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Mit viel Mut und Freude zum Erfolg

Mit viel Mut und Freude zum Erfolg

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Foto: wp
Beim ersten deutschen Gedichtwettbewerb für Menschen mit Behinderungen ist der 17-jährige Flemming Karthaus von der Carl-Sonnenschein-Schule in Iserlohn-Sümmern mit demersten Preis ausgezeichnet worden.Beim ersten deutschen Gedichtwettbewerb für Menschen mit Behinderungen ist der 17-jährige Flemming Karthaus von der Carl-Sonnenschein-Schule in Iserlohn-Sümmern mit demersten Preis ausgezeichnet worden.

Iserlohn. 

Beim ersten deutschen Gedichtwettbewerb für Menschen mit Behinderungen ist der 17-jährige Flemming Karthaus von der Carl-Sonnenschein-Schule in Iserlohn-Sümmern mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden.

„Das ist wirklich eine ganz tolle Klasse. Sie harmoniert richtig gut, alle verhalten sich sehr sozial. Ja, ich denke, man kann in diesem Zusammenhang schon von Glück sprechen.“ Wenn Klassenlehrerin Hedwig Stankiewicz über ihre zwölf Schutzbefohlenen reden soll, kommt sie schnell ins Schwärmen. Da ist der erste Preis beim Gedichtwettbewerb zum Thema „Zeit“ mit immerhin mehr als 400 Teilnehmern gerade noch das Sahnehäubchen auf der Glückstorte.

17 und 18 Jahre sind die Jugendlichen alt, die in der sogenannten „Berufspraxisstufe 2“ der Carl-Sonnenschein-Schule in ihrem letzten Jahr lernen, bevor sie dann in die Beschützenden Werkstätten oder in andere ausgesuchte Beschäftigungen vermittelt werden.

An diesem Morgen wird in der Klasse allerdings nicht gedichtet, sondern für Weihnachten gebastelt. Es geht lebendig zu, aber keineswegs chaotisch. Als stete Erinnerung hat eine der Schülerinnen auf ihrem Platz immerhin zwei Bildchen kleben: „Nicht schreien!“, „Nicht hauen!“ signalisieren die beiden Zeichen – offenbar mit Erfolg.

Flemming Karthaus, der Sieger-Dichter, fühlt sich sichtlich wohl unter seinen Kameraden. Er sei ohnehin ein höchst beliebter Mitschüler, der Schwächeren gern helfe, Konflikt bereinige – „ein besonderer Menschen eben“, meint Hedwig Stankiewicz.

Womit sie aber die anderen keineswegs zurücksetzen möchte: „Die Teilnahme am Gedichtwettbewerb war für alle eine großes Erlebnis und ein riesiger Erfolg.“

Seit April hatte sich die Klasse gründlich auf den Wettbewerb vorbereitet und sich dabei Schritt für Schritt an das Lesen und Schreiben von Gedichten herangetastet. „Es war für mich einfach wunderbar zu erfahren, mit welcher enormen Emotionalität die Jugendlichen an die Arbeit gingen. Und es ist ihnen gelungen, tiefste Gedanken und Gefühle aufzuspüren und in Worte zu fassen. Sie haben so etwas wie eine neue Kommunikation dabei entdeckt“, resümiert die Pädagogin.

Erarbeiten, durchführen und schließlich reflektieren – in drei Schritten wurde das Gedicht-Projekt in Angriff genommen. Alle seien sehr begeistert bei der Sache gewesen, so die Klassenlehrerin, die es auch nicht versäumt, ihre Kollegen mit ins Erfolgsboot zu nehmen: „Jeder Pädagoge bei uns hat seine besondere Begabung im Umgang mit den Kindern. Und zusammen erzielen wir immer wieder schöne Ergebnisse.“

Das eigenständige Dichten hat die Abschlussklasse insgesamt mutiger und selbstbewusster werden lassen. „Auch Flemming war früher eher ein scheuer Junge; die Erfahrungen rund um den Wettbewerb haben ihm in seiner Entwicklung deutlich gut getan.“

Eine Sonnenblume und eine Urkunde waren neben der honorigen Gedichtveröffentlichung in einem Kalender das „Preisgeld“ für Flemming. Viel wichtiger aber war es ihm, als sein Gedicht bei der feierlichen Auszeichnung in Bielefeld vor aller Ohren rezitiert wurde: „Wir haben uns so mit ihm gefreut“, hält Hedwig Stankiewicz die Erinnerung fest in ihrem Herzen.

Und zum Schluss sagt die Lehrerin auch noch dies: „Unsere Schüler haben wirklich viel Potenzial. Unsere Aufgabe ist es, ihre unterscheidlichen Möglichkeiten zu entdecken und bestmöglich zu fördern. Die Gedicht-Aktion war ein Ansporn, auf diesem Weg weiterzugehen. Durch das Dichten haben die Schüler gelernt, wichtige Momente bewusst aufzunehmen, in Worte zu fassen und in Erinnerung zu behalten. Ihre Vorstellungskraft ist großartig, und sie bilden Assoziationen, wie das vielleicht noch vor einigen Jahrzehnten gar nicht so erkannt, beziehungsweise anerkannt worden ist.“