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Streit um entlaufenen Yorkshire Terrier: Werden Hunde im Tierheim Recklinghausen länger festgehalten als nötig?

Streit um entlaufenen Yorkshire Terrier: Werden Hunde im Tierheim Recklinghausen länger festgehalten als nötig?

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Yorkshire Terrier Lucky hat einen ungewollten Aufenthalt im Tierheim Recklinghausen hinter sich. Foto: privat
  • Yorkshire Terrier „Lucky“ hat einen ungewollten Aufenthalt im Tierheim Recklinghausen hinter sich
  • Bevor das Tierheim am 12. Juni um 17 Uhr schloss, versuchte seine Besitzerin, ihn aus dem Heim zu holen
  • Sie bot dem Heim 100 Euro und auch Spenden an, aber vergeblich
  • Passiert das häufiger in diesem Tierheim?

Recklinghausen. 

Es ist ein merkwürdiger Streit, der sich da gerade zwischen Mitarbeitern des Tierheims Recklinghausen und einer unfreiwilligen Kundin des Tierheims abspielt.

Er beginnt, als Miriam Erdt-Grunwald am Montag, 12. Juni einen Anruf von ihrem Lebensgefährten bekommt. Am Telefon sagt er, dass Yorkshire-Rüde „Lucky“ verschwunden ist. Ein Schock. Lucky ist nicht nur Teil der Familie, sondern hat auch Beschwerden, die sich mit Nervosität verschlimmern. Der Hund verschluckt sich häufig, bei Stress hyperventiliert er.

Leckerli? Ab durch den Zaun.

Erdt-Grunwald nimmt sich den Rest des Tages von der Arbeit frei, um ihren kranken Hund zu suchen. Entwischt ist das Tier, weil es weiß, dass es ein paar Häuser weiter ein Leckerli bekommt – und schlüpft durch den Zaun. Es ist wohl eine Nachbarin, die das Tier dann abholen lässt.

Als Halterin Erdt-Grunwald um 16.56 Uhr im Tierheim Recklinghausen anruft, habe man sie erst in der Warteschleife hängen lassen und anschließend weitere Zeit damit verbracht, ihr zu sagen, dass man um 17 Uhr schließe und pünktlich gehen wolle. Sie selbst hätte ja auch Feierabend gemacht (um den Hund zu suchen).

Daraufhin bettelt sie, man möge ihr den Hund doch aushändigen, sie könne in fünf Minuten vor Ort sein. Sie hat Angst, dass er durch die Anwesenheit fremder, größerer Hunde in Stress verfällt und seine Beschwerden bekommt.

100 Euro und auch Futterspenden angeboten

Sie bietet sogar 100 Euro für denjenigen Mitarbeiter, der wegen der Abholung von Lucky vielleicht erst um kurz nach 17 Uhr gehen könne. „Für diese Aussage hat man mich dann am Telefon ausgelacht“, berichtet sie im Gespräch mit DER WESTEN. Auch Futterspenden für die Tiere habe Grunwald angeboten, aber das sei ebenfalls abgelehnt worden. Kein Weg führt daran vorbei: Lucky wird die Nacht im Tierheim verbringen.

Kim Bühl, stellvertretende Leiterin des Tierheims, sieht das alles ganz anders. Bis 16.45 Uhr könne man Tiere abholen. Es müssten dann Formulare ausgefüllt werden, was relativ lange dauere, Tiere müssten gefüttert werden. Tierpfleger seien auch nur Menschen, die pünktlich Feierabend machen wollen. Und die Hundehalterin hätte am Telefon auch nicht gesagt, dass Lucky krank sei. „Außerdem haben wir einen Tierarzt gefragt und Hunde können gar nicht hyperventilieren“, wie die gelernte Tierpflegerin behauptet. Welcher Tierarzt das gesagt haben soll, will sie aber nicht sagen.

Anfrage bei Tierärztlicher Klinik Essen

Eine Anfrage von DER WESTEN bei der Tierärztlichen Klinik für Kleintiere in Essen ergibt: Hunde können sehr wohl hyperventilieren. Dort sagt man uns: „Wenn Hunde Stress haben oder stark bewegt werden, kann es sein, dass sie sich in diesen Zustand hineinsteigern. Dann kann es sogar zu Fieber kommen.“

Am nächsten Tag kann Lucky gegen 12 das Tierheim verlassen. „Wegen der Öffnungszeiten“, wie Kim Bühl sagt. Am Dienstag seien Abholungen nur nach Vereinbarung möglich. „Frau Erdt-Grunwald sollte sich vorher melden, was sie aber nicht getan hat.“ „Das stimmt“, sagt die Hundehalterin. „Aus Angst, dass mir wieder Steine in den Weg gelegt werden, habe ich meinem Anwalt gesagt, dass man für mich anrufen soll.“

Flohmittel ohne Flöhe?

Am Ende von Luckys Ausflug steht eine Tierheim-Rechnung von 60,20 Euro, inklusive einem Mittel gegen Flöhe, „obwohl Lucky gar keine Flöhe hat“, wie seine Halterin sagt. Kim Bühl vom Tierheim sagt: „Der Hund hatte Flöhe. Auch die Frau, die ihn vorbeigebracht hat, hat den Floh gesehen.“ Nachweisen könne sie das aber nicht.

War die Situation ein Einzelfall im Tierheim Recklinghausen? Sind „Kunden“ des Heims häufig unzufrieden? Gibt es zwischen Kunden und Mitarbeitern Streit? Kim Bühl sagt: „Ich habe solche Situationen noch nie erlebt“ und sie arbeite seit 2007 da.

Wer aber bei Google sucht oder auch auf der Facebook-Seite des Heims, der sieht: Konflikte gibt es dort offenbar immer wieder. Schon vor zehn Monaten schrieb ein Nutzer in einer Bewertung: „…halten Tiere unnötig im Tierheim fest. Auch wenn ein Tier jahrelang schon Medikamente gegen Schmerzen bekommen hat, werden sie im Tierheim nicht mehr verabreicht. Lassen Tiere lieber verenden, anstatt sich mit den eigentlichen Besitzern zu unterhalten.“

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