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Augsburg und der BVB – es gibt eine neue Fanfreundschaft!

Augsburg und der BVB – es gibt eine neue Fanfreundschaft!

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Zwischen Hin- und Rückspiel im Viertelfinale der Königsklasse ist das Augsburger Gastspiel in der Fußballhauptstadt eine Randnotiz – könnte man meinen. Ist aber nicht so. Zwischen FCA und BVB hat sich eine gelebte Fanfreundschaft entwickelt.

Dortmund. 

Die Randnotiz des Fußballwochenendes war in Dortmund eher der endgültige Titelgewinn für die Bayern. Hierzu geziemt sich auch in einer Fankolumne eine sportliche Gratulation nach München. Wer die beste Saison aller Zeiten spielt und die ganze Liga deklassiert, der hat sich die frühe Schale redlich erarbeitet.

In Dortmund stand das schon seit der Winterpause entschiedene Meisterrennen allerdings nicht im Mittelpunkt des Interesses. Man hat sich damit ja seit Wochen oder Monaten arrangiert und schielt eher auf den europäischen Wettbewerb, dessen Viertelfinalspiele mit schwarzgelber Beteiligung lediglich durch das Spiel gegen den FCA an der Strobelallee unterbrochen wurden.

Münchener Meisterschaft eine Randnotiz

In dieser Konstellation ein hartes Brot und eine lästige Pflichtaufgabe gegen einen Abstiegskandidaten, scheint es. Aber weit gefehlt. Denn für eine wachsende Schar von Fans auf beiden Seiten zählen die Duelle zwischen FCA und BVB mittlerweile zu den Highlights der Saison, weil sich in den vergangenen zwei Jahren tatsächlich eine veritable Fanfreundschaft entwickelt hat – die erste nennenswerte Fanfreundschaft binnen der letzten Dekade.

Nennenswert, weil sie von mehr als ein oder zwei Fanclubs auch wirklich gelebt wird und es das ganze Jahr über Kontakt zwischen Anhängern beider Lager gibt. Vor und nach beiden Bundesligagastspielen der Borussia in der Fuggerstadt gab es mehrere Veranstaltungen unter dem Motto „Augsburg calling“. Die Dortmunder Gäste wurden mehrfach zu Partys, Konzerten, Stadt- und Stadionführungen eingeladen und haben sich am Wochenende revanchiert und zusammen mit den Augsburger Organisatoren ein paar schöne Programmpunkte in Dortmund ausgedacht.

„Augsburg calling“ – „Augsburg Recall“

„Augsburg Recall“ brachte zuerst Fans beider Lager im Stadion Rote Erde zusammen und wartete nach dem Spiel unter anderem mit einer Party und Konzerten von Dortmunder und Augsburger Bands auf.

Diese Veranstaltungen haben einen großen Anteil daran, dass sich bei Spielen beider Vereine gegeneinander Stadiongänger beider Lager in einer angenehmen Atmosphäre auf ihre Gemeinsamkeiten als Fußballfans besinnen können und zeigen, wie viel Positives ein bisschen Engagement in der Fanarbeit bewirken kann. Undenkbar, wie sich die Atmosphäre bei vielen Fußballspielen für alle Beteiligten noch verschönern könnte, wenn Vereine und Verbände in diesem Bereich mehr Zeit und Geld investieren würden.

„Augsburg Recall“ war dann auch nicht die einzige gemeinsame Veranstaltung von Dortmunder und Augsburger Anhängern. An mindestens vier weiteren Orten trafen sich einzelne befreundete Fanclubs in Vereinsräumen oder teilweise eigens reservierten Gaststätten.

Viele Fangruppierungen aus Augsburg und Dortmund sind freundschaftlich verbunden

So etwas hat es auf so breiter Front schon längere Zeit nicht mehr gegeben. In den Achtziger Jahren bandelten mal Hamburger und Dortmunder in ähnlicher Weise an und europaweit haben sich über die Jahre vereinzelte Fangruppenfreundschaften oder lose Sympathien entwickelt. Zwischenzeitlich wähnte man aber wirkliche Fanfreundschaften in Dortmund als nahezu ausgestorben.

Schnee von gestern, wie es scheint. Viele Borussen drücken Augsburg nach der Niederlage im Westfalenstadion im „Klassenkampf mit Dietmar Hopp“ fest die Daumen, ein wachsender Teil aus Sympathie zum FCA, alle anderen, weil es gemeinhin im Fußballkontext nichts Überflüssigeres und Ärgerlicheres gibt, als Sinsheim in der Bundesliga.

Dortmunder Daumendrücken im Augsburger Abstiegskampf

Wenn Hopps TSG trotz der permanenten Sonderbehandlung durch Verbände und Medien absteigen und Augsburg stattdessen die Klasse halten würde, gäbe das nicht wenigen Fans ein Stück Glauben an den ominösen Fußballgott wieder.

Es wäre ein kleines Zeichen dafür, dass man sich auch im turbokommerzialisierten Profifußball, bei dem selbst die in Dortmund marketingstrategisch verbreitete „Echte Liebe“ oftmals einen schalen Beigeschmack bekommt, nicht wirklich alles plump mit Geld kaufen ließe.

Außerdem würde so eine lebendige Fanszene der Liga erhalten bleiben, anstatt eines sinn- und seelenlosen Projekts, das dem Geltungsbedürfnis eines einzelnen Unternehmers entsprungen ist.

Es würde dem Fußball gut tun, wenn Augsburg „drin bliebe“. Und es würden sich auch viele Dortmunder mit dem FCA freuen.

07.04.2013, Rutger Koch, Gib mich DIE KIRSCHE