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Als England um die Busby-Babes weinte

Als England um die Busby-Babes weinte

Dudley. 

Wenn das Sonnenlicht in die St. Francis Church einfällt, leuchtet das bunte Kirchenfenster der Seitenkapelle in den schönsten Farben. Nichts Außergewöhnliches, wäre da nicht die Figur in der Mitte. Weder Jesus noch einer seiner Apostel ist hier die Lichtgestalt, vielmehr wird an diesem Ort der Begriff des Himmelsstürmers und Fußball-Gottes wörtlich genommen. Denn in Dudley, einer 350 000-Einwohner-Stadt in Mittelengland, verehren sie einen Fußballspieler wie einen Heiligen: Duncan Edwards, dessen hoffnungsvolle Laufbahn vor 53 Jahren durch die Flugzeug-Katastrophe von München ein tragisches Ende nahm. Englands vielleicht größtes Fußball-Talent wurde nur 21 Jahre alt.

Sieben Spieler des englischen Fußballmeisters Manchester United, der auf der Rückreise vom Europacupspiel bei Roter Stern Belgrad (3:3) in München zwischengelandet ist, finden neben 15 weiteren Passagieren sofort den Tod. Duncan Edwards, der schwer verletzt ins Klinikum rechts der Isar gebracht worden ist, kämpft noch 15 Tage um sein Leben. Er stirbt am 21. Februar 1958.

Matt Busby, der Trainer, der seinen Todeskampf im Krankenhaus nach Wochen gewinnt, sagt später, es werde nie mehr einen Spieler wie Duncan Edwards geben. Als Edwards in seiner Heimatstadt Dudley beerdigt wird, geben ihm 50 000 Menschen das letzte Geleitet. Drei Jahre später weiht der Bischof von Worcester zwei Kirchenfenster mit Abbildern des verstorbenen Fußball-Heiligen ein, ohne dass in der Gemeinde Protest wegen Blasphemie bekannt wird. „In der St. Francis Church“, schrieb seinerzeit die FAZ, „ ist der innerfußballerische Heiligenkult unter die Fittiche einer Amtskirche genommen worden.“

Nach zwei nationalen Titelgewinnen hatte sich Manchester United 1958 angeschickt, mit einer blutjungen Mannschaft, den Busby-Babes, auch Europa zu erobern. Und viele der jungen ManU-Kicker um Duncan Edwards träumten bereits von der im Sommer stattfindenden Weltmeisterschaft in Schweden, bei der England mit seinen neuen Hoffnungsträgern als Mitfavorit galt. Doch dann kam der 6. Februar 1958. Nach zwei abgebrochenen Startversuchen in München endete der dritte Anlauf in der Katastrophe.

Neun Jahre zuvor hatte schon einmal ein Flugzeugabsturz die Fußball-Welt erschüttert. Am 4. Mai 1949 war eine Fiat G-212 mit der Mannschaft des bereits als italienischer Meister feststehenden AC Turin an Bord im dichten Nebel am Turiner Hausberg „Superga“ zerschellt. Alle 18 Spieler, unter ihnen der bis heute als Kopf dieser Mannschaft verehrte Valentino Mazzola, kamen bei dem tragischen Unfall ums Leben.

Das vorerst letzte Flugzeug-Unglück, in das eine komplette Fußballmannschaft verwickelt war, betraf die sambische Nationalmannschaft. Am 27. April 1993 starben 18 Spieler und das Trainerteam beim Absturz ihrer Maschine vor der Küste von Gabun.