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BVB-Legende Dieter Kurrat legte die Stars an die Kette

BVB-Legende Dieter Kurrat legte die Stars an die Kette

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Interview mit Hoppy Kurrat, zur Serie 50 Jahre Bundesliga in seiner Gaststätte Hoppys Treff in Unna Holzwickede bei Dortmund. Foto:Ralf Rottmann / WAZ FotoPool Foto: Ralf Rottmann
Kleiner Mann, großer Kämpfer: Dieter Kurrat war bei den Fans von Borussia Dortmund immer besonders beliebt, weil er Fußball arbeitete. Nach der Karriere wurde seine Kneipe in Holzwickede Kult. Vor eineinhalb Jahren gab Hoppy seinen Treff in gute Hände.

Holzwickede. 

„Hoppy’s Treff“ ist nicht nur ein Restaurant, „Hoppy’s Treff“ ist auch viel mehr als eine gemütliche Kneipe mit einem frisch gezapften Pils. Seit über 40 Jahren ist die Gaststätte mitten in Holzwickede ein Stück gelebter Ruhrgebiets-Geschichte. An den Wänden hängen Zeugnisse historischer Fußball-Spiele. Die meisten Bilder sind noch nicht in Farbe aufgenommen, doch vielleicht vermitteln sie gerade deshalb besonders bunte Erinnerungen. Eines ist allen Fotos gemeinsam: „Hoppy“.

Von der erfolgreichen B-Jugend des FC Merkur Dortmund aus dem Jahr 1957 bis zur legendären Meister-Mannschaft von Borussia Dortmund aus dem Jahr 1963, von Borussias Europacup-Siegern von 1966 bis zu dem Deutschen Amateur-Meister 1976 aus Holzwickede: Hoppy Kurrat, den seine Eltern auf den Namen Dieter taufen ließen, hatte großen Anteil an diesen Triumphen. „Hoppy“ ist auf den Fotos leicht zu identifizieren, denn Dieter war immer der Kleinste im Team. „Ich bin 1,62 Meter groß. Bis heute bin ich der kleinste Spieler der Bundesliga-Geschichte“, sagt Kurrat. Es klingt wie eine Plattitüde, aber der Kleinste war einer der Größten. Und er ist es für die Borussia-Fans bis heute geblieben. Wer so Fußball gearbeitet hat, wer sich in jedem Spiel bis zur letzten Sekunde ausgepowert hat wie der heute 70-Jährige, der wird im Ruhrpott zur Legende.

„Zu klein“ für den Bundestrainer

Nur Helmut Schön störte sich an der Körpergröße des Dortmunders. „Dem damaligen Bundestrainer war ich zu klein“, erzählt Kurrat und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Wenn es noch die ganz langen Schraubenstollen gegeben hätte, dann wäre ich vielleicht doch Nationalspieler geworden.“ Aber auch so ist Kurrat mit seiner Karriere zufrieden: Meister 1963 und DFB-Pokal-Gewinner 1965 mit den Borussen. Und zur Erinnerung an den Europacup-Triumph 1966 gibt es bis heute in „Hoppy’s Treff“ das Filet-Steak „Liverpool“: Am 5. Mai 1966 besiegte Kurrat mit dem BVB im Glasgower Hampden-Park den FC Liverpool mit 2:1 nach Verlängerung.

Pferdewetten onlineDie Biographie des Dieter Kurrat klingt wie von einem kitschigen Soap-Autor erfunden. Geboren wurde Kurrat in Dortmund. Sein Vater betrieb am Borsigplatz ein Fuhrgeschäft. Als der Sohn bei Hoesch den Beruf des Drahtziehers erlernte, nannten ihn schon alle „Hoppy“. Hopalong Cassidy war ein Westernheld der frühen Fünfziger. „Ich habe seine Filme im Kino bewundert“, erinnert sich Kurrat, „keiner zog den Colt schneller als er. Und weil ich das bei uns in der Straße auch so machte, nannten mich alle Hoppy.“

Mit Bällen aus alten Socken hat er seine ersten Fußball-Tricks erlernt. Beim FC Merkur zeigte sich schnell das Talent des kleinen Hoppy. Max Merkel, der damalige Trainer von Borussia Dortmund, entdeckte ihn. „Damals war ich erst 15. Merkel hat gesagt: Den muss ich haben. Damit ging es los“, erzählt Kurrat. „Meinen ersten Profi-Vertrag habe ich mit 18 erhalten. Den musste meine alte Dame unterschreiben, weil man damals erst mit 21 volljährig wurde.“

Kurrat blieb dem BVB treu

120 Mark erhielt er im Monat. Mit Einführung der Bundesliga 1963 stieg das Gehalt immerhin auf 1200 Mark. Kurrat blieb immer seinem BVB treu. Auch als die Hertha aus Berlin ihn abwerben wollte. Und auch als Atalanta Bergamo mit Lira-Millionen wedelte. „Die Italiener wollten mich haben, weil ich im Europacup gegen Inter Mailand den großen Star Luis Suarez ausgeschaltet hatte“, sagt Kurrat. „Ich wollte nicht weg. Ich komme vom Borsigplatz. Ich muss die Reinoldikirche im Blick haben.“

Sonderaufgaben waren seine Spezialität. „Ich war der Terrier“, sagt er, „lange vor Berti Vogts. Wenn ich gegen Netzer oder Overath gespielt habe, riefen die Zuschauer: Hoppy, beiß’ ihn in die Wade.“ Und Hoppy legte die Stars an die Kette. Er kannte ihre Tricks, er kämpfte sie nieder.

Hoppy blieb der Borussia auch in den schweren Zeiten treu. In der Bundesliga-Saison 1968/69 wäre er schon fast mit dem BVB abgestiegen. Damals rettete sich die Borussia durch ein 3:0 gegen Kickers Offenbach. „Das war eine knappe Kiste“, sagt Kurrat heute. Aber 1972 musste er dann doch mit den Borussen absteigen. 1974 machte er sein letztes von 613 Pflichtspielen für den BVB. In dem Jahr half er sogar als Trainer aus.

Hoppy baute sich eine zweite Karriere auf

Als erster Borusse erhielt Kurrat ein Abschiedsspiel. Doch der damalige Vorstand ging nicht ehrlich um mit seinem Idol. 20 000 Zuschauer waren im Stadion, doch abgerechnet wurden lediglich 12 000. Kurrat ging viel Geld verloren. Aber Hoppy baute sich eine zweite Karriere auf. Hinter dem Tresen. Mit seiner Frau Marga eröffnete er in Holzwickede „Hoppy’s Treff“. Ein erfülltes Leben, ein anstrengendes Leben. „Damals gab es noch einen Mittagstisch. Wir sind morgens um zehn Uhr gekommen und manchmal erst um drei Uhr nachts nach Hause gefahren“, erinnert sich Kurrat. Bei den Heimspielen des BVB saß er zwar im Stadion, doch musste er vor dem Abpfiff schnell ins Auto springen. Ab zu „Hoppy’s Treff“. Schließlich musste er seinen Gästen dort erklären, warum es Grund zum Jubeln oder zum Trauern gab.

Vor eineinhalb Jahren hat Hoppy seinen Treff in gute Hände gegeben. „Nach 40 Jahren war es Zeit aufzuhören“, sagt Marga Kurrat, „der Hoppy war immer ein Guter.“ Und treu. Seinem BVB. Und seiner Frau. Am 13. Dezember feiern sie Goldene Hochzeit. Bestimmt in „Hoppy’s Treff“.