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Wuppertals Zoo überlegt, seine Eisbären abzugeben

Wuppertals Zoo überlegt, seine Eisbären abzugeben

Das derzeitige Gelände genügt zwar den gesetzlichen Anforderungen, nicht aber den Ansprüchen des Zoos.
Das derzeitige Gelände genügt zwar den gesetzlichen Anforderungen, nicht aber den Ansprüchen des Zoos.
Der vor rund zweieinhalb Jahren geborene Jungeisbär Anori gehört zu den Publikumsmagneten, dennoch erwägt der Wuppertaler Zoo jetzt, seine Eisbären abzugeben. Die Entscheidung hängt am Bau eines modernen Geheges. Denn jenes, in das Anori hineingeboren wurde, ist alles andere als zeitgemäß.

Wuppertal. 

Babybilder guckt man sich ja immer wieder gern an. Kulleräugig, klein und tapsig erkundete Anori im Frühling 2012 im Wuppertaler Zoo die Welt. Der Andrang im Wuppertaler Zoo war immens, alle wollten das Eisbärbaby sehen, das mit dem berühmten (da schon verstorbenen) Knut in Berlin verwandt ist. Mit Eisbär Lars haben beide den gleichen Vater. Anori ist jetzt zweieinhalb Jahre alt, nach Eisbär-Maßstäben immer noch ein Kind, aber immerhin schon ein Raubtier, das längst über 100 Kilogramm schwer ist. Der Andrang hat sich gelegt, aber weiterhin gilt: „Anori ist bei uns ein regionaler Star“, sagt André Stadler, der Kurator des Zoos.

Im Tierpark macht man sich Gedanken über die Zukunft von Anori und ihrem Spielgefährten Luka, der im Herbst 2013, damals zwei Jahre jung, aus einem niederländischen Zoo nach Wuppertal kam. Die Gedanken stehen noch ganz am Anfang, etwas steht aber gleichwohl schon fest: Wenn es dem Zoo nicht gelingt, ein neues Eisbärengehege zu bauen und vor allem zu finanzieren – da liegt die besondere Schwierigkeit –, dann wird man sich von Anori und Luka verabschieden. „Die Anlage ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, so Stadler im Gespräch mit der NRZ. Das Wohl der Tiere gehe vor.

Mutter und Vater jetzt im Rostocker Zoo

Klar ist: Die neue Anlage würde eine Millionen-Investition. „Ohne Sponsoren werden wir sie nicht realisieren können“, meint Stadler. Das heutige Eisbärengehege im „Nordlandpanorama“ sei etwa 100 Jahre alt, mit insgesamt mehr als 500 qm Fläche innen und außen sowie einem vier Meter tiefen Wasserbecken genüge es zwar den gesetzlichen Ansprüchen für die Haltung eines Raubtierpärchens, die 400 qm vorsehen. „Das ist uns aber nicht genug“, meinte der Biologe. Für eine Zucht sei die Anlage nicht geeignet. Nach Anoris Geburt hatte der Zoo schon sehr bald Vater Lars nach Rostock abgegeben. Als Luka nach Wuppertal kam, folgte Vilma in die Hansestadt an der Ostsee (mit Lars soll sie dort wieder für Nachwuchs sorgen).

Ein neues Eisbärengehege in Wuppertal müsste eine andere Aufteilung der Innen- und Außenflächen haben. Zudem schwebt Stadler im Außenbereich ein größerer Landabschnitt mit natürlichem Boden vor. Pläne für einen Neubau existieren bislang nicht, die Zoo-Verantwortlichen haben das Thema für das nächste Jahr ganz oben auf der Agenda. Das Zeitfenster ist nicht groß. Mit fünf bis sechs Jahren werden Anori und Luka geschlechtsreif, heißt: Dann sollte das neue Gehege – wenn es denn kommt – nicht nur geplant und finanziert sein, sondern stehen.

Der Zoo will Anori und Luka am liebsten behalten. Das macht André Stadler ganz deutlich: „Eisbären sind in Zeiten des Klimawandels die idealen Botschafter für Arten- und Umweltschutz.“ Fernsehdokumentationen könnten den Anblick der imposanten Tiere, „ihren Geruch und ihr Gebrüll nicht ersetzen“, meint der Biologe. Und ans Herz gewachsen sind die Eisbären auch: „Anori ist eine tolle Bärin geworden“, sagt André Stadler. Sie und Luka seien für Besucher und Team wichtig. Derzeit absolvieren beide Tiere ein Trainingsprogramm (wichtig z. B. für medizinische Untersuchungen). Anori und Luka lernen, sich auf die Seite zu legen oder eine Pfote zu recken.