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2000 Schüler, 120 Lehrer – Kevelaer plant die XXXL-Schule

2000 Schüler, 120 Lehrer – Kevelaer plant die XXXL-Schule

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Kevelaer11020129 Luftbild Foto: Hans Blossey
2000 Schüler, 120 Lehrer, neun Klassen pro Jahrgang: Die neue Gesamtschule in Kevelaer wird die größte an Rhein und Ruhr. Die Eltern aus umliegenden Ortschaften sorgen sich, ob ihre Kinder in dem großen Schulzentrum, in dem auch das Gymnasium untergebracht ist, nicht untergehen.

Am Niederrhein. 

Mitte Februar, in wenigen Wochen also, schlägt die Stunde der Wahrheit. Stimmen die Anmeldezahlen mit den Erwartungen überein? In Kevelaer und der acht Kilometer entfernten Nachbargemeinde Weeze haben Schulplaner Großes vor. Die gemeinsame Gesamtschule, die im Sommer an den Start geht, soll über neun Klassen (!) pro Jahrgang verfügen. Erwartet werden insgesamt etwa 2000 Schüler; rund 120 Lehrer werden für sie da sein.

Vorbei sind die Zeiten der geburtenstarken Jahrgänge. Bei Schulen verlangt das gerade in ländlichen Gegenden wie dem Niederrhein nach kreativen Lösungen, auch über kommunale Grenzen hinaus. In Kevelaer laufen die Planungen für die Schule bereits seit geraumer Zeit. Ab Sommer gibt es bei Haupt- und Realschule keine Neuaufnahmen mehr. In die dann freiwerdenden Räume des Schulzentrum zieht die Gesamtschule. Je drei Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis acht werden im benachbarten Weeze unterrichtet. So ist der Plan.

„Mammutaufgabe“für die Schulleitung

Und die Praxis? Zumindest die Weezer Schüler der unteren Klassen werden nicht pendlen müssen, gut so. Trotzdem: „Die zwei Standorte der Schule zu händeln, wird nicht einfach“, sagt Michael Cuypers, Rektor der Noch-Realschule und Leiter einer Arbeitsgruppe, die das pädagogische Konzept der neuen Schule erstellt. Es wird nur einen Rektor und einen Stellvertreter geben, die ebenso wie die Abteilungsleiter verpflichtet sind, auch zu unterrichten. „Die Verwaltung der Schule wird eine Mammutaufgabe“, sagt Cuypers respektvoll. Und Eltern aus umliegenden Ortschaften sorgen sich, ob ihre Kinder in dem großen Schulzentrum nicht untergehen, in dem auch das Gymnasium untergebracht ist.

Eine Schule mit 2000 Schülern– kann man sich mit so einer riesigen Institution noch identfizieren? Fest steht: Die neue Schule wird eine der größten in NRW sein, sicher aber die größte im Regierungsbezirk Düsseldorf, wo es bislang keine neunzügige Einrichtung gibt. „Die Größe einer Schule ist nach oben nicht begrenzt, das Schulgesetz gibt lediglich Mindestgrößen vor“, erklärt Stefanie Klockhaus von der Bezirksregierung. Spitze in der Region sind bis dato die Gesamtschulen Bockmühle in Essen (1496 Schüler) und Osterfeld in Oberhausen (1532). Einen Trend zu Riesenschulen sieht die Behördensprecherin nicht: „Es kommt auf regionale Gegebenheiten an.“ Die neuen Sekundarschulen seien eher im mittelgroßen Bereich. Überhaupt sei die Größe einer Schule eine Frage der Organisation: „Man kann einen Standort räumlich gliedern, indem man etwa verschiedene Schulhöfe für unterschiedliche Jahrgangsstufen einrichtet“, meint Klockhaus.

„Dependencen können aber nur eine Notlösung sein“, meint allerdings Udo Beckmann, Landeschef des Lehrerverbandes VBE. In Problem in der Größe sehen er wie auch Ilse Führer-Lehner von der Gewerkschaft GEW nicht; wichtig sei, dass Schüler und Eltern mit Klassenlehrern und Abteilungsleitern konkrete Bezugspersonen haben. „Wir begrüßen, dass es mehr Schulen gibt, die ein längeres gemeinsames Lernen anbieten“, betont die GEW-Fachfrau.

Vor Ort verweist Noch-Realschulleiter Michael Cuypers auf die Vorteile der Schulgröße: „Durch die vielen Räume kann das gesamte Fächerspektrum angeboten werden“, sagt Cuypers. Ein künstlerisches Fach wie „Darstellen und Gestalten“ etwa gebe es nicht an jeder Schule. Bei den Sprachen werde man auch Spanisch und Latein anbieten können und nicht nur die Standards Englisch, Französisch und Niederländisch. In Folge der Schülerzahl rechnet Cuypers auch mit einer großen Zahl von AGs.

Eine Frage, die sich wohl erst in einigen Jahren klären lässt: Wird es in der 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer auch künftig zwei Oberstufen geben – eine in der Gesamtschule und weiterhin eine im benachbarten Gymnasium. Die Leitung des Gymnasiums hat da große Zweifel. Ein Zusammenlegen der Oberstufe dürfte jedoch zumindest einstweilen sehr schwierig sein. Das Gymnasium hat nämlich auf das Abitur nach acht Jahren umgestellt (G8), die Gesamtschule hingegen soll das G9-Modell erhalten.