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Rund um den Vierwaldstättersee den Zauber der Berge erleben

Rund um den Vierwaldstättersee den Zauber der Berge erleben

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Vom Aussichtspunkt Chänzeli kann man das atemberaubende Rundum-Panorama über den Vierwaldstättersee bewundern. Foto: aka
Gerade jetzt ist die Schweiz das ideale Urlaubsziel: Coronabedingt fehlen ausländische Besucher und man hat Berge und Seen fast für sich allein.

Essen. 

5.30 Uhr. Langsam kommt die Sonne hinter dem Berg hervor und die ersten Strahlen erhellen den Gipfel der Rigi-Kulm. Normalerweise stehen hier die Touristen jeden Morgen dicht an dicht, um dieses berühmte Schauspiel zu erleben – doch dieses Jahr ist eben alles anders. Und so hat man die seltene Gelegenheit den Sonnenaufgang auf der Rigi fast alleine zu bestaunen.

Schon seit 1863, als Tourismuspionier Thomas Cook, seine erste englische Reisegruppe durch die Schweiz führte, gehörte der Besuch der Rigi zu den „Musts“. Hier, wo die Idee des Pauschaltourismus entstand, besuchten in der Blütezeit dieses Luxustourismus von 1870 bis 1914 jährlich Tausende von reichen Ausländern – Angehörige der Ober- und der oberen Mittelschicht aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Russland – ausgewählte Regionen der Schweiz.

Über 200 Jahre Gastfreundschaft auf Rigi Kulm

Ab 1816 konnten die Gipfelstürmer auch im ersten Gasthaus auf Rigi Kulm übernachten. Es dauerte nicht lange, da hielten im Kulm-Hotel, das 2016 sein 200-Jähriges Jubiläum feierte, die Schönen und Reichen aus vielen Ländern Hof. Unter den illustren Gästen waren Königin Victoria oder Bayernkönig Ludwig II., der mehrmals mit seinem ganzen Gefolge Gast war.

Er brachte als Geschenk ein Teeservice mit, das noch in einer Vitrine im heutigen Speisesaal bestaunt werden kann. Auch Goethe, Brahms und viele andere Künstler und Intellektuelle jener Zeit ließen sich hier inspirieren und genossen den legendären Panoramablick. Sie betonten die Erhabenheit der Natur und den Sonnenaufgang als ein beinahe mythisch-religiöses Erlebnis.

Erste Bergbahn Europas von Vitznau zur Rigi-Kulm

Der Aufstieg zur Rigi war damals weit aus beschwerlicher als heute. Die in viktorianischen Kleidern gehüllten Reisenden wurden meist mit der Sänfte auf den 1797 Meter hohen Gipfel getragen.

Das änderte sich erst ab 1871, als die erste Zahnradbahn Europas ihren Betrieb aufnahm und die Gipfelstürmer von Vitznau aus die Rigi Kulm komfortabel erreichen konnten. 2021 feiert die Rigi-Bahn ihr 150-jähriges Jubiläum. 1873 folgte dann zudem die Erschließung der Rigi durch die Arth Rigi Bahn von der „anderen Seite“ des Berges.

Mit der Zahnradbahn konnte die touristische Entwicklung der Rigi noch mehr Fahrt aufnehmen. Heute statten alljährlich fast eine Million Gäste der Königin der Berge einen Besuch ab. Darunter viele ausländische Gäste, vor allem aus Asien, die in diesem Jahr eben nicht kommen können.

Die Gastfreundschaft auf Rigi Kulm hat bis heute Bestand. Mittlerweile ist es das vierte Hotel, dass auf dem Gipfel steht. Das beeindruckendste war sicher das palastartige Grand-Hotel „Schreiber“ mit 300 Betten. Von dem Bau ist heute nur noch wenig erhalten geblieben. Die atemberaubenden Aussichten auf die einzelnen Tal- und Seengemeinden, den Zugersee, den Lauerzersee und natürlich auf den Vierwaldstättersee sind dieselben geblieben.

Im Schlepptau der beiden Zahnradbahnen erfolgte eine wahre Hotelgründungswelle auf der Rigi. Drei neue Hotels wurden auf Rigi Kaltbad errichtet, zwei auf Rigi Staffel, auf dem Kulm das luxuriöse Hotel Schreiber und schließlich das Hotel Rigi First. 1874 nahm man zudem den Betrieb der neuen Adhäsionsbahn von Kaltbad nach Rigi Scheidegg auf. Heute wird die ehemalige Strecke als Wanderweg genutzt.

