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NRZ-Reporter veröffentlicht Buch über seine Reportagen

NRZ-Reporter veröffentlicht Buch über seine Reportagen

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NRZ-Reporter Matthias Maruhn hat ein Buch über seine Reportagen aus Krisenregionen der Erde geschrieben. Und über die merkwürdige Begegnung mit einem Neanderthaler.

An Rhein und Ruhr. 

Wussten Sie, dass es vorteilhaft sein kann, ein Moskitonetz mit Plastikboden mit auf Reisen zu nehmen? Zumindest dann, wenn es nach Afrika geht. Weit, weit, sehr weit weg von den Safari-Hotels. Matthias Maruhn hat sich so ein „Moskito-Dome“ besorgt. Der 56-jährige NRZ-Reporter packt es ein, wenn es ihn packt, und er wieder mal auf eigene Faust spannende Zeitgeschichten auf dem schwarzen Kontinent einsammelt.

„Ich hab mir das Zelt angeschafft, nachdem ich im Sudan folgende Situation vorfand“, beschreibt er: „Wir übernachteten in einem Dorf in der Nähe von Bentiu in einer Strohhütte. Mal abgesehen davon, dass sich nachts zwei Rebellengruppen mit Granatwerfern um uns herum um eine Viehherde stritten, war die Luft mit Einsetzen der Dunkelheit dermaßen belebt mit unsichtbaren Flugobjekten, dass man sechs Hände gebraucht hätte, um alles zu erschlagen, was sich auf Armen und Beinen niederließ, um nach deinem Blut zu bohren.

Entsprechend erleichtert war ich in jener Nacht, endlich unter dem Moskitonetz auf der Pritsche zu liegen. Ein letzter Check mit der Taschenlampe, ob nicht doch ein geflügelter Piesacker es ins Innere geschafft hat … Und ein Schock. Im spitzen Licht der Lampe sehe ich zwar keinen einzigen Moskito, aber dutzende Wanzen, die aus der Matratze krabbeln und die Innenseite des Netzes erklimmen …“

Ein Reporter hat’s nicht leicht

So ein Reporter hat’s nicht leicht. Auch daheim in der Redaktion nicht, wo die lieben Kolleginnen und Kollegen – bedrängt von der Hektik des tagesaktuellen Nachrichtengeschäftes – dann stets frech wie wohlwollend und augenzwinkernd mutmaßen, der NRZ-Chefreporter mache mal wieder Safari-Urlaub auf Firmenkosten.

Maruhn hat sich in beinahe 25 Journalisten-Jahren eine feste Fangemeinde erobert. Die Leserinnen und Leser der NRZ würden seine Schreibe auch erkennen, wenn sein Name nicht über den Artikeln stünde. Wir schreiben ihn aber drüber, denn wir sind stolz auf den Kollegen, um den uns andere Zeitungen beneiden.

Nachrichten sind das Pflichtprogramm einer Zeitung. Die Reportage ist die Kür. Die einfühlsamen, präzis beobachteten, persönlich gefärbten Beschreibungen unserer Reporter gehören zu den Markenkenzeichen der NRZ.

Wanderung auf dem Rothaarsteig

Als Matthias Maruhn in den Herbstferien über den Rothaarsteig wanderte, haben ihn Leser dort besucht. Und sie haben ihn angerufen und ihn angefeuert. Und eine Leserin hat ihn aufgefordert, seine Haare zu schneiden. Vergeblich. Mit dem Versuch sind schon alte Chefredakteure gescheitert.

Andererseits: So passt der Kollege gut aufs Foto mit dem Neanderthaler. Auch diese Geschichte findet sich in dem neuen Buch aus dem Klartext-Verlag. „Abenteuer Dienstreise“, heißt es. 32 Geschichten stehen drin: aus dem Bürgerkrieg auf dem Balkan, aus dem durch eine Sturm verwüsteten Haiti, aus Indien, New York und aus dem Kosovo. Aber auch die ganz persönlichen Bekenntnis aus dem eigenen Leben: etwa von dem letzten Spiel mit seiner Thekenmannschaft: „Du ahnst, dass der Herbst den Fuß in der Tür hat, wenn sie dich beim Fußball auch dann nicht mehr anspielen, wenn du als einziger frei und ungedeckt stehst…“

Mag sein, dass man mit 56 zu alt für einen Fallrückzieher ist. Fürs Reportage-Schreiben ist man es zum Glück nicht. Sicher wird er eines Tages wieder nach Afrika aufbrechen. Und bestimmt hat er dann auch wieder den Moskito-Dome dabei.

Ach nein, hat er nicht. Warum, das verrät er im Buch: „Leider habe ich ihn letztes Jahr verliehen und weiß nicht mehr an wen…“