixed-Zone Gegenspieler Wout Weghorst. Das ist unfair, unsportlich und eines (vielleicht kommenden) Weltmeisters nicht würdig!

Messi hat den Titel verdient – von Felix Strerath

Zigfacher Weltfußballer, hunderte Tore und Vorlagen, unzählige Titel – nur dieser eine Pokal fehlt. Diese eine Trophäe braucht Lionel Messi noch, um sich endgültig zum besten Fußballer aller Zeiten zu machen. Sein ganzes Leben lang strebte er nach diesem Pokal, ist immer wieder gescheitert, aber hat nie aufgeben. Um endlich an das Ziel seiner Träume zu kommen, hat er sich in diesem Jahr neuerfunden.

Wir sehen nicht mehr nur den Ballkünstler, der alle Fans mit seinen Dribblings und Toren verzaubert. Wir sehen einen neuen Messi, einen weiterentwickelten Messi. Er ist mehr denn je darauf bedacht, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Er dosiert seine Sololäufe, ist keine One-Man-Show mehr. Er ist galliger, ja fast schon ein kleiner Terrier geworden. In seinem Blick spürt man diese Gier, diesen Willen endlich den Titel zu holen.

Lionel Messi
Lionel Messi zeigt bei der WM ein neues Gesicht. Foto: IMAGO / ANP

Und der Spruch gegenüber dem Niederländer Wout Weghorst („Was schaust du so, du Idiot?“) oder sein provokanter Jubel? Für viele ist unsportlich und überheblich, für mich ist das Ausdruck von Messis neuer Stärke. Er lässt sich nichts mehr gefallen, ist nicht darauf aus „Everbody’s darling“ zu sein, sondern will einfach nur eines: diesen verdammten WM-Titel.

Der entscheidende Punkt kommt aber jetzt: Lionel Messi liefert endlich. Man mag es kaum glauben, aber sein Tor im diesjährigen Achtelfinale gegen Australien war sein erster Treffer in einer K.o.-Runde einer Weltmeisterschaft. Im Viertelfinale gegen die Niederlande und im Halbfinale gegen Kroatien legte er nach, war mit jeweils einem Tor und einer Vorlage der Entscheider – und genau das ist der ausschlagende Faktor.


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Mit 35 Jahren könnte es nun endlich so weit sein, mit 35 Jahren könnte er sich endlich die Krone aufsetzen. Selbst bei Fußballlaien sorgt dieser Gedanken für Gänsehaut. Dieses Fußballmärchen braucht unbedingt sein Happy End. Messi, hol dir den Pokal!