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Herner Spieler sitzt auf der Bank, weil er beim Laufen schummelte

Herner Spieler sitzt auf der Bank, weil er beim Laufen schummelte

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Foto: Rainer Raffalski

Herne. 

Fatmir Ferati gehörte zu den Aufstiegshelden von Westfalia Herne und war seit seinem Wechsel im Januar 2015 stets ein Leistungsträger in der Herner Mannschaft. Das war einmal.

Denn seit dem Beginn der Rückrunde spielt der 27-jährige offensive Mittelfeldspieler keine Rolle mehr im Team von Trainer Christian Knappmann. In den letzten vier Begegnungen erhielt der gebürtige Albaner keine Einsatzzeit.

Ferati, der in der Hinrunde in 15 Pflichtspielen elf Tore erzielte und immer noch der erfolgreichste Westfalia-Torschütze ist, versteht die Welt nicht mehr. „Einen genauen Grund, warum ich nicht spiele, kenne ich nicht. Wenn überhaupt, dann gibt es nur Ansätze. Das sind aber meiner Meinung nach keine Gründe, um überhaupt keine Rolle mehr zu spielen. Mannschaftskollegen, Fans fragen mich, warum ich denn nicht mehr spiele. Ich kann ihnen keine Antwort geben, weil ich es nicht weiß. Ich würde mich freuen, wenn der Trainer mir die Sachlage erläutern würde. Ich will hier niemanden angreifen oder dergleichen. Ich will nur endlich wieder das machen, was ich am Besten kann: Fußball spielen“, sagt Ferati, der in drei Jahren in 89 Spielen satte 58 Tore für die Westfalia erzielte und 26 weitere Treffer vorbereitete.

Er fügt hinzu: „Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Mannschaftsspieler bin. Wenn ich keiner wäre, dann würden mich meine Kollegen mit Sicherheit auch nicht fragen, warum ich denn nicht spiele. Ich würde ihnen gerne helfen, darf es aber nicht.“

Auf RevierSport-Nachfrage wollte sich Trainer Knappmann zu der Personalie Ferati nicht äußern. Derweil ergreift Ertan Ilce, Sport- und Finanzvorstand des westfälischen Oberligisten das Wort: „Wenn ein Spieler den Weg über die Presse sucht, dann zeigt das nur seinen Charakter. Fußball ist ein Mannschaftssport, und man sollte sich immer als Mannschaftsspieler sehen. Wir klären solche Dinge lieber intern. Fatmir Ferati weiß ganz genau, warum er nicht spielt. Es gab in der Winterpause einen großen Vertrauensbruch. Aber auch das soll intern bleiben.“

Mittlerweile ist durchgesickert, was in der Winterpause vorgefallen sein soll: Nach RS-Informationen soll Ferati den vom Trainer vorgegebenen Laufplan für die Winterpause nicht befolgt haben. Noch schlimmer: Knappmann hatte seinen Schützlingen GPS-Geräte besorgt, um die Laufleistungen zu überprüfen. Ersatztorwart Tayfun Altin soll Feratis Läufe absolviert haben, während dieser selbst zwei Wochen im Thailand-Urlaub weilte. Altin gegenüber RevierSport: „Die Sache ist ein bisschen blöd gelaufen. Ich habe Fatmir einen Screenshot von meinem Lauf geschickt und er hat diesen als seinen beim Trainerteam verkauft. Blöd nur: Da war der Standort Leverkusen angegeben. Zu dem Zeitpunkt war er aber in Thailand. Ich habe mich für die Sache entschuldigt und das Thema ist für mich gegessen.“

Auf RS-Nachfrage sagt Ferati zu diesen Vorwürfen: „Ich habe einen dummen Fehler gemacht und einen Lauf gefaked. Das ist richtig und tut mir auch unheimlich leid. Da habe ich einfach nicht nachgedacht. Dass das ein Fehler war, ist klar. Dafür habe ich auch eine saftige Geldstrafe erhalten. Ich habe mich beim Trainer persönlich dafür entschuldigt. Alle weiteren Läufe habe ich in meinem Urlaub absolviert und das kann ich auch alles dokumentieren.“ Zudem soll er nur an den letzten sechs von 22 Trainingseinheiten teilgenommen haben. Ferati dazu: „Das kann ich so nicht bestätigen. Wir haben eine Anwesenheitsliste. Wir haben im Februar 18 Trainingseinheiten gehabt, davon war ich zwölfmal da und sechsmal entschuldigt.“

Trotz der aktuellen persönlichen schlechten Stellung in Knappmanns Kader will der ehemalige Schalker Nachwuchsspieler Ferati seinen – nach eigener Aussage – bis zum 30. Juni 2020 laufenden Vertrag in Herne erfüllen: „Ich liebe die Westfalia. Das ist mein Verein. Ich habe immer gerne für den Klub gespielt und das Trikot zu tragen, ist eine Ehre für mich. Wenn der Trainer mir wieder eine Chance gibt, dann werde ich das Vertrauen mit guten Leistungen zurückzahlen“, erklärte er. Doch auch hier scheint es einen Haken zu geben. Vorstand Ilce: „Ich habe hier noch keinen Vertrag von Fatmir Ferati gesehen. Er soll uns diesen mal bitte vorzeigen. Unser Stand ist, dass er nur bis zum Saisonende an den Verein gebunden ist.“