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Dem Pferd verfallen

Dem Pferd verfallen

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Schon immer war Deutschland eine Nation, die hoch zu Ross viele Medaillen einheimste. Das war bei den meisten zurückliegenden Olympischen Spielen so und wird auch wohl dieses Jahr bei den Spielen in Peking so werden. Auch 1984 bei den Sommerspielen in Los Angeles war der deutsche Pferdesport ein Garant für Gold – besonders verknüpft mit einem Namen: Dr. Reiner Klimke.

Der Jurist aus Münster war schon zu Lebzeiten eine Reiterlegende und der Vorzeigesportler der deutschen Dressurequipe. Dux, Mehmed und Ahlerich waren seine Paradepferde, mit denen er insgesamt sechs Olympische Spiele erlebte. Besonders mit Ahlerich verbinden die Reitsportfans herausragende Leistungen. Klimkes Ritt zu Gold auf Ahlerich am 11. August 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles bleibt bis heute unvergessen. Für Klimke (und wahrscheinlich auch für das Tier) war es der „schönste Moment meines Lebens“.

„Wenn Sie dem Pferd verfallen sind, dann sind Sie’s“, hat Reiner Klimke einmal gesagt. Klimke war es schon in jüngster Kindheit. Bereits als 14-Jähriger gewinnt der Münsteraner sein erstes Turnier. Zunächst ritt er Military, dann wechselte Klimke zur Dressur, in der er zum erfolgreichsten Reiter aller Zeiten wurde. Im Dressurviereck gewann Reiner Klimke zehn Deutsche Meisterschaften und wurde sechs Mal Europa- und Weltmeister.

Der Höhepunkt seiner Laufbahn war allerdings der Tag heute vor 24 Jahren. Es war eine ganz besondere Beziehung zwischen Reiter und Pferd, die aus Klimke und Ahlerich eine untrennbare Einheit machte. Geprägt von Kontrolle, Eleganz und Präzision im Sattel waren entscheidende Kriterien für den Erfolg in Los Angeles, wo er sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft Gold gewann. Mit sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen bei sechs Olympischen Spielen zwischen 1960 und 1988 ist Dr. Reiner Klimke einer der erfolgreichsten deutschen Olympia-Teilnehmer.

Klimke war außerhalb des Dressurvierecks im CDU-Stadtrat von Münster und saß im Landtag. 1991 wurde der Rechtsanwalt und Notar mit dem olympischen Orden des IOC ausgezeichnet. Das Jahrbuch des Reitsports „L‘ Annee Hippique“ wählte Klimke zum „Dressurreiter des Jahrhunderts“. Vor seinem geplanten Comeback bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney stirbt Dr. Reiner Klimke am 17. August 1999 im Alter von 63 Jahren an seinem zweiten Herzinfarkt.

Auf den Tag genau fünf Jahre später kämpft seine Tochter Ingrid in Athen um olympisches Gold in der Vielseitigkeitsprüfung – auch Familie Klimke war dem Pferd verfallen.