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Bürger wehren sich gegen Schweinemast-Betrieb in Schwerte

Bürger wehren sich gegen Schweinemast-Betrieb in Schwerte

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Sauen in konventioneller Haltung werden laut einer Studie systematisch mit Hormonen versorgt. Foto: Daniel Bockwoldt
Ende Mai hatte sich die Bürgerinitiative gegen Tierfabriken in Schwerte gegründet — Anlass war der angeblich geplante Ausbau eines Schweinemastbetriebs im Ortsteil Reingsen. Die Gegner des Vorhabens verteilen Flyer und sammeln Unterschriften. Umweltschützer befürchten einen Trick.

Schwerte. 

Eine von Landwirt Rainer Goeken angeblich geplante Schweinemast-Anlage in Schwerte erhitzt die Gemüter in der Ruhrstadt. Eine Bürgerinitiative kämpft gegen den Mastbetrieb. Flyer und Unterschriftenlisten will die Initiative in allen Läden auslegen, die „mit dem Thema in Verbindung stehen“, sagt ihr Gründer Eckhard Schmidt. 50 Mitglieder, denen der Flyer am Dienstag vorgestellt wurde, umfasse die Initiative mittlerweile — und laut Schmidt kommen täglich neue Anfragen.

„Die Initiative setzt sich aus jungen und alten Menschen, Männern und Frauen zusammen“, sagt er. Und sie alle hätten verschiedene Anliegen. Den einen gehe es besonders um den Umweltschutz, den anderen um den Tierschutz, wieder anderen um die eigene Gesundheit.

Landwirt überlegt noch: „Wir prüfen derzeit alles“

Dabei ist bislang noch nicht klar, welchen Antrag Landwirt Rainer Goeken überhaupt stellen wird. Auch er selbst wollte sich dazu bislang nicht äußern. „Wir prüfen derzeit alles“, sagt er. Mehr wollte er nicht verraten. Auch nicht, wie groß sein Betrieb in Reingsen am Ende überhaupt sein soll. Derzeit liegt jedenfalls weder der Stadt Schwerte noch dem Kreis Unna ein Antrag vor.

Für den Fall, dass der Antrag dennoch schneller eingereicht wird als vermutet, will Schmidt die Politiker vorbereiten. Deswegen haben er und seine Mitstreiter einen Offenen Brief an den Stadtrat und Bürgermeister Heinrich Böckelühr verfasst. Übergeben wollen sie ihn am 10. oder 11. Juli. „Die Entscheidung kann von der Stadt Schwerte beeinflusst werden“, meint Schmidt.

Umweltschützer befürchten Trick beim Neubau

Die Umweltschützer befürchten, der Landwirt könne beispielsweise mit einem neugebauten Stall tricksen. Dann nämlich würden die weiteren Schweine nicht zu den vorhandenen addiert werden, sondern die Zählung würde bei Null beginnen. Dadurch könnte der Landwirt die Grenze der 2000 Schweine umgehen, ab der das Genehmigungsverfahren öffentlich gemacht werden würde.

Der Grüne Bundestagsabgeordnete Friedrich Ostendorff sprach sich Ende April gegen die Massentierhaltung in Schwerte aus: „Ausgerechnet in einem der idyllischsten Naherholungsgebiete wird die erste Massentierhaltungsanlage im Südkreis Unna geplant.“ Sie könne fast mit den durchschnittlich größten deutschen Schweinehöfen mithalten, die sich laut statistischem Bundesamt im Jerichower Land bei Magdeburg befinden.

Landwirt: „Habe laut nachgedacht“

Landwirt Goeken sagte im April, dass es noch nicht konkret sei, wie, wann und und wo er seinen Betrieb erweitern wolle. „Ich habe einmal laut darüber nachgedacht, aber es nicht beschlossen.“ Er versuche nichts zu verstecken und zu verheimlichen, so der Bauer. Er wolle nur die Existenz seiner Familie sichern. Einen konkreten Bauantrag gebe es noch nicht „Ich finde es nicht in Ordnung, wie mit meiner Familie umgegangen wird. Wir schätzen und lieben unsere Tiere“, so Goeken.

Fragenkatalog der Bürgerinitiative

Die Initiative fordert nun Antworten auf folgende Fragen zum Tier- und Umweltschutz (im Wortlaut):

  • Wieviel Antibiotika werden verabreicht werden und wird der Tierarzt überwacht, inwieweit Antibiotika übermäßig verabreicht werden?
  • Was kontrolliert das Veterinäramt, und welche Kontrollen werden wie oft und in welcher Form insgesamt seitens der Behörden vorgenommen, und wie sehen die Ergebnisse aus?
  • Wieviel Ammoniak wird in die Luft abgeleitet? Welche anderen Schadstoffe werden durch die Abluft abgeleitet?
  • Werden die Tiere ausschließlich innerhalb des Gebäudes gehalten und wird ausschließlich künstliches Licht verwendet?
  • Wieviel Platz haben die Tiere, und sind sie auf engstem Raum eingepfercht?
  • Findet eine Zwangskastration der Ferkel und Besamung der Sauen statt?
  • Bekommen die Tiere ohne Betäubung ihre Schwänze gekürzt?
  • Werden die Sauen in Kastenständen ohne Bewegungsmöglichkeiten eingezwängt, und wie lange verbringen sie in diesen extrem engen Ställen?
  • Wieviel Gülle wird auf den landwirtschaftlichen Flächen des Betriebes in Ergste verbracht und wurden die Gewässer/Bachläufe auf Belastung mit Nitrat untersucht?
  • Wie wird sichergestellt, dass eine Belastung des Elsebaches und im Naturschutzgebiet insgesamt vermieden wird?
  • Welche Auswirkung hat die Anlage auf die Verkehrsbelastung durch LKW beispielsweise auf der Straße Bürenbrucher Weg?