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Katzenbabys aus der Mülltonne

Katzenbabys aus der Mülltonne

Im Wintergarten von Ouy Gies aus Neustadt (Kreis Marburg-Biedenkopf) kuscheln sich vier Katzenbabys aneinander. Zwei weitere Kätzchen klettern auf den Kratzbaum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehört sie zu den 15 Betreibern von Pflegestellen des gemeinnützigen Vereins „Katzenbabyrettung Mittelhessen“, der im März gegründet wurde.

Schönstadt (dapd-hes). Im Wintergarten von Ouy Gies aus Neustadt (Kreis Marburg-Biedenkopf) kuscheln sich vier Katzenbabys aneinander. Zwei weitere Kätzchen klettern auf den Kratzbaum. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehört sie zu den 15 Betreibern von Pflegestellen des gemeinnützigen Vereins „Katzenbabyrettung Mittelhessen“, der im März gegründet wurde.

„Wir sind deutschlandweit die erste Katzenrettung, die nur für Babys eingerichtet wurde“, sagt die Gründerin und Vereinsvorsitzende Conny Pech. Zielgruppe sind verwaiste Kätzchen bis zum Alter von drei Monaten, die eigentlich noch ihre Mutter brauchen.

In ihrer Wohnung in Schönstadt bei Marburg tummeln sich vier „Kleinkinder“: Drei kleine „Tiger“ und der acht Wochen alte Charly, der laut Pech „vor allen Dingen frech ist“. Er klettert seiner Ziehmutter nicht nur auf die Schulter, sondern schleckt – wenn man nicht aufpasst – auch an der Kaffeetasse auf dem Tisch. Gern balgt er sich auch mit den beiden Chihuahuas-Hunden. Der rote Kater war ebenso wie seine getigerten Artgenossen im Tierheim Marburg in relativ gutem Zustand abgegeben worden.

Das ist nicht immer so, weiß Pech. Manchmal werden ausgesetzte Kätzchen von Passanten auf Radwegen und im Wald gefunden. Selbst in Mülltonnen wurden schon Katzenbabys entdeckt. Meist sind es die Tierschutzvereine und Tierheime, die ihr die oft kranken Tiere bringen: Flöhe, Würmer und Katzenschnupfen sind die Regel. In den vergangenen Wochen kamen mächtige Durchfälle hinzu. Viele sind auch abgemagert. Und die ganz Kleinen müssen mit der Flasche aufgezogen werden: „Das ist wie bei Menschenkindern“, sagt die 36-Jährige.

250 Katzenbabys aufgepäppelt

Die gelernte Krankenschwester hat mit ihrer Familie in den vergangenen fünf Jahren mehr als 250 Katzenbabys aufgepäppelt: „Das sind die Ärmsten der Armen“, sagt Conny Pech: „Ohne menschliche Hilfe haben sie keine Chance.“ Angefangen hat sie mit einem kleinen Kater, den die Nachbarin brachte. Dann half sie dem örtlichen Tierschutzverein bei der Aufzucht der Kätzchen. In diesem Jahr hat sie den eigenen Verein gegründet, der bereits 32 Mitglieder hat.

Dass neugeborene Kätzchen ausgesetzt werden, kann Conny Pech nicht verstehen: „Wenn sie mehrere Tage gehungert haben und erst dann gefunden werden, haben sie eine schlechtere Überlebenschance“, sagt die 36-Jährige. Zwei Tiere haben auch als Folge von heftigen Entzündungen ihr Augenlicht verloren. Conny Pech appelliert aber dringend an alle Katzenbesitzer, ihre Tiere kastrieren zu lassen: „Durch die ständige Vermehrung gibt es immer mehr wilde Katzen, die jahrelang auf der Straße oder im Tierheim leben“, sagt die Expertin.

Suche nach Abnehmern manchmal mühsam

Genügend Abnehmer und Pflegeplätze zu finden, ist nämlich auch für die Katzenretter nicht leicht. Wer den Verein unterstützen oder ein Kätzchen nach dem Aufpäppeln aufnehmen möchte, kann sich im Internet unter katzenbabyrettung.mittelhessen.de iinformieren.

Die 15 Katzenpflegestellen, die über die gesamte Region verteilt sind, arbeiten ehrenamtlich. Seit März wurden hier bereits 125 Kätzchen großgezogen. Spenden braucht der Verein, um Aufzuchtmilch, Spezialfutter, Medikamente und Tierarztrechnungen zu bezahlen.

Auch bei Ouy Thies sind die Kätzchen noch zu klein, um richtig zu maunzen. Sie fiepen – vor allem, wenn sie Hunger haben. Spätestens alle drei Stunden muss der Wurf mit den sechs getigerten, roten und schwarzen Kätzchen mit der Flasche gefüttert werden. Vor zwei Wochen, als die damals nur gut 300 Gramm leichten Fellknäuel vom Tierschutzverein Alsfeld gebracht wurden, brauchten sie die Aufzuchtmilch sogar alle zwei Stunden: „Ich habe kaum geschlafen“, sagt Ouy Gies. Dennoch steht für sie außer Frage, dass sich die Mühe lohnt.

(Internet: http://www.katzenbabyrettung-mittelhessen.de )

dapd