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Fünfmalige Absteiger Stephan Paßlack ist kein guter Ratgeber

Fünfmalige Absteiger Stephan Paßlack ist kein guter Ratgeber

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Foto: picture-alliance / dpa
Ex-Nationalspieler Stephan Paßlack ist fünfmal aus der Bundesliga abgestiegen. Als Ratgeber für die derzeit bedrohten Teams fühlt er sich deshalb untauglich.

Moers. 

Wer sich mit der Fußball-Bundesliga intensiv beschäftigt, kennt auch ihre Rekordmänner. Gerd Müller mit seinen fabelhaften 365 Toren. Charly Körbel, der 602 Spiele bestritt. Oder Manni Kaltz, 53 Mal vom Elfmeterpunkt erfolgreich. Aber es gibt auch Stephan Paßlack. Der 45-Jährige aus Moers steht in einer Liste auf Platz eins, in der niemand auftauchen will: Spieler mit den meisten Abstiegen. 1991, 1993 und 1996 stieg er jeweils mit Uerdingen ab, 1999 mit Mönchengladbach und 2003 mit Nürnberg. Im Interview spricht der viermalige Nationalspieler, der auch für Köln, Frankfurt und 1860 München am Ball war, über seine besondere Karriere.

Herr Paßlack, ein Drittel der Bundesliga muss aktuell noch um den Klassenerhalt bangen. Was rät ein Experte im Abstiegskampf den gefährdeten Mannschaften?

Stephan Paßlack: Die Frage muss ein echter Experte beantworten. Ich halte mich für keinen. Welche Tipps soll ich den Spielern geben? Ich bin im Laufe meiner Karriere schließlich fünfmal abgestiegen.

Damit halten Sie einen traurigen Bundesliga-Rekord. Haben Sie eine Erklärung, warum es ausgerechnet Sie so häufig erwischt hat?

Stephan Paßlack: Teilweise. Ich habe zum Beginn meiner Karriere ja lange in Uerdingen gespielt. Mit Bayer oder später dem KFC war man automatisch der große Außenseiter. Die drei Abstiege waren nicht überraschend, die mit Gladbach und Nürnberg hinterher schon.

Welcher war der bitterste Abstieg?

Stephan Paßlack: Ganz klar der 1999 mit Borussia Mönchengladbach. Wir hatten eine richtig gute Mannschaft mit Toni Polster und Jörgen Petterson im Angriff, Marcel Witeczek und dem jungen Sebastian Deisler im Mittelfeld und Patrik Andersson in der Abwehr. Niemand hat damit gerechnet, dass wir in Abstiegsgefahr kommen. Doch dann kam alles anders: Wir haben mehrere Spiele am Stück verloren, die Zeit lief einem davon – auf einmal waren wir weg.

Wenn man Ihren fünf Abstiegen etwas Positives abgewinnen möchte, dann das, dass sie immer frühzeitig feststanden. Der Last-Minute-Abstieg ist Ihnen erspart geblieben.

Stephan Paßlack: Das macht es aber nicht besser. Ein Abstieg ist immer traurig, egal, ob es einen am fünftletzten oder am allerletzten Spieltag erwischt. Wenn du weißt, dass du nicht mehr zu retten bist, ist das ein bitteres Gefühl.

Sie haben aber auch eine positive Erfahrung im Abstiegskampf gesammelt. Erzählen Sie bitte.

Stephan Paßlack: Das war auch mit Borussia Mönchengladbach. 1998 hatte man uns schon längst abgeschrieben. Doch wir sind zurückgekommen. Am letzten Spieltag mussten wir in Wolfsburg gewinnen, und Rostock musste gleichzeitig Karlsruhe schlagen. Unseren Sieg hat Peter Wynhoff klargemacht. Wir haben dann erfahren, dass Rostock in Führung lag. Als die Spiele beendet und wir gerettet waren, gab es unbeschreibliche Jubelszenen. Leider haben wir nur ein Jahr später wieder traurige Momente erlebt.

Welche psychologischen Tricks haben Ihre Trainer im Abstiegskampf angewendet?

Stephan Paßlack: Diese berühmten Kurztrainingslager habe ich auch mitgemacht. Dann sind wir kurz vor Saisonende rausgefahren und haben zwei, drei Nächte gemeinsam im Hotel verbracht. Bei mir hat es nicht immer geholfen. (lacht)

Mittlerweile können Sie über Ihren Abstiegsrekord schmunzeln. Nervt es Sie gar nicht mehr, wenn Sie darauf angesprochen werden?

Stephan Paßlack: Manchmal schon. Wissen Sie: Ich habe für Deutschland vier Länderspiele bestritten, mit Gladbach im Uefa-Cup gespielt und bin auch zweimal in die Bundesliga aufgestiegen. Trotzdem heißt es häufig: Stephan Paßlack? Ist das nicht der mit den fünf Abstiegen? Mit der Zeit habe ich aber gelernt, damit zu leben. Jetzt kann ich die Sache auch mit Humor nehmen.

Wünschen Sie sich trotzdem, dass jemand Ihren Negativrekord knackt?

Stephan Paßlack: Um ehrlich zu sein: Ich wäre den Rekord gerne los. Aber ich gönne es keinem Profi, mich zu überholen. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass ein Spieler sechsmal absteigt.

Wie verfolgen Sie die Bundesliga?

Stephan Paßlack: Bei Gladbacher Heimspielen bin ich meistens im Stadion. Das hat zumindest bei der Borussia nichts mehr mit Abstiegskampf zu tun.

Wenn Sie viele Spiele sehen, können Sie uns mit Sicherheit auch sagen, wen es neben Hannover 96 am Saisonende erwischen wird.

Stephan Paßlack: Ich möchte mich nicht festlegen. Die gefährdeten Mannschaften haben genug Probleme. Die brauchen sich nicht noch irgendwelche Kommentare von mir anzuhören.