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NRW: Eltern verlieren ihr Kind – DAS gibt ihnen nach Schicksalsschlag wieder Hoffnung

Zwei Familien aus NRW müssen fast zeitgleich den Tod ihres Kindes verschmerzen. Doch in ihrer Trauer entsteht plötzlich eine Idee.

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Es ist das wohl schlimmste, was Eltern passieren kann: der Tod eines geliebten Kindes. Selbst für Außenstehende ein oft schmerzhaftes und kaum zu ertragendes Thema, über das lieber Stillschweigen gewahrt wird. Doch zwei betroffene Familien aus NRW haben ihren ganz eigenen Weg aus der Trauer gefunden.

Die Elternpaare Tirgrath und Goemans lernten sich 2020 kennen – zu dem Zeitpunkt, als jeweils ein Kind von ihnen im Sterben lag. Nur gemeinsam schafften sie es nach dem Tod ihrer Kinder wieder zurück ins Leben zu finden. Nun wollen sie auch anderen Familien aus NRW wieder Hoffnung geben.

NRW: Heftiger Schicksalsschlag – Eltern trauern um Söhne

Im Alter von drei Jahren bekam der kleine Ben die Schock-Diagnose Neuroblastom, ein von der Nebenniere ausgehender Tumor, der im Kindesalter vorkommt. Fünf Jahre lang kämpften die Ärzte mit verschiedenen Therapien um das Leben des Jungen. Für Katja Tirgrath und ihren Mann ein Auf und Ab. Auf jede hoffnungsvolle Phase folgte wieder ein noch schlimmerer Rückschlag.

Zahlreiche Aufenthalte in Kliniken waren die Folge. 2020 lernte die Familie dann in Köln eine andere betroffene Familie kennen. „Ihr Sohn Jakob hatte die gleiche Diagnose und sie hatten uns gefragt, ob wir ihnen von unseren Erfahrungen etwas berichten“, erinnert sich die 41-jährige Mutter gegenüber DER WESTEN zurück. Sowohl Jakob, der siebenjährige Sohn von Lena und Peter Goeman, als auch Ben befinden sich zu dem Zeitpunkt bereits im Endstadium ihrer Krankheit. Noch im selben Jahr versterben beide Kinder innerhalb von nur wenigen Monaten Abstand.

Aus einer Idee wird ein Verein

Doch wie geht es nun weiter? Denn neben der Trauer gab es da auch noch die beiden Geschwisterkinder Theo (5) und Ole (6). „Die Kinder essen immer ganz schlecht während der Therapie. Jakob hat morgens immer Dino-Schnitzel bekommen, weil er sich das gewünscht hat. Jetzt ist er tot und sein kleiner Bruder Ole will jetzt morgens natürlich auch Dino-Schnitzel. Das ist dann nicht einfach, ihm zu erklären, dass es zum Frühstück Müsli oder Brot gibt“, schildert die Mama aus Moers nur eine von vielen schwierigen Alltags-Situationen nach dem tragischen Tod ihres Erstgeborenen.

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Für die Geschwisterkinder wollten die Eltern stark sein und versuchten gemeinsam einen Weg aus ihrem Kummer zu finden. „Nach Weihnachten haben wir uns einmal im Monat getroffen und ausgetauscht. Und wir haben gemerkt, wie gut uns das tut. Sich mit Betroffenen auszutauschen, ist einfach was anderes als mit Familie und Freunde“, erklärt Katja.

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Theo und Ole denken immer an ihre verstorbenen Geschwister. Foto: privat

Es gab auch die Überlegung, sich noch weitere Hilfe zu suchen. „Wir hatten nach Selbsthilfegruppen geschaut, aber zu dem Zeitpunkt war ja auch noch Corona und dann gab es sowas nicht.“ Und plötzlich entstand da eine Idee. „Da sagte mein Mann so aus Scherz: ‚Dann machen wir halt selber was‘ – und daraus ist dann der Verein ‚Stehaufmännchen Niederrhein‘ entstanden. Mittlerweile sind wir elf Familien, die Kinder sind zwischen zwei und zehn Jahren alt“, schildert Katja Tirgrath die Entstehungsgeschichte.

Der ehrenamtliche Verein ist insbesondere auf Familien mit Geschwisterkindern ausgelegt, die wegen der Betreuung der kranken Kinder zu kurz kamen. „Wir bieten Ausflüge für die Familien an, um wieder ins Leben zurückzufinden, weil uns das auch schwergefallen ist. Man geht zum Beispiel nicht mehr in den Zoo, weil ich war da ja mit Ben damals. Aber die Geschwisterkinder sind in der schweren Zeit auch oft zu kurz gekommen und für sie wollen wir kleine Highlights bieten“, erklärt die Gründerin das Konzept.


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„Stehaufmännchen Niederrhein“ bekommt Promi-Unterstützung

Alle zwei bis drei Monate würden sich die Familien treffen, um verschiedene Unternehmungen zu machen. Als Nächstes geht es zum Schloss Dankersen. Die Kinder können miteinander spielen, während die Eltern sich über das Geschehene austauschen oder einfach die Zeit genießen können – jeder wie er es mag und braucht.

Und seit Kurzem bekommt „Stehaufmännchen Niederrhein“ prominente Unterstützung. Im April 2024 nahmen die zwei Frauen an dem Projekt „Volksliebe“ der Volksbank Niederrhein teil. 138 ehrenamtliche Vereine schickten Bilder und Kollagen von sich und der „Stehaufmännchen“ belegte den 2. Platz. Die Ehrung wurde von keinem Geringen als S04-Legende Dietmar „Didi“ Schacht vollzogen. Doch dabei sollte es nicht bleiben.

Stehaufmännchen Niederrhein
Lena Goeman (l.), Didi Schacht (m.) und Katja Tirgrath vom ehrenamtlichen Verein „Stehaufmännchen Niederrhein“. Foto: privat

„Das war so herzzerreißend, wie die beiden Mädels darüber gesprochen haben. Das hat mich so in den Bann gezogen, dass ich dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Volksbank Niederrhein Guido Lohmann gesagt habe, dass wir da was machen müssen. Und er hat mir vorgeschlagen, dass ich doch die Schirmherrschaft übernehmen könnte. Da musste ich überhaupt nicht lange überlegen“, erklärt der 61-Jährige gegenüber DER WESTEN. Die beiden Frauen freuen sich über die prominente Unterstützung und erhoffen sich so mehr Aufmerksamkeit für ihr Engagement. „Ist natürlich toll für uns, dass so ein Schalker Urgestein Interesse an uns hat und uns unterstützt“, so Katja Tilgrith.

Betroffene Familien können gerne an die Mailadresse info@stehaufmaennchen.de schreiben oder über das Kontaktformular auf der Homepage. Die Angebote sind für die Familien kostenlos. Aber gerade deshalb ist der ehrenamtliche Verein „Stehaufmännchen Niederrhein“ auch auf Spenden angewiesen. Sie freuen sich über jeden Euro, der auf dem Konto Stehaufmännchen Niederrhein e.V., IBAN DE83 3546 1106 8123 8630 12 oder per Paypal an info@stehaufmaennchen.de ankommt.