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Wo die Wälder gesperrt sind – und wo man noch hinein darf

Wo die Wälder gesperrt sind – und wo man noch hinein darf

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Fotos im Wittringer Wald zum Thema Betretungsverbot nach dem Sturm Foto: Thomas Schmidtke, WAZ Foto-Pool
Je länger das Orkantief Ela zurückliegt, desto leichtsinniger werden die Leute: Viele betreten die Wälder auch dort, wo sie unter Androhung von Strafe gesperrt sind. Die Förster erklären, warum die Gefahr mit der Zeit immer größer wird – und zeigen Alternativen zu den zerstörten Wäldern im Revier.

Essen. 

„Der Hund muss raus“, sagen die Tierlieben. „Die Förster fahren hier ja auch lang“, sagen die Spitzfindigen. Und „Ich wusste nicht, dass der Wald immer noch gesperrt ist“, sagt die Lehrerin, die samt Schulkindern in den gesperrten Gladbecker Stadtwald hineingeradelt ist. Von solchen Szenen berichten in diesen Wochen nach dem Orkantief „Ela“ die Forstmitarbeiter im Ruhrgebiet, wenn man sie fragt, wie die Revierbürger mit der Sperrung der Wälder umgehen. Kurzum: Viele ignorieren sie einfach.

„Es sind kaum weniger Menschen im Wald als vor dem Sturm“, sagte der Duisburger Stadtförster Stefan Jeschke Mitte dieser Woche. Man stelle sich vor: Der Wald ist gesperrt – und jeder geht rein, um zu gucken warum.

Verwelkung erhöht die Gefahr

Warum werden Wälder gesperrt? Weil noch immer Bäume umfallen können, ganz unvermittelt, auch ohne Wind. Und weil noch immer bis zu tonnenschwere abgebrochene Äste in den Baumkronen hängen. „Die Blätter verwelken jetzt“, sagt Franz-Josef Pauly vom Gelsenkirchener Regionalforstamt Ruhr, „das heißt, die Äste verlieren nach und nach an Halt und können irgendwann einfach so herabstürzen.“ Eine tödliche Gefahr.

Nach dem Sturm hat das Regionalforstamt die Wälder in einem großen Teil seines Bezirkes gesperrt. Amtlich gesperrt heißt nicht: Betreten auf eigene Gefahr, sondern Betreten verboten. Wer dennoch hineingeht, riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern auch ein Bußgeld. In der Regel dürften das um die 30 bis 60 Euro sein, aber: In schweren Fällen dürfen Bußgelder bis zu 25.000 Euro verhängt werden.

Gesperrt sind alle Wälder auf dem Gebiet der Städte

  • Bochum
  • Bottrop südlich der Autobahn 2
  • Castrop-Rauxel
  • Dortmund westlich der Bundesstraße 236
  • Duisburg mit Ausnahme des Hochseilgartens im Sportpark Wedau
  • Essen
  • Gelsenkirchen
  • Gladbeck
  • Hattingen
  • Herne
  • Herten
  • Mülheim
  • Oberhausen
  • Recklinghausen

Die Forstverwaltung hat dieses Verbot zunächst bis zum 7. Juli verlängert. Geht es in einzelnen Städten schneller voran mit dem Aufräumen, können dort die Wälder auch früher wieder freigegeben werden. Dauert es länger, könnte auch das Verbot noch verlängert werden. In Essen gehen sie zum Beispiel davon aus, dass die Wälder erst im Herbst wieder zu betreten sein werden.

Alternativen am Rand des Reviers

Was tun? Die Leute wollen in den Wald. Im Moment bleibt den Revierbürgern nichts anderes, als sich ins Auto zu setzen, so sie eines haben, und ein Stückchen zu fahren. Abseits der Schneise, die „Ela“ geschlagen hat, gibt es noch Wälder, in die man ausweichen kann. Oder besser gesagt: Wo man es zumindest versuchen kann – denn geweht hat es hier schließlich auch, einzelne Wege können gesperrt sein, und das Risiko für Leib und Leben trägt man immer selbst. Nur mit diesen Hinweisen versehen, war das Regionalforstamt Ruhr am Freitag bereit, unserer Redaktion drei Waldgebiete zu nennen, die sich an diesem Wochenende als Alternativen zu den gesperrten Wäldern anbieten:

  • Im Kreis Recklinghausen die Haard und die Wälder von Schermbeck über Dorsten bis Haltern
  • Der Stadtwald in Witten sowie alle Wälder im Ennepe-Ruhr-Kreis mit Ausnahme von Hattingen
  • Die Wälder rund um Hagen

Keine Alternative sind dagegen offenbar die Wälder im Kreis Mettmann. Nach dem Sturm waren sie zunächst alle gesperrt. Das generelle Verbot wurde nach einigen Tagen wieder aufgehoben, dennoch rät die Forstverwaltung nach wie vor vom Betreten der Wälder ab. Noch immer könnten Bäume umfallen, Äste aus den Baumkronen herabstürzen.

Auch am Niederrhein warnt das Regionalforstamt davor, die Wälder zu betreten. Am unproblematischsten sei es noch linksrheinisch zwischen Krefeld und Kleve. In allen anderen Gebieten sind laut Wolfgang Westenberger vom Forstamt in Wesel die Gefahren einfach zu groß. Und dabei werde es wohl auch die nächsten drei bis vier Wochen noch bleiben. Über ein Verbot wie im Ruhrgebiet habe auch seine Behörde nachgedacht – und dann habe sie es aus einem einzigen Grund verworfen: „Die Leute halten sich eh nicht dran.“