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Geplante Versteigerung von Warhol-Werken empört die NRW-Museen

Geplante Versteigerung von Warhol-Werken empört NRW-Museen

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Versteigerung Warhol Bilder Foto: dpa
Die geplante Versteigerung von Andy-Warhol-Werken empört die Direktoren der Kunstmuseen Nordrhein-Westfalens. Sie sehen einen Ansehensverlust als Kulturnation programmiert und internationale Konventionen missachtet. Der Gewinn der Auktion könnte in den Bau einer neuen Spielbank fließen.

Düsseldorf. 

Die geplante Versteigerung von Kunstwerken Andy Warhols durch ein landeseigenes Unternehmen stößt bei den Museumsdirektoren Nordrhein-Westfalens auf große Empörung. In einem Brandbrief an die Landesregierung fordern 26 Direktoren von Kunstmuseen in NRW, das Vorhaben zu stoppen. Es stehe „in schroffem Gegensatz zu den internationalen Konventionen“, die „den öffentlichen Kunstbesitz zu schützen suchen“, heißt es in dem Brief. „Unseres Wissens ist eine solche Vorgehensweise der öffentlichen Hand in Deutschland bisher einzigartig – im negativen Sinne.“

Gewinn soll für Spielbank-Verluste ausgleichen

Es sei bemerkenswert, dass der geplante Verkauf ausschließlich finanziell begründet werde. Der Gewinn solle offenbar entweder die Verluste der Westdeutschen Spielbanken ausgleichen, dem Neubau einer Spielbank dienen, oder dem Schuldendienst des Landes NRW. Dies mache den Sachverhalt „zu einem brisanten Politikum mit erheblicher Sprengwirkung“.

Falls das Land die frühen Warhol-Werke tatsächlich in New York zur Versteigerung bringe – unter Vermeidung der deutschen Mehrwertsteuer – würde ein grundlegender Kulturwandel vollzogen, der das Image Nordrhein-Westfalens und der Bundesrepublik „als Kulturland und Kulturnation in Frage stellt“: „Die Versteigerung der Warhol-Werke ist ein Tabubruch“, sie schaffe einen „Präzedenzfall“.

Falls der Verkauf nicht mehr zu stoppen sei, müssten die Erlöse in die Kunst reinvestiert werden, so die Direktoren. „Das ist der einzige Weg, einen internationalen Ansehensverlust zu vermeiden“, heißt es in dem Schreiben an NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) und die Minister.

Westspiel erhofft sich 100 Millionen Euro durch Verkauf 

Der nordrhein-westfälische Spielcasinobetreiber Westspiel will die Bilder in New York bei Christie’s versteigern lassen und erhofft sich dafür 100 Millionen Euro. Westspiel ist ein Tochterunternehmen der NRW-Bank.

„Triple Elvis“ von 1963 und „Four Marlons“ von 1966 sollen zu den Hauptexponaten der Herbstauktion im November werden. Der großformatige „Triple Elvis“, ein dreifacher Presley in Cowboypose mit dem Revolver im Anschlag, sowie die „Four Marlons“ nach einem Foto des Schauspielers Marlon Brando, hatten Jahrzehnte im Aachener Casino gehangen. Seit 2009 schlummerten die in ihrem Wert auf Rekordhöhe gestiegenen Kunstwerke in einem Safe.

100 Kunstwerke schmückte Aachener Spielbank 1976

1976 wurde die Aachener Spielbank eröffnet und mit rund 100 Kunstwerken von Dalí bis Warhol geschmückt. Zur Eröffnung warf die Sängerin Daliah Lavi in Begleitung von Curd Jürgens die erste Kugel. Doch die glamourösen Zeiten des Aachener Casinos sind vorbei.

Die Erlöse von Westspiel fließen größtenteils an das Land und die Kommunen, doch weder das Finanzministerium noch die NRW.Bank wollten sich zu dem geplanten Verkauf der Warhol-Bilder äußern. Beide Bilder sind gute zwei Meter hoch und etwa 1,70 Meter breit.

Vor einem Jahr war Warhols „Silver Car Crash (Double Disaster)“ für 105 Millionen Dollar versteigert worden – Auktionsrekord für Warhol. Das Enfant terrible der Kunstszene war 1987 mit nur 58 Jahren auf dem Operationstisch bei einem Routineeingriff gestorben. (dpa)