Veröffentlicht inRegion

„Barista, Barista Antifascista!“ – Nach Shitstorm von Rechtsextremen löscht WDR Beitrag aus der Mediathek

„Barista, Barista Antifascista!“ – Nach Shitstorm von Rechtsextremen löscht WDR Beitrag aus der Mediathek

Latte Art.jpg
Foto: dpa

Köln. 

Nach einem rechtsextremen Shitstorm bei Facebook hat der WDR einen Beitrag der Sendung „Live nach neun“ vom 13. August vorübergehend aus der Mediathek gestrichen.

Und dabei handelte es sich definitiv nicht um einen politischen Beitrag. Der Kölner Barista Graf Carlo Bülow hatte bei den deutschen Kaffeemeisterschaften in der Kategorie „Latte Art“ gewonnen und wollte am Montag in der ARD-Vormittagssendung lediglich vorführen, dass er Bilder in den Kaffeeschaum zaubern kann.

Rechtsextreme regen sich über T-Shirt auf

Doch sein T-Shirt zog den Zorn der Rechten auf sich, da ein Aufdruck auf dem Shirt optisch der Antifa-Fahne ähnelt. Doch statt des Antifa-Logos prangt dort in schwarz-weiß-rot eine kleine Espressokanne mit dem Slogan „Barista, Barista! Antifascista!“. Darüber berichtet unter anderem die Neue Westfälische.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Demnach echauffierten sich vor allem Anhänger der rechtsradikalen Kampagnen-Organisation „Ein Prozent für unser Land“ über die Sendung und riefen bei Facebook zu Protesten auf: „Bei der inhaltlich seichten Vormittagssendung der ARD Live nach Neun darf ein Gast per Shirt seine verblödeten linksextremen Botschaften absetzten. Stellt euch vor, es wäre ein T-Shirt mit patriotischer Botschaft. Was wäre dann wohl los? ARD – nichts gelernt?“.

WDR nimmt den Beitrag aus der Mediathek

Der Beitrag wurde anschließend für kurze Zeit aus der Mediathek des Öffentlich-Rechtlichen Senders genommen. Die Redaktion soll mit den Worten „Vielen Dank für den Hinweis! Das ist uns tatsächlich nicht aufgefallen. Das Logo auf seinem Tshirt wird nicht in dem Video der LiveNachNeun-Mediathek zu sehen sein. Liebe Grüße aus der Redaktion und nochmals vielen Dank“ auf die Kritik einer Zuschauerin eingegangen sein, schreibt Übermedien.

Auf der rechten Facebook-Seite freut man sich unterdessen darüber: „Die ARD wird das linksextreme Shirt in Mediathek ausblenden. Kleiner Erfolg.“

Doch der WDR machte seine Entscheidung schnell rückgängig. Bereits am Dienstag war die Sendung wieder in voller Länge zu sehen. Auch in der Mediathek der ARD ist der Einzelbeitrag wieder aufgetaucht.

Und so reagierten die WDR-Nutzer bei Facebook:

Daniel J. schreibt: „Nazis beschweren sich und ihr schneidet. Na wenn es schon so weit ist…“.

Ludewich W. regt sich auf: „wie verlogen ihr doch seid!!!der beitrag ist nazigerecht eingekürzt!!!schande über euch und euer verlogenes reagieren!!!“

Herrmann P. fragt: „Würden Sie genauso reagieren, wenn ein Gast in einem Fernsehauftritt ein Hemd der Identitäten Bewegung oder des III. Weges angehabt hätte? Beantworten Sie sich diese Frage selbst und finden Sie raus, wie bigott Sie sind…“

Und Thomas W. meint: „sagt bloß, ihr habt das Interview mit Carlo aus der Mediathek genommen, weil sich auf Twitter extrem Rechte über das Shirt aufgeregt haben? Gehts noch? Das Barista, Barista ist längst Teil der Popkultur!“

WDR macht einen Schritt zurück und zeigt den Beitrag wieder

Auf kritische Nachfragen einiger Zuschauer antwortet der WDR unter anderem so in seinen Kommentarspalten: „Wir haben voreilig eine Passage aus der gestrigen Sendung gelöscht, weil der Gast ein T-Shirt mit einem Spruch getragen hat, der in den sozialen Medien kritisiert wurde. Die Löschung war ein Fehler, den wir bedauern. Wir haben daher die Passage wieder hereingenommen, so dass die Sendung jetzt so zu sehen ist, wie sie gestern ausgestrahlt wurde. Liebe Grüße aus der Redaktion“

Was bedeutet das T-Shirt „Barista, Barista, Antifascista“?

Der bekannte Sänger der Band „Feine Sahne Fischfilet“, Jan „Monchi“ Gorkow, war wegen Landfriedensbruchs vor Gericht und wurde freigesprochen. Ein Polizist hatte im Prozess ausgesagt, extrem Linke hätten bei einer Veranstaltung ihren Schlachtruf ausgerufen. „Ich kann kein Spanisch, ‚Barista, Barista antifascista‘ oder so“, hatte er in seiner Aussage ausgeführt. Korrekt lautet der Ruf aber „Alerta, Alerta antifascista“.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Twitter / X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Kölner Barista postet Stellungnahme

Und der Kölner Barista reagiert auch auf die Löschung seines Beitrags mit einer längeren Stellungnahme bei Facebook:

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

„Ich habe das gleiche Shirt bereits vor einigen Monaten in der Sendung „Hier und Heute“ im WDR getragen; wohlgemerkt nach Rückversicherung bei der zuständigen Redaktion, ob ich das Shirt nicht eventuell wechseln sollte.“

Auch macht er deutlich, dass das Motiv große Beliebtheit unter Baristi erlangt hat und er sich keineswegs dem wirklich linken Spektrum zuordnen würde. „Ich selbst lehne politisch motivierte Gewalt übrigens grundsätzlich ab, vollkommen egal aus welcher Richtung sie kommen mag!“ (js)