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In „Pöhler“ Klopp steckt noch immer der Schwabe

In „Pöhler“ Klopp steckt noch immer der Schwabe

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Foto: imago
BVB-Coach Jürgen Klopp bringen viele sofort mit Mainz und Dortmund in Verbindung, ursprünglich kommt der Meistertrainer aber aus dem Schwabenland. Trotz Sympathien für seine Heimat will sich Klopp auf dem Weg zum Titel nicht aufhalten lassen.

Dortmund. 

Immer ruhig bleiben, die eigene Nervosität durch ein paar derbe Sprüche überspielen, die schwarze Kappe mit dem gelben Schriftzug „Pöhler“ tief ins Gesicht ziehen, und dann auf ins Gefecht. Jürgen Klopp arbeitet in diesen Wochen bis in die Haarspitzen motiviert an seinem zweiten Meisterstück mit Borussia Dortmund. Wenn der Tabellenführer im nächsten Schritt auf den VfB Stuttgart trifft, begegnet der Trainer gewissermaßen entfernten Verwandten aus seiner Jugendzeit. Man glaubt es kaum oder hat es vergessen, aber Klopp ist wirklich Schwabe.

Klopps Heimat – ein Luftkurort in der Nähe des Neckars

Auf die Frage, wieviel Schwaben denn eigentlich in ihm stecke, antwortete er bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gewohnt launig. „Als Kind dachte ich Null, weil ich nie das Bedürfnis am Samstagmorgen hatte, um 11 Uhr raus zu müssen und die Straße zu kehren“, sagte er und spielt die Kehrpflicht an, vor dem Häusle alles ordentlich und adrett zu halten. In Glatten, einem Luftkurort in der Nähe des Neckars, wuchs Jürgen Norbert Klopp auf, in der Region am östlichen Rand des Schwarzwalds, wo andere Dörfer Schopfloch, Eutingen im Gäu oder Dürrennettstetten heißen. Dort war sein Zuhause, bis er für das Studium nach Frankfurt am Main ging.


Verortet wird der 44-Jährige eher in Rheinhessen, weil er dem 1. Fußball- und Sportclub Mainz 1905 18 lange Jahre verbunden war. Elf Jahre als Zweitligaspieler mit 325 Einsätzen, anschließend bis 2008 als Trainer. Dort entwickelte er sich, auch durch seine Einsätze als „TV-Bundestrainer“ des ZDF, zu einer Kultfigur des deutschen Fußballs. Doch seiner Heimat, das gibt er zu, ist er treu geblieben, auch wenn es kaum zu hören ist. „Aber man wird als Schwabe geboren und bleibt einer. Ich kann die Sprache, kann also auch als Simultanübersetzer arbeiten – in allen Regionen.“ Doch die schwäbische Mundart verkneift er sich im Ruhrgebiet. Dass er nicht aus Westfalen kommt, ist allerdings zu hören.

Klopp – diplomierter Sportwissenschaftler und Fußball-Maniac

Vom TuS Ergenzingen zum BVB, von fünf Dutzend Zuschauern bei den Jugendspielen in das Fußball-Theater der Emotionen mit 80.720 Zuschauern, hat Klopp seinen Weg gemacht. Der Job bedeutet ihm alles, er hat nie für etwas anderes gelebt, abgesehen natürlich von der Familie mit seiner Frau Ursula und zwei Söhnen. Klopp, der diplomierte Sportwissenschaftler, ist ein Fußball-Maniac, der sich tagein, tagaus mit diesem Spiel beschäftigt. Im Prinzip hat er nichts anderes im Kopf. Und den Fußball-Bezug hat er auch auf dem Kopf mit dem Wort „Pöhler“. Denn „pöhlen“ bedeutet, mit einem kräftigen Bumms aufs Tor ballern oder allgemein Fußball zu spielen.


Der „Pöhler“ ist in Dortmund zum Begriff geworden. Er steht für einen Jungen, der davon träumt, einmal BVB-Profi zu sein, der wie Klopp seinen Traum zum Leben macht. Es gibt einen Song vom „Baron von Borsig“ über den Pöhler, und ein passendes Buch „Dem Fußball sein Zuhause – Pöhlen, Pils und Pokale entlang der B1“ (Autor Ben Redelings). Wie Fußball im Pott gelebt wird, findet der Schwabe Klopp total passend für sich. Deswegen trägt er die Pöhler-Kappe.

Fast wäre Klopp beim 1. FC Köln gelandet

Dass er so gut nach Dortmund passt – vielleicht noch vier Jahre bis zum Vertragsende 2016 – hätte der Super-Optimist selbst nicht gedacht. Beinahe wäre er ja nur etwas rheinabwärts gewandert, als er sich 2008 entschloss, das geliebte Mainz zu verlassen. Der 1. FC Köln wollte ihn haben, und der Klub wäre nur eine Nummer größer, aber sportlich nicht wirklich besser gewesen als die „Nullfünfer“. Klopp und die Geißböcke sollen sich einig gewesen sein, aber dann erklärte Christoph Daum plötzlich doch, er wolle noch bleiben. Letzten Sonntag, nachdem seine Mannschaft die Kölner mit 6:1 vermöbelt hatte, schwärmte Klopp über die Geschlagenen, als stünden die Rheinländer vor dem Titelgewinn.


Vielleicht lobt Klopp auch den VfB Stuttgart nach dem Spiel. Doch ein Bein auf dem Weg zur zweiten Meisterschaft, mit dem er bestätigen würde, dass der Triumph des Vorjahres alles andere als ein Zufall war, sollen ihm die schwäbischen Landsleute bitte nicht stellen. Auch der „Pöhler“ hat große Träume. (dapd)