Dortmund.
Tanzen, das sagen Menschen, die das besonders gern tun, Tanzen ist Träumen mit den Füßen. Das ist vermutlich die mit Abstand hübscheste Beschreibung für die Bilder, die Marc Bartra am späten Samstagabend lieferte.
Nach dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt und dem Gewinn des DFB-Pokals hatte er sich die Trophäe in der Kabine geschnappt, hielt sie im Arm wie seine Geliebte und tanzte mit ihr einige Sekunden lang, träumte mit ihr einige Sekunden lang.
Ein friedvolles, wunderbares Bild war das. Und damit ein mit Worten kaum zu beschreibender Kontrast zu dem, was ihm widerfahren war.
Vor sechs Wochen sollte Marc Bartra sterben
Sechs Wochen ist der Tag her, an dem Marc Bartra sterben sollte, er und seine Mannschaftskollegen von Borussia Dortmund.
Drei Sprengsätze detonierten nahe dem Mannschaftsbus, als sich dieser auf den Weg zum nächsten Spiel machte. Bartra saß am Fenster, sein Arm wurde verletzt.
Marc Bartra stets mit einem Lächeln im Gesicht
„Als diese Sache mit dem Anschlag passierte, hätte ich nicht gedacht, dass ich bald wieder spielen kann. Mir ging es in den ersten Minuten gar nicht gut. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein einziger Gedanke war, dass es mir bald wieder gut geht“,
sagte Bartra nun, als er mit seiner Verlobten, der spanischen Fernsehkommentatorin Melissa Jimenez, den mit geladenen Gästen gefüllten Festsaal des Hyatt in Berlin betrat.
Natürlich dachte er jetzt an diesen 11. April zurück. An die vielen kleinen Schritte zurück zur Normalität, die er seitdem gegangen ist: die Operation am verletzten Arm, das erste Foto aus dem Krankenhaus, der erste Besuch bei der Mannschaft, das erste Training, das erste Spiel.
Jeden Schritt ging er mit einem Lächeln.
Titel löscht die Erinnerung an den Anschlag nicht
Der Titel macht das Geschehene nicht ungeschehen, er löscht die Erinnerung nicht. Aber er vermag dem Ereignis eine positive Kraft zu verleihen. Das Wissen um die Kraft, sich durch schwere Zeiten kämpfen zu können.
Marc Bartra steht mit dieser Fähigkeit als Sinnbild für diese Mannschaft, die den Anschlag abstreifte und wieder aufstand, auch wenn es nicht leicht fiel.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke widmete dem 26-Jährigen bei seiner Bankett-Rede einen eigenen Absatz. „Marc, keiner im Saal hat es irgendjemandem mehr gegönnt als dir. Was passiert ist, hat dich am härtesten getroffen.
Umso schöner, dass du bei uns bist, dass du gespielt hast, dass du den ersten Titel mit dem BVB gewonnen hast.“
Rückkehr nach Berlin
Bartras trotzige und offenbar unverwüstliche Zuversicht haben ihn längst zu einer Art Liebling bei den Fans gemacht. Am Sonntag beim Umzug durch die Stadt feierte der Verteidiger ausgelassen wie kaum ein anderer.
„Nach der Operation habe ich schon gehofft, im Saisonfinale wieder spielen zu können. Nun hat es geklappt, und ich bin Pokalsieger. Das ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin sehr glücklich“, schwärmte Bartra in Berlin.
Das ist die Stadt, in der er schon einmal einen Titel gewann, den größten im europäischen Fußball, den der Champions League 2015 mit dem FC Barcelona. Als Reservist.
Aber dieser jetzt wirkt noch größer. Weil er spielte. Und weil es das Spiel seines Lebens war.
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