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Fanprotest: Warum viele Fußball-Anhänger RB Leipzig hassen

Fanprotest: Warum viele Fußball-Anhänger RB Leipzig hassen

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Red Bull verpiss dich! Der Fußball gehört uns! - BVB Fans kritisieren deutlich die Investitionen von Red Bull bei RasenBallSport Leipzig; premiumd, Vdig, quer, Fan, Fußballfan, Publikum, Fanblock, Fahne, Fanfahne, Fanfahnen, Plakat, Fanplakat, Fanplakate, Transparent, Schriftzug o0 Kritik, Fankritik, Protest, Fanprotost, Kommerzialisierung, Anti Kommerz, Südtribüne, RedBull, RB, Rasenball Saison 2009/2010, Borussia Dortmund Dortmund Fußball 1. BL Herren Mannschaft Deutschland Totale Randmotiv Personen Foto: imago
  • Seit RB Leipzig im Jahr 2009 gegründet wurde, gibt es massive Fanproteste
  • Warum ist das so?
  • Der Fanforscher Gunter A. Pilz weiß im RS-Interview eine Antwort

Essen. 

Herr Pilz, warum hassen viele Fußball-Fans RB Leipzig?

Gunter A. Pilz: Die Ultras haben ein feines Gespür für die Fußballkultur. Denen geht es gegen den Strich, dass ein Retortenverein von einem Mäzen hochgepusht wird. Der Verein handelt nicht nach den Bedürfnissen der Stadt, der Fans oder der Kommune. Die soziale Verankerung fehlt. Die Fans haben deswegen Vorbehalte gegenüber der ungehemmten Kommerzialisierung.

Vorbehalte sind das eine, aber warum wird daraus Hass?

Gunter A. Pilz: Ich kann es mir nur so erklären, dass es gerade bei den Ultras eine jugendspezifische Art ist, die Fußballkultur mit einer Leidenschaft zu leben, die dann auch mit Hass gekoppelt ist. Das ist ein jugendspezifischer Ausdruck von Missfallen.

Wie beurteilen Sie den Protest?

Gunter A. Pilz: In jedem Fall kann man sagen, dass Hass nicht der eigenen Sache dient. Wenn man ernst genommen werden will, sollte man nicht solche Mittel wählen. Ich wünschte mir, die Fans würden besonnener vorgehen. Denn der Protest hat auch seine Berechtigung.

Warum?

Gunter A. Pilz: Sie brauchen nur auf England schauen. Da sieht man, was zu viel Kommerz im Fußball anrichten kann. Im Stadion gibt es keine traditionellen Fans mehr. Das ist ein Operettenpublikum. Von daher haben gerade die Ultras in Deutschland schon einiges erreicht. Die DFL reagiert sensibel auf deren Proteste. Sie sehen das zum Beispiel bei den Montagsspielen. Die Vereine wissen, sie müssen den Spieltag weiter zerstückeln, um mehr Geld einzunehmen, aber sie überziehen auch nicht.

Was halten Sie von RB Leipzig?

Zunächst muss man sagen, dass der Klub für die Region etwas wunderbares geschaffen hat. Die Stadt Leipzig hat es verdient, einen Bundesligaklub zu haben. Außerdem setzt RB auf die Jugend und kauft nicht irgendwelche Stars. Umgekehrt kann ich auch die Vorbehalte verstehen.

In dieser Saison spielt Leipzig zum ersten Mal in der Bundesliga. Werden wir viele Protestaktionen erleben?

Gunter A. Pilz: Ja, RB kann sich auf einen Spießrutenlauf einstellen. Es wird sicherlich auch unschöne Aktionen geben.

Kann aus dem Verein irgendwann ein normaler Bundesligaklub werden?

Gunter A. Pilz: Der Protest wird sicherlich nachlassen. Er wird sich tot laufen. Die Fans werden sich mit dem Klub arrangieren.

Trotz all der Proteste und Vorbehalte hat RB Leipzig aber auch zahlreiche Fans. Warum?

Gunter A. Pilz: Bei einer Region, die so lange auf die Bundesliga gewartet hat, werden sie immer Leute finden, die sich damit identifizieren. Und es gehört auch zur Wahrheit, dass Leipzig ohne Red Bull noch viele Jahre auf höherklassigen Fußball gewartet hätte.

Also kann man die Liebe zu einem Verein kaufen?

Gunter A. Pilz: Ich glaube, es kommt auf die richtige Mischung an. Das kann man an Borussia Dortmund oder auch Werder Bremen sehen. Sie haben die richtige Mischung aus Kommerz und Fan-Nähe. Als der BVB vor gut zweieinhalb Jahren auf dem letzten Tabellenplatz stand, haben sich die Fans nicht abgewendet.

Mit Ingolstadt, Leverkusen, Wolfsburg, Leipzig und Hoffenheim spielen in dieser Saison fünf Vereine in der Bundesliga, die das ohne ihren großen Geldgeber wohl nicht tun würden. Wie beurteilen Sie die Lage der Bundesliga?

Gunter A. Pilz: Es gibt diese Vereine, aber es gibt auch Überraschungen wie Darmstadt. Zum Glück ist Erfolg nicht immer käuflich, das sieht man etwa an der aktuellen Situation des VfL Wolfsburg. Es gibt auch Grenzen. Das Beispiel des FC Bayern zeigt aber, dass mit langer Planung beides geht: Tradition und Erfolg.