Veröffentlicht inFussball

Ex-Schalker Kläsener ist zu jung für die Fußball-Rente

Ex-Schalker Kläsener ist zu jung für die Rente

Abschiedsspiel Bordon_2--543x199.jpg
Foto: WAZ FotoPool

Gelsenkirchen. 

Der Juli ist Trainingslagerzeit. Thomas Kläsener kennt das nicht anders. Und doch ist in diesem Sommer etwas ganz anders – denn der Ex-Schalker hält sich im Trainingslager für vertragslose Fußballer fit – und hofft auf einen neuen Arbeitgeber.

Der 34-Jährige ist derzeit nämlich ohne Verein, nimmt daher am Trainingscamp der Spielergewerkschaft VDV teil. In der Sportschule Duisburg-Wedau schuftet Kläsener für einen neuen Vertrag. „Ein bis zwei Jahre traue ich mir noch zu. Vom körperlichen Zustand geht das problemlos“, sagt der Gelsenkirchener.

In den vergangenen beiden Spielzeiten stand der Verteidiger bei Red Bull Leipzig unter Vertrag, die Ziele des sehr liquiden Viertligisten wurden deutlich verpasst, die sportliche Leitung zog die Konsequenzen und tauschte den Großteil der Kicker aus. Leipzig wartet also weiterhin sehnsüchtig auf den Sprung in den Profifußball. So auch Kläsener.

Namhafte Camp-Bewohner

Zu einer Teilnahme am Camp hat er sich erst spät entschlossen. „Ich dachte, ich kann mich auch alleine fit halten. Doch in der Gemeinschaft geht das einfach besser. Vor allem spielen wir hier ja auch Fußball, trainieren hart“, sagt er.

Das Schicksal der fußballerischen Arbeitslosigkeit teilt er im Camp mit 21 weiteren Feldspielern sowie vier Torhütern.

Moses Sichone, Roland Benschneider, Nico Frommer, Christian Demirtas oder Christian Mikolajczak – die Liste namhafter Camp-Bewohner ist lang.

Trainiert wird in der modernen Duisburger Sportschule unter hochprofessionellen Bedingungen. Ex-Profi Christian Wück ist Trainer des VDV-Teams, Markus Reiter, Markus Schroth seine Co-Trainer. Markus Lützler, ebenfalls Ex-Profi, ist als Teammanager dabei. Hinzu kommen eine hervorragende medizinische Betreuung sowie eine exzellente Rundumbetreuung.

85 Prozent Erfolgsquote

Die Chancen, rasch einen neuen Arbeitgeber zu finden, stehen gar nicht mal schlecht. Im Laufe des vergangenen Trainingscamps der VDV fanden rund 85 Prozent der Teilnehmer einen neuen Arbeitgeber. Unter anderem Torhüter Stefan Wessels, der jetzt mit dem dänischen Vizemeister Odense BK um die Qualifikation für die Champions-League spielt, und Delron Buckley, der im Alter von 33 Jahren zu den Leistungsträgern beim Zweitligisten Karlsruher SC gehört.

In der vergangenen Woche fuhr die aktuelle VDV-Auswahl ins „Medicos Auf Schalke.“ Leistungsdiagnostik stand auf dem Plan. Nach den Maßstäben der Deutschen Fußballliga natürlich. „So kann jeder Spieler seine Daten gleich bei einem möglichen neuen Verein vorzeigen“, erklärt Ulf Baranowsky, der Geschäftsführer der VDV. „Ziel ist es, bei einem Klub zu jeder Zeit nahtlos in den laufenden Trainingsbetrieb einsteigen zu können.“

Zwei bis drei Trainingseinheiten pro Tag sowie zahlreiche Testspiele in der Region und in ganz Deutschland stehen auf dem Plan. „Die Spieler sollen sich so oft es geht anbieten können. Wir filmen die Spiele sogar“, erklärt Geschäftsführer Baranowsky.

Fit fürs Leben machen

Doch nicht nur sportlich sorgt die Spielergewerkschaft VDV dafür, dass die Teilnehmer auf der Höhe sind. Stichwort: Weitsicht. „Wir machen die Spieler nicht nur fit in den Beinen, sondern auch im Kopf und fürs Leben“, sagt Ulf Baranowsky.

Was passiert, wenn kein Verein mehr anklopft, die Spieler vertragslos bleiben?

Thomas Kläsener ist da Realist. „Ich bin fast 35 Jahre alt. Natürlich bin ich auch im Camp, um mit Außenstehenden, die die Verflechtungen des Fußballs nicht so kennen, über meine Zukunft zu sprechen.“

Kläsener wurde erst mit 27 Jahren Fußballprofi, ist für jeden Tag, an dem er sein Hobby beruflich ausführen durfte, sehr dankbar. Zuvor hat der 32-malige Bundesligaspieler an der Fachhochschule Gelsenkirchen Betriebswirtschaftslehre studiert, ist noch immer eingeschrieben. „Lohnt es sich, das Studium abzuschließen, oder mache ich Trainerscheine? Ich bin da offen für viele Denkanstöße“, sagt er. „Einige andere verschließen davor die Augen“, sagt Baranowsky. 1:0 für Thomas Kläsener.