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Flüchtlinge statt Gymnastik – Schwerter Vereine verärgert

Flüchtlinge statt Gymnastik – Schwerter Vereine verärgert

Bild Ruhrnachrichten
Foto: Bodo Brauer
Die Villigster Turnhalle in Schwerte wird künftig als Flüchtlingsunterkunft benötigt. Viele Vereine müssen ihr Kursangebot daher einschränken.

Schwerte. 

Kinderhandballtraining, Eltern-und-Kind-Turnen und Frauengymnastik waren gestern – Ab Anfang nächster Woche wird die Villigster Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft benötigt. Hauptbetroffene Vereine sind die Breitensportler des TuS Westfalia Villigst und die Handballer der HVE Villigst-Ergste. Wolfgang Meininghaus, 2. Vorsitzender des TuS Westfalia Villigst, und Dirk Mimberg, Jugendleiter der HVE Villigst-Ergste, gingen nun an die Öffentlichkeit, um die Folgen für die Vereinsarbeit zu verdeutlichen und die Entscheidungsträger in die Verantwortung zu nehmen.

„Jeder Verein wünscht sich natürlich, von so einer Entscheidung nicht betroffen zu sein. Aber darum geht es nicht – dass die Flüchtlinge in unsere Halle kommen, ist okay. Allerdings haben wir schon an die führenden Leute unserer Stadt die Erwartung, dass sie nach so einer Entscheidung für die betroffenen Vereine Verantwortung übernehmen und Lösungen anbieten“, sagt Mimberg. In dieser Hinsicht sei aber noch nicht viel passiert. „Wir haben viele Fragen gestellt, aber noch wenig Antworten erhalten“, so Mimberg.

Erste Vorschläge für den Kleinkindbereich hätten den Verein am Donnerstagnachmittag erreicht, so Mimberg. Der TuS Westfalia arbeite intensiv an einer kurzfristigen Lösung, verrät Meininghaus. Falls diese Lösung nicht zustande kommt, befürchtet Meininghaus einen Mitgliederschwund: „Wir haben rund 300 aktive Mitglieder. Wenn sie ihren Sport bei uns nicht mehr betreiben können, werden sie austreten“, meint Meininghaus.

Arbeit der vergangenen Jahre in Gefahr

Für die HVE sieht Mimberg eine jahrelange Aufbauarbeit in Gefahr, die nur durch großes ehrenamtliches Engagement geleistet werden konnte. Dass genau dieses hohe Maß an Ehrenamtlichkeit nun offenbar ein Grund dafür war, sich für Villigst zu entscheiden, stößt Mimberg sauer auf. „Für das, was wir in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt haben, haben wir viel Lob und Schulerklopfen bekommen. Aber gleichzeitig kriegen wir jetzt die Füße weggezogen.“ Schnell kommt an dieser Stelle die Aufforderung, im Verein enger zusammenzurücken. „Das ist bei uns aber nur begrenzt möglich“, erklärt Mimberg.

Bei den HVE-Trainingseinheiten in der Gänsewinkel-Halle wechseln sich Gruppen ohnehin schon im Wochenrhythmus ab und schon jetzt teilen sich mehrere Teams eine Hallenzeit. So kann Mimberg die E-Mail eines Vaters noch nicht endgültig beantworten, der wissen wollte, wann und wo sein Sohn denn künftig Training habe. „Die Mitglieder wollen wissen, wie es weitergeht – ist doch klar“, so der HVE-Jugendleiter und ergänzt: „Die Problematik ist nicht, dass es uns in Villigst getroffen hat. Die Problematik ist, dass keine Alternative angeboten wird.“

23 Sportgruppen des TuS Westfalia Villigst und der HVE Villigst-Ergste, die jede Woche die Villigster Turnhalle nutzen, sind nach Vereinsgaben von der Hallenschließung betroffen. Es sind zwei Mutter-Kind-Gruppen, zwei Kinder-Handballgruppen, drei Frauen-Sportgruppen, eine gemischte Sportgruppe, vier Herren-Sportgruppen und eine Tischtennisgruppe. Hinzu kommen zehn Handballteams bzw. -gruppen, die bereits im Spielbetrieb sind: männliche B-, C-, D- und E-Jugend, weibliche A-, C- und D1-Jugend, gemischte F-Jugend sowie die dritte Herrenmannschaft und mannschaftsübergreifendes Torwarttraining.