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Torrent de Pareis – Mallorcas außergewöhnlichste Wanderung

Torrent de Pareis – Mallorcas außergewöhnlichste Wanderung

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Foto: dpa
Die Tour durch den Torrent de Pareis, sie gilt als Mallorcas außergewöhnlichste Wanderung der Extraklasse und verläuft in der Serra de Tramuntana, welche 2011 von der Unesco zum Welterbe ernannt wurde. Es gibt zwei Richtungen, die die Wanderer beschreiten können.

Sie ist die außergewöhnlichste Wanderung auf Mallorca: die Tour durch den Torrent de Pareis in der Serra de Tramuntana. Im Mai ist Saison-Auftakt für diese Exkursion der Extraklasse in einem Gebirge, das 2011 von der Unesco zum Welterbe ernannt wurde. Also, früh aufgestanden, gute Wanderschuhe angezogen, drei Liter Wasser in den Rucksack gepackt. Und los geht’s. Man kann die Schlucht in zwei Richtungen erkunden. Wenn man sich für die Strecke von Escorca nach Sa Calobra entscheidet, führt der Weg stets bergab – bis man schließlich zum Meer gelangt.

Startpunkt ist das Restaurant Escorca, das direkt an der Landstraße MA-10 zwischen Sóller und Pollença liegt. Zunächst wandert man gemütlich einen Abhang zum Einstieg in den Torrent hinunter. Und staunt. Das ist Mallorca?

Felsen wie Murmeln eines Riesenbabys

Was für ein Naturphänomen: In Jahrmillionen hat Regenwasser diesen beeindruckenden Canyon in den Muschelkalk gehöhlt, aus dem die Insel besteht. Dreieinhalb Kilometer lang ist die Strecke bis zum Meer, 650 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Klingt wenig. Doch der Weg hat es in sich. Über 200 Meter hohe Felswände ragen neben uns empor. Wir fühlen uns winzig klein daneben. Vereinzelt fällt erstes Sonnenlicht auf den Pfad, Strahlen wie Streifen. Auf den Pflanzen glitzert der Morgentau.

Immer wieder überraschen die Steinformationen. Mal liegen tonnenschwere Felsblöcke im Weg, die wie Murmeln eines Riesenbabys aussehen. Torrent bedeutet nicht umsonst „Sturzbach“. Was müssen das für Wassermassen sein, die immer im Winter durch diese Enge schießen, um das Gestein so rund zu waschen! Und das macht sich ziemlich breit, versperrt den Durchgang. Doch der erste Blick täuscht. Denn es findet sich immer eine Lücke, öffnet sich eine Passage. Mal geht es rechts vorbei, mal links, mal ab durch die Mitte. Mal muss man sich ganz dünn machen, um durch einen Spalt hindurch zu gelangen. Mal rutscht man auf dem Hosenboden einen Stein hinunter. Das ist zwar nicht sehr elegant, aber wir sind ja nicht beim Schönheitswettbewerb.

Torrent de Pareis wird oft fälschlicherweise mit Paradiesschlucht übersetzt

Dann, plötzlich, öffnet sich auf fast ebener Strecke ein Kiesweg. Rasch kommt man dort voran. An den Seiten des ausgetrockneten Bachbettes sprießen Farne aus den Felswänden. Sogar kleine Bäume krallen sich mit ihren Wurzeln in den harten Untergrund. Auf Felsplatten haben sich Wasserbecken gebildet. Und sie bergen ein Geheimnis. Denn sie sind lebensnotwendig für ein ungewöhnliches Tier im Mini-Format, das darin seine Eier ablegt: der Ferreret. Diese selten gewordene Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) mit ihren großen Augen misst von Kopf bis Fuß gerade mal um die dreieinhalb bis vier Zentimeter und ist auf Mallorca nur in der Serra de Tramuntana zu finden. Einmal herangewachsen, versteckt sie sich in schattigen Felsnischen.

Torrent de Pareis wird oft mit Paradiesschlucht übersetzt. Zwar ist sie in der Tat traumhaft schön, doch die Bezeichnung ist nur im übertragenen Sinne richtig. Pareis bedeutet „Paar“. Aus guten Grund: Denn der Torrent de Pareis entsteht durch den Zusammenschluss zweier Bachläufe, aus dem Torrent de Lluc und dem Torrent des Gorg Blau. Seit 2003 ist er als Naturdenkmal eingestuft, als Monument natural. Und wenn eine Landschaft auf der Insel diese Bezeichnung verdient hat, dann ist es diese. Rund viereinhalb Stunden dauert die Durchquerung, für alle mit einer normalen Kondition. Ganz Sportliche sind schneller. Ausreichend Proviant und Wasser sind wichtig. Denn der Torrent hat keine „Seitenausgänge“, man kann ihn also nicht zwischendurch mal eben verlassen. Einmal drin, ist drin.

Da öffnet sich der Canyon, weitet sich, der Kies der Traumbucht Sa Calobra knirscht unter den Schuhen. Das Mittelmeer empfängt uns mit einem tiefen Blau.