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Zwei Wochen Mallorca für 338 DM – vor 50 Jahren entdeckte Neckermann die Pauschalreise

Mallorca, 338 DM – Als Neckermann Pauschalreisen entdeckte

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Foto: dpa
Vor 50 Jahren entdeckte der Versender Josef Neckermann die Pauschalreise. Es war die Zeit, als die Deutschen Spanien lieben lernten. Neckermann bot Pauschalreisen damals so günstig an wie bis dahin Lampen oder Haushaltswaren.

Essen. 

Es war die Zeit, als „all inclusive“ noch „alles inbegriffen“ hieß, als die Bikini-Schönheiten im Versand-Katalog wie zufällig an Ursula Andress, das Bond-Girl aus „Dr. No“, erinnerten. „Sie haben die Wahl: Mallorca, Tunesien, Costa del Sol…“ schrieb Josef Neckermann damals mutig auf das Deckblatt seines ersten Katalogs und bot Pauschalreisen so günstig an wie bis dahin Lampen oder Haushaltswaren. 14 Tage Mallorca für 338 DM. Flug. Hotel. Vollpension. Alles inbegriffen eben.

1963 war das, und es gibt noch Fotos von den ersten Gästen. Von Wolfgang Dosek, der damals gerade 22 Jahre alt war. Ein Einzelhandelskaufmann aus Frankfurt. Das bunte Handtuch unter dem Arm, mit offenem Hemd und dunkler Sonnenbrille steht er da am Strand von Cala Ratjada. Jenem Ort, der ihn bis heute nicht losgelassen hat, in den er regelmäßig zurückkehrt, obschon sein Ratjada sich im Laufe der Zeit so veränderte.

„Mancher von ihnen konnte gar nicht schreiben“

„Wir haben mit dem ersten Katalog Leute erreicht, die noch niemals ein Reisebüro betreten hatten“, erinnert sich Albrecht von Pflug, der frühere Chefeinkäufer von Neckermann. Mallorca, das war ein Erlebnis. Eine unberührte Insel. Wunderschöne Natur und noch leere Strände. „Die Spanier waren fassungslos, als die Deutschen kamen und sich stundenlang in die Sonne legten. Braun waren damals in ihren Augen nur Straßenarbeiter“, erinnert sich der heute 83-Jährige.

Leser-AufrufVon Pflug arbeitete in den frühen 60ern für das Schweizer Unternehmen Hotelplan, mit dem Neckermann anfangs kooperierte. 24 Hotels bot der Versender im ersten Jahr auf Mallorca. Kleine Häuser, familiär und direkt am Strand gelegen. 18.000 Deutsche wagten im ersten Jahr das Abenteuer, ließen sich etwas skeptisch auf die ersten Neckermann-Reisen ein. So billig? Ob das funktioniert? Für den Unternehmer wurden die Pauschalreisen zum Selbstläufer. Die Zahl der Buchungen stieg von Jahr zu Jahr dermaßen an, dass die Mallorquiner mit dem Bauen gar nicht nachkamen.

„Wir gaben den Hoteliers das Geld, die Kredite bar auf die Hand. Sie verpflichteten sich zu bauen, wir garantierten zu mieten. Das lief meist per Handschlag. Mancher von ihnen konnte gar nicht schreiben“, erklärt von Pflug.

„Das gab es bis dahin nicht zu diesen Preisen!“

Schönes, fremdes Land! Wo es für eine Pesete, für 22 Pfennig, so Vieles gibt. Nur das Essen, das inbegriffen war, bereitet den Teutonen Probleme. Paella, das Festmahl der Insulaner, erscheint ihnen als Reste-Essen. „Da haben wir den Spaniern beibringen müssen, dass die Deutschen Schnitzel lieben und wie die zubereitet werden“, sagt von Pflug.

Doch die ersten Mallorca-Pauschaltouristen waren neugierig, sie waren dankbar, vom Reisen noch nicht so verwöhnt. 1966 bot Neckermann sogar eine erste Kreuzfahrt. Taras Schewtschenko hieß das Schiff, mit dem er die Deutschen ins östliche Mittelmeer schickte. Istanbul, Ägypten und damals sogar noch Libanon. „Das gab es bis dahin nicht zu diesen Preisen!“, erzählt Heide Fischer-Meier, eine der ersten Reiseleiterinnen von Neckermann.

Reiseleiterin, was soll das sein?

Noch nicht einmal volljährig war sie, als sie sich wegen „der schönen Pyramiden-Bilder in der Anzeige“ auf eine Stelle bewarb. „Ich konnte Englisch und ein bisschen Französisch. Was eine Reiseleiterin sein sollte, wusste ich gar nicht“, so die heute 68-Jährige. Als sie schließlich auf das Kreuzfahrt-Schiff stieg, war sie frisch 21 Jahre geworden und „genauso gespannt auf die große, weite Welt wie die Passagiere“.

Zurück nach Mallorca, wo sich Albrecht von Pflug später niederließ, wohin es auch Wolfgang Dosek, den ersten Neckermann-Reisenden, immer wieder zog. Noch immer sei Mallorca eine wunderschöne Insel, schwärmt von Pflug, auch wenn die Hänge von Andratx „heute mit Beton übergossen sind“. „Wir sind ja selbst daran schuld. Auch wir haben rasend schnell investiert“, so von Pflug. Geblieben sind Erinnerungen an eine aufregende Zeit und, so Pflug, „die Menschen, die wahnsinnig herzlich sind. Bis heute.“