Nebst den Ausbauten der Hotels sorgte 1837 die Inbetriebnahme der Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee, der seinen Namen übrigens von den vier angrenzenden Kantonen: Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern hat, für eine leichtere und angenehmere Erreichbarkeit der Rigi.

Die Zahl der Passagiere, die mit einer der Rigi-Bahnen unterwegs waren, wuchs beständig: zuletzt waren es 950.000 pro Jahr. Corona zwang dann die Rigi-Bahn ins Depot. „Wir haben lediglich Lebensmittel, Dinge des täglichen Bedarfs und Anwohner auf die Rigi transportiert“, sagt Frédéric Füssenich, der seit März Geschäftsführer der Rigi-Bahn ist.

Die Schweiz gehört zu den Ländern, die sich am schnellsten nach dem Lockdown geöffnet haben: Hotels, Restaurants, Museen, Seilbahnen und andere touristische Attraktionen sind schon seit zwei Monaten wieder in Betrieb – natürlich mit Hygiene- und Abstandsvorschriften. Und das klappt sehr gut. In den Hotels sind sogar Frühstücksbuffets erlaubt. Alles ist in Gläschen oder mit Folie verpackt oder wird am Tisch serviert.

Hier in den Bergen ist Corona gefühlt ganz weit weg, obwohl Masken in der Schweiz wieder in allen öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden müssen – und zwar Hygienemasken, keine selbstgemachten. An den Haltestellen gibt es im Unterschied zu Deutschland aber keine Maskenpflicht – und auch nicht in Geschäften.

Der Ausflug auf die Rigi gehört damals wie heute zu einem Besuch am Vierwaldstättersee dazu. Sei es, um nur die Aussicht zu genießen oder um eine Panoramawanderung zu unternehmen. Start mit der Rigi-Bahn ist in Vitznau.

Der kleine Bahnhof befindet sich am See und man kann bequem mit dem Schiff anreisen. Von Luzern dauert die Fahrt etwa eine Stunde. In Vitznau befindet sich auch das Depot der Rigi-Bahnen. Eine Führung (mit Anmeldung) lohnt sich – schon allein um die ausgestellten historischen Züge zu bewundern.

Im nostalgischen Zug geht es dann hoch auf die Rigi. Da nicht so viele Touristen unterwegs sind, lässt sich leicht ein Platz am Fenster der Bahn ergattern, um die atemberaubende Aussicht auf den Vierwaldstättersee genießen. Ein Zwischenstopp in Rigi-Kaltbad lohnt sich dabei.

Hier lockt auch das moderne, von Stararchitekt Mario Botta gestaltete Mineralbad um ein wenig zu entspannen – umwerfender Ausblick inklusive. Auch ein neues, ungewöhnliches Hotelkonzept steht seit Juni den Gästen offen. Im März dieses Jahres, kurz vor der Corona-Krise, hat der Luzerner Kulturvermittler und Kantonsrat Urban Frye, das traditionsreiche Hotel Bergsonne auf Rigi-Kaltbad übernommen, um es kurz danach wieder schließen zu müssen. Mitte Juni hat das Haus dann als nachhaltig geführtes, familiäres Klanghotel Bergsonne eröffnet.

Das Besondere: In Zusammenarbeit mit der Musikbox Luzern haben junge Musiker die Möglichkeit dort zu wohnen und zu arbeiten. Tagsüber arbeiten sie in der Küche, im Restaurant, an der Rezeption oder kümmern sich um die Zimmer. Am Abend tauschen sie Kochlöffel und Staubwedel gegen Geige oder Fagott und geben für die Gäste ein klassisches Konzert. „Hier ist der Speisesaal auch Konzertsaal“, sagt Urban Frye. „Das Hotel ist das richtige Umfeld für Gäste, die klassische Musik im kleinen Kreis mögen. Zudem wollen auch Musiker mit ihren Freunden und Familien Ferien machen und müssen trotzdem üben können“.

Auch Frédéric Füssenich ist begeistert von dem Projekt: „In diesen Zeiten ist es wichtig, dass der Tourismus neue Ideen entwickelt.“ Für das touristische Angebot auf der Rigi sei das Klanghotel eine Bereicherung. Zudem ist die idyllische Lage über dem Vierwaldstättersee fantastisch. Etwa zehn Minuten dauert es zu Fuß vom Hotel zum Bahnhof der Rigi Bahn in Kaltbad. Von hier kann man eine einfache und kurze Wanderung auf breiten Wegen zum Aussichtspunkt Chänzeli machen und das Rundum-Panorama über den Vierwaldstättersee bewundern.

Etwa zwei bis drei Stunden dauert die Panoramawanderung mit beeindruckendem See- und Bergblick zur Rigi Scheidegg. Alternativ kann man auch eine nostalgische Kutschenfahrt von Rigi Kaltbad dorthin unternehmen. Dort gibt es viele öffentliche Grillplätze an denen, nicht nur die Schweizer, nach der Wanderung zu „grillieren“ pflegen.

Authentische Urlaubserlebnisse ohne Massenansturm

Von Vitznau aus erreicht man in 1,5 Stunden Autofahrt das 25 Kilometer südlich des Vierwaldstättersees auf rund 1000 Meter über den Meeresspiegel gelegene Engelberg. Luzern ist rund 40 Kilometer entfernt und auch mit der Bahn gut zu erreichen.

Die umgebende Bergwelt dominiert der 3239 Meter hohe Titlis. Ein Ausflug auf den Hausberg mit der höchsten Hängebrücke Europas, Gletscherpark und Gletschergrotte ist ein Muss und bietet faszinierende Einblicke in die Gletscherwelt. Denn oben auf dem Titlisgipfel gibt es nur eine Jahreszeit: Winter.

Der Titlis ist das Highlight in der Zentralschweiz und der einzige erschlossene Gletscher in der Gegend. Hier hat man den perfekten Rundblick auf schneebedeckte Berge und unberührte Alpenidylle. Die Titlis Bahn fährt zurzeit allerdings nur am Wochenende bis zum Gipfel. Auf der Mittelstation lassen sich aber die Schönheiten des Trübsees bei einer Wanderung oder auch bei einer Kajakfahrt entdecken.

Vor Corona pilgerten die ausländischen Touristen in Massen auf den Berg. In Indien ist der Titlis bekannter als das Matterhorn. Mit dem allen ist seit März Schluss. Ebenso fehlen viele Tagungsgäste. Jetzt wird umgedacht. „Wir wollen uns schon seit längerem mehr auf Schweizer und deutsche Feriengäste konzentrieren, die mehr als zwei Nächte bleiben. Der sanfte Tourismus tut uns und der Natur gut“, sagt Andres Lietha, der seit März Tourismusdirektor in Engelberg ist.

Engelberg-Titlis ist die größte Winter- und Sommer-Feriendestination der Zentralschweiz. Das Klosterdorf bietet ein großes Angebot für Familien, Einsteiger und Profis. Die vielseitigen Aktivitäten ermöglichen für jeden ein einmaliges Bergerlebnis. Wandern, Klettersteige oder Golfen – Engelberg hat für Aktive viel zu bieten. Auch das E-Mountainbiken ist zur beliebten Sommer-Aktivität geworden, weshalb eine neue E-Bike-Strecke entstand.

Zur Talstation der Brunni Bahnen gelangt man zu Fuß vom Hotel Bellevue-Terminus in gut 10 Minuten oder per Bus, der vor dem am Bahnhof gelegenen Hotel regelmäßig abfährt. Die rund 600 Höhenmeter zum Bergrestaurant Ristis kann man mit der Gondelbahn zurücklegen und dann ganz entspannt den Spaziergang ins Tal starten. Der Weg liegt auf der Engelberger Sonnenseite und kann ganzjährig gemacht werden, da er auch dem Winterdienst obliegt.

Oder man fährt mit dem Bus weiter zur Gondelbahn Fürenalp. Auch für Kletterer ist Engelberg ein wahres Mekka. Es gibt fünf spannende Routen für Anfänger bis geübte Klettersteig-Gänger. Ausrüstungen können vor Ort auch gemietet werden. Wagemutige sind beim Klettersteig Fürenwand richtig: Die Herausforderung ist vertikal und radikal. Hier sollten sich wirklich nur Trainierte an den Berg wagen. Die anderen nehmen die Seilbahn oder wagen den sanften Anstieg und Wandern mit Weitblick, atmen die frische Alpenluft und genießen ein Erlebnis für alle Sinne.

Das 500 km weite Wanderwegnetz rund um Engelberg bietet Trails von entspannt bis sportlich. Gemütliche Rastplätze, viele Feuerstellen und Bergrestaurants laden zum Verweilen ein. Außerdem sind spezielle Wanderabos bei den Bergbahnen erhältlich. So können einige Höhenmeter bequem und gelenkschonend überwunden werden.

Für alle Ansprüche ist die richtige Route zu finden. Es gibt auch eine Reihe von Themenwegen wie: Globis Schatzsuche, Kitzelpfad, Alpkäse-Trail oder Bergblumenpfad. Viele kleine Hütten und Älplerbeizen bieten Getränke und ein kleines Speiseangebot, manche sogar Übernachtungsmöglichkeiten. Ein besonderes Highlight ist die Buiräbähnli Safari, die in zwei bis drei Tagen oder auch in einzelnen Etappen gemacht werden kann.

Wandern auf dem Alpkäse-Trail

Im Fokus liegt die kulinarische Genusswanderung, die für Wanderer, Familien und Genießer bestens geeignet ist: Der neue Alpkäse-Trail ist eine genussvolle Wanderung durch die abwechslungsreiche Engelberger Natur und führt zu acht verschiedenen Alpkäsereien.

In aufwändiger Handarbeit stellen die Älpler aus feinster Milch täglich hervorragenden Alpkäse her. Diese gilt es auf dem Trail, der als Mehrtageswanderung oder in einzelnen Etappen zu Fuss oder per (E-)Bike absolviert werden kann, zu entdecken.

Der Ort Engelberg selbst hat einen sehr urigen Charakter. Das 1120 gegründete Benediktinerkloster hat bis heute maßgeblichen Einfluss auf die Dorfwelt. Noch immer leben, arbeiten und lehren dort die Mönche. Sehenswert ist auch die Schaukäserei im Kloster. Die verbliebenen Häuser aus der Belle Epoque in Kombination mit dem gemütlichen Schweizer Flair verleihen dem Klosterdorf seinen ganz eigenen Charme. Genießer kommen in Engelberg voll auf ihre Kosten. Viele Kaffeeröstereien laden zum Verweilen ein und den Tag mit guter regionaler Küche kann man im Alpenclub beschließen.

Viele Familienangebote in Engelberg

Auf Familien warten, eingebettet in die Engelberger Bergwelt, mit den verschiedenen Wasser- und Themenspielplätzen sowie der Zipline auf Trübsee jede Menge Highlights. Das nationale Gütesiegel „Familien willkommen“, garantiert ein besonders abgestimmtes Angebot für Kinder. Das abwechslungsreiche Familienangebot mit dem gratis Sommerprogramm und dem Alpenspielplatz auf Ristis sowie die Sommer-Rodelbahn sind nur einige Beispiele.

Hoteltipps

Rigi Kulm Hotel https://www.rigikulm.ch

Musikhotel Berghotel Klangsonne https://www.bergsonne.ch/

Hotel Bellevue-Terminus https://www.bellevue-terminus.ch/
Zentral gegenüber des Bahnhofs in Engelberg gelegen. Urbaner Lifestyle mitten in der Alpenkulisse. Ein Hotel mit Wurzeln in der Belle Epoque, dessen Herz jedoch für die Zukunft schlägt. 73 Zimmer in Süd- und Nordflügel. 2011 und 2017 komplett renoviert.

Voraussichtlich ab Winter 2020 öffnet in Engelberg-Titlis auch ein 5-Sterne-Hotel mit großem Wellnessbereich mit einem Infinity Pool auf dem Dach und atemberaubendem Blick auf die imposante Bergkulisse. Dieses Angebot fehlt bisher in der Region. Das Hotel Palace Engelberg Titlis will die glanzvolle Geschichte der Grand Hotels in Engelberg wiederaufleben lassen.

Weitere Informationen

https://www.rigi.ch

https://www.rigi.ch/Media/Angebote/Blick-hinter-die-Bahnkulissen

https://www.titlis.ch/de/

https://www.engelberg.ch

https://www.engelberg.ch/alpkaesetrail

https://www.kloster-engelberg.ch

https://www.alpenclub.ch/

https://brunni.ch/de/Detail/berglodge-restaurant-ristis

https://www.myswitzerland.com/de

Die Autorin wurde unterstützt von Schweiz Tourismus. Einfluss auf den Inhalt des Artikels wurde nicht genommen